Wilhelm Herberholz

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Wilhelm „Olof“ Herberholz (* 1. Februar 1881 in Schwerte; † 10. Februar 1956 in Oberstdorf) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren in Schwerte besuchte Herberholz das Wilhelmsgymnasium in Kassel. Von 1893 bis 1899 studierte er an der Kunstakademie Kassel unter anderen bei Karl Brünner, Hermann Knackfuß und Louis Kolitz und von 1899 bis 1910 an der Kunstakademie Düsseldorf im Fach Lehramt.[1] Nach eigenen Angaben (siehe Lebenslauf von 1939) war er Schüler in der Zeichenklasse von Peter Janssen, der Malklasse von Eduard von Gebhardt und Willy Spatz, in der Radierklasse von Carl Ernst Forberg und zuletzt in der Meisterklasse von Claus Meyer. In Düsseldorf war er Mitglied des Künstlervereins Malkasten[2] und als Mitglied des Vereins der Düsseldorfer Künstler erhielt Herberholz um 1909 im „Künstler- und Atelierhaus“ in der Sittarder Straße 5 ein Atelier, dort 1912 als Meisterschüler eingetragen.

Wilhelm Herberholz schuf vor allem Landschaften und Porträts. Seine Bilder waren 1910 und 1914 auf der Großen Berliner Kunstausstellung, 1911 in Düsseldorf, 1914 auf der Ausstellung des Akademischen Vereins „Laetitia“ in der Kunsthalle Düsseldorf und 1921 in der Jahresausstellung der Künstlervereinigung „Niederrhein“ in Düsseldorf zu sehen.

1914 heiratete Herberholz die Pianistin Anna Grobbel (1881–1915) und bezog ein Haus am Markt 64 in Kaiserswerth, wo auch Arthur Kaufmann sich anfänglich aufhielt.[3] Er war Kriegsfreiwilliger im 2. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 11 und in Kaiserswerth war das „2. Ersatz-Bataillon Infanterie-Regiment Nr. 53“ aufgestellt.[4] Während eines Aufenthalts im Baltikum entstanden 1918 – für den im Auftrag des Kriegspresseamtes und des Auswärtigen Amtes erstellten Bild- und Textband des Historikers Hermann Kassebaum[5] – mehr als zehn Aquarelle, u. a. Kaufhof in Dorpat, Domkirche in Reval und Stadtansicht von Narva.

Anfang 1920 heiratete Herberholz in zweiter Ehe Helene Erbes (* 1879), Witwe des Malers Theodor Funck, Tochter von Robert und Sophie Erbes, geborene Wagner, aus Neuwied, die selbst malte und töpferte[6] und bezog das Haus der Familie Erbes in der Gartenstraße 44.[7][8]

1922 übernahm Wilhelm Herberholz an der Kunstakademie Düsseldorf den Lehrstuhl für Freie Grafik und Maltechnik sowie die Werkstattleitung für Materialkunde. