Wikipedia:Redaktion Medizin/Leserbrief

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484 Worte plus Fußnoten

Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ)
Dr. oec. troph. Babette Bürger
c/o Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin
Postfach 12 02 64

10592 Berlin


Leserbrief zu dem Artikel "Sind medizinische und Gesundheitsinformationen auf den Internetseiten von Wikipedia evidenzbasiert? – Eine Inhaltsanalyse" aus ZEFQ, online publiziert (doi:10.1016/j.zefq.2008.06.019)


Sehr geehrte Damen und Herren,
die in der Redaktion Medizin[1] zusammengeschlossenen Fachautoren[2] der deutschsprachigen Wikipedia haben mit großem Interesse die o. g. Arbeit gelesen.

Mit Recht haben die Autorinnen keine quantitativen Vergleiche zwischen den ungleichen Quellen gezogen. Wir haben uns dennoch gefreut, dass die Wikipedia erwartungsgemäß in allen Punkten ausführlicher und vollständiger war als die Webangebote einzelner Krankenkassen (86 % der Beispielfragen konnten spezifisch beantwortet werden, BKK 0 %, TK 45 %, AOK 64 %). Wir messen uns daher auch und werden gemessen[3][4][5] eher an internationalen Enzyklopädien als an deutschen Kassenseiten. Im Gegensatz zu diesen ist die Wikipedia für jedermann anmeldefrei und kostenlos nutzbar. Wikipediaartikel gibt es nicht nur auf Deutsch und Englisch wie bei der AOK (voll erfülltes Kriterium der Mehrsprachigkeit), sondern in 260 weiteren Sprachen, darunter auch viele in Deutschland gesprochene Idiome wie Türkisch und Russisch[6].

Zum Inhaltlichen erlauben wir uns zunächst den Hinweis, dass die Wikipedia sich als Enzyklopädie versteht, die bekanntes Wissen verständlich darstellt und keinesfalls als Patientenratgeber konzipiert ist[7][8]. Daher wird man konkrete Handlungsanweisungen für Patienten sowie Hinweise auf Unterstützungsangebote/Selbsthilfegruppen auf unseren Seiten vergeblich suchen[8], selbst wenn sie Teil einer evidenzbasierten Patientenaufklärung sein sollten[9]. Auch Hinweise auf besonders geeignete Ärzte oder Krankenhäuser oder gar "Hitlisten" widersprechen enzyklopädischen Prinzipien und kommen daher in der Wikipedia nicht vor. Insoweit besteht ein erheblicher Unterschied in der Zielrichtung der verglichenen Webseiten.

Der Anspruch der Wikipedia, jedermann teilhaben zu lassen, impliziert selbstverständlich auch, dass immer wieder unrichtige oder verfälschte Inhalte eingestellt werden. Durch die gewollte Möglichkeit der Anonymität der Autoren kommt es zu weiteren Schwierigkeiten bezgl. der von Steckelberg et al. geforderten Metainformationen (Verfasser, Sponsoren, finanzielle Abhängigkeiten, Ziele der Publikation)[9]. Unser Ansatz, Fehler zu erkennen sowie einseitig interessenbezogene Inhalte und Lobbyismen zu vermeiden, unterscheidet sich von dem im Bereich der Printmedien üblichen Vorgehen, ist aber ebenso wirksam. Die Wikipedia nutzt die Möglichkeit des permanenten vielfachen peer-review von fachkundigen Mitlesern, die einseitige oder gar falsche Darstellungen in der Regel sehr schnell erkennen und entfernen[10][11].

Unabhängig davon nehmen wir die von Steckelberg et al. angedachten objektiven "evidenzbasierten Patienteninformationen" als durchaus hilfreich wahr und diskutieren derzeit, in welcher Form sie in die Leitlinien für medizinische Artikel in der Wikipedia[8] eingebunden werden können.

Zuletzt möchten wir noch auf einige Ungereimtheiten hinweisen. Es wird aus den vorgelegten Daten erst nach längerem Suchen ersichtlich, welche der 22 Fragen nicht in die Bewertung eingeflossen sind und warum. Hierbei sei uns der Hinweis gestattet, dass in Tabelle 1 die Frage nach plötzlicher Kindestod (SIDS) bei der TK sowohl als "allgemeine Informationen vorhanden" als auch mit "keine Informationen vorhanden" markiert ist. Aus der Differenz der ausgewerteten Themen (AOK 19, TK 21, Wikipedia 21) ergibt sich aus unserer Sicht für die Ergebnisse der AOK ein statistisches Problem, das nicht in der Diskussion erwähnt wird. Die im Rahmen der Diskussion beschriebene Vergleichbarkeit der Inhalte der Kassenseiten und der Wikipedia scheint aus unserer Sicht etwas optimistisch, wenn man in Betracht zieht, dass man bei den Web-Angeboten der Kassen auf zu viele Fragen keine spezifische Antwort bekommt.

Mit freundlichen Grüßen



Einzelnachweise
  1. Wikipedia-Seite; Redaktion Medizin in der Wikipedia; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin
  2. Wikipedia-Seite; Mitglieder der Redaktion Medizin; Online http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Ansprechpartner
  3. Dorothee Wiegand: Entdeckungsreise: Digitale Enzyklopädien erklären die Welt. c’t 06/2007, S. 136ff
  4. Jim Jiles; Internet encyclopaedias go head to head; Nature 438;900–901 (2005)
  5. Stern-Test: Wikipedia schlägt Brockhaus; 5. Dezember 2007. Online: http://www.stern.de/computer-technik/internet/604423.html
  6. Wikipedia-Seite; Sprachen in der Wikipedia weltweit; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Sprachen
  7. Wikipedia-Seite; Wikipedia is not a manual, guidebook or textbook; Online: http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:NOTMANUAL#MANUAL
  8. a b c Wikipedia-Seite; Leitlinien für medizinische Artikel in der Wikipedia; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Leitlinien
  9. a b Steckelberg et al.; Kriterien für evidenzbasierte Patienteninformationen; Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. (2005) 99; 343–351; Online: http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/images/pdf/Steckelbergetal.pdf
  10. Wikipedia-Seite; Eingangskontrolle neuer medizinischer Artikel in der Wikipedia; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Medizin/Neue_Artikel
  11. Wikipedia-Seite; Qualitätssicherung medizinischer Artikel; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Qualitätssicherung

Leserbrief zu Ihrem Artikel "Sind medizinische und Gesundheitsinformationen auf den Internetseiten von Wikipedia evidenzbasiert? – Eine Inhaltsanalyse" aus ZEFQ, online publiziert (doi:10.1016/j.zefq.2008.06.019)

Die in der "Redaktion Medizin" zusammengeschlossenen Fachautoren der deutschsprachigen Wikipedia haben mit großem Interesse die o.g. Arbeit gelesen. Der Ansatz, die Seminarteilnehmerinnen die Angaben der Online-Enzyklopädie Wikipedia mit dem Ergebnis ihrer selbsterstellten evidenzorientierten Literaturrecherchen vergleichen zu lassen, scheint uns von besonderem Interesse, weil bekanntlich bis zu 40 % der Universitätsstudenten solche Pflichtarbeiten aus Internetquellen abschreiben[1]. Dass Stehlen nicht zum wissenschaftlichen Erfolg führt, haben die Studenten so nebenbei gleich konkret erfahren.

Mit Recht haben die Autoren keine quantitativen Vergleiche zwischen den ungleichen Quellen gezogen. Wir haben uns dennoch gefreut, dass die Wikipedia (800 000 deutschsprachige Artikel, ca. 40 000 deutschsprachige Autoren) erwartungsgemäß in allen Punkten ausführlicher und vollständiger war als die Webangebote einzelner Krankenkassen: 86% der Beispielfragen konnten spezifisch beantwortet werden. Wir messen uns denn auch eher an internationalen Enzyklopädien als an deutschen Kassenseiten. Im Gegensatz zu diesen ist die Wikipedia ausserdem für jedermann anmeldefrei und kostenlos nutzbar, und das nicht nur in Deutsch und Englisch, sondern in 260 weiteren Sprachen. Darunter auch viele in Deutschland gesprochene Idiome wie Türkisch, Russisch, Romani und Sorbisch.

Zum Inhaltlichen erlauben wir uns den Hinweis, dass die Wikipedia sich als Enzyklopädie, die bekanntes Wissen verständlich darstellt, versteht, und keinesfalls als Patientenratgeber (unsere diesbezüglichen Leitlinien finden Sie hier [2] und hier [3]). Daher wird man konkrete Handlungsanweisungen für Patienten, aber auch vergleichende Wertungen von Behandlungsformen oder Medikamenten auf unseren Seiten vergeblich suchen, selbst wenn sie Teil einer evidenzbasierten Patientenaufklärung sein sollten. Auch Hinweise auf besonders geeignete Ärzte oder Krankenhäuser oder gar "Hitlisten" widersprechen enzyklopädischen Prinzipien und kommen daher in der Wikipedia nicht vor. Insoweit besteht ein erheblicher Unterschied in der Zielrichtung der verglichenen Webseiten.

Der Anspruch der Wikipedia, jedermann und jederfrau teilhaben zu lassen, impliziert selbstverständlich auch, dass immer wieder unrichtige oder verfälschte Inhalte eingestellt werden. Unser Ansatz, Fehler, einseitig interessenbezogene Inhalte und Lobbyismen zu vermeiden, unterscheidet sich von dem im Bereich der Printmedien üblichen Vorgehen, ist aber ebenso wirksam: Da die meisten Autoren anonym schreiben, kann es keine Offenlegungen und Disclaimer geben. Stattdessen nutzt die Wikipedia den permanenten vielfachen peer-review von tausenden fachkundigen Mitlesern, die einseitige oder gar falsche Darstellungen in der Regel sehr schnell erkennen und entfernen.

Als "Redaktion Medizin" in der deutschsprachigen Wikipedia sind wir über die recht gute "Trefferquote" von 86% erfreut, sie bestätigt unsere bisherige Arbeit und ist uns Anlass, sie stets weiter zu verbessern.

Mit freundlichen Grüßen

von? einem "Sprecher" der mit Realname in WP editiert?

Einzelnachweise
  1. Maurer H, Kappe F, Zaka B: Plagiarism - A Survey. Journal of Universal Computer Science 2006 (12):1050-1084 [1]
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:NOTMANUAL#MANUAL
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:RMLL

Gestraffte Version (Wordcount 368)

[Quelltext bearbeiten]

Hier eine gestraffte Version die ich auch etwas umgegliedert habe. Übernehmen oder nicht, es bleibt Euch überlassen. Grüße --Marvin 101 21:47, 17. Nov. 2008 (CET)[Beantworten]

Leserbrief zu dem Artikel "Sind medizinische und Gesundheitsinformationen auf den Internetseiten von Wikipedia evidenzbasiert? – Eine Inhaltsanalyse" aus ZEFQ, online publiziert (doi:10.1016/j.zefq.2008.06.019)


Mit großem Interesse haben die in der "Redaktion Medizin"[1] zusammengeschlossenen Fachautoren[2] der deutschsprachigen Wikipedia die Arbeit "Sind medizinische und Gesundheitsinformationen auf den Internetseiten von Wikipedia evidenzbasiert? – Eine Inhaltsanalyse" gelesen.

Zum Inhalt der Arbeit erlauben wir uns den Hinweis, dass die Wikipedia sich als Enzyklopädie versteht, die bekanntes Wissen verständlich darstellt und keinesfalls als Patientenratgeber konzipiert ist[3][4]. Daher wird man konkrete Handlungsanweisungen für Patienten sowie Hinweise auf Unterstützungsangebote/Selbsthilfegruppen auf unseren Seiten vergeblich suchen, selbst wenn sie Teil einer evidenzbasierten Patientenaufklärung sein sollten[5]. Auch Hinweise auf besonders geeignete Ärzte oder Krankenhäuser oder gar "Hitlisten" widersprechen enzyklopädischen Prinzipien und kommen daher in der Wikipedia nicht vor. Insoweit besteht ein erheblicher Unterschied in der Zielrichtung der verglichenen Webseiten. Im Gegensatz zu den Internetangeboten deutscher Krankenkassen ist die Wikipedia zudem für jedermann anmeldefrei und kostenlos nutzbar. Des Weiteren finden sich die Informationen nicht nur in Deutsch und Englisch wie bei der AOK (voll erfülltes Kriterium der Mehrsprachigkeit), sondern in 260 weiteren Sprachen, darunter auch viele in Deutschland gesprochene Idiome wie Türkisch, Russisch, Romani und Sorbisch.

Der Anspruch der Wikipedia, jedermann teilhaben zu lassen, impliziert selbstverständlich auch, dass immer wieder unrichtige oder verfälschte Inhalte eingestellt werden. Unser Ansatz, Fehler zu erkennen sowie einseitig interessenbezogene Inhalte und Lobbyismen zu vermeiden, unterscheidet sich von dem im Bereich der Printmedien üblichen Vorgehen, ist aber ebenso wirksam. Die Wikipedia nutzt die Möglichkeit des permanenten vielfachen peer-review von tausenden fachkundigen Mitlesern, die einseitige oder gar falsche Darstellungen in der Regel sehr schnell erkennen und entfernen[6][7]. Unabhängig davon nehmen wir die von Steckelberg et al. angedachten objektiven "Evidenzbasierte Patienteninformationen" (EBPI) als durchaus hilfreich wahr und diskutieren derzeit, in welcher Form sie in die Leitlinien für medizinische Artikel in der Wikipedia[4] eingebunden werden können.

Zuletzt möchten wir noch auf einige Ungereimtheiten hinweisen. Es wird im Text nicht deutlich, welche der 22 Fragen nicht in die Bewertung eingeflossen sind und warum dies nicht geschehen ist. Es bleibt auch unklar, warum hier eine Differenz zwischen AOK, TK und der Wikipedia herrscht (AOK 19, TK 21, Wikipedia 21 Themen). Die beschriebene Vergleichbarkeit der Inhalte der Kassenseiten und der Wikipedia scheint aus unserer Sicht etwas optimistisch, wenn man in Betracht zieht, dass man bei den Web-Angeboten der Kassen zu vielen Fragen keine spezifische Antwort bekommt.

Mit freundlichen Grüßen


Einzelnachweise
  1. Redaktion Medizin in der Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin
  2. Mitglieder der Redaktion Medizin http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Ansprechpartner
  3. Wikipedia-Seite; Wikipedia is not a manual, guidebook or textbook; Online: http://en.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:NOTMANUAL#MANUAL
  4. a b Wikipedia-Seite; Leitlinien für medizinische Artikel in der Wikipedia; http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Leitlinien
  5. Steckelberg et al.; Kriterien für evidenzbasierte Patienteninformationen; Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. (2005) 99; 343–351; Online: http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/images/pdf/Steckelbergetal.pdf
  6. Wikipedia-Seite; Eingangskontrolle neuer medizinischer Artikel in der Wikipedia; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Medizin/Neue_Artikel
  7. Wikipedia-Seite; Qualitätssicherung medizinischer Artikel; Online: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Redaktion_Medizin/Qualitätssicherung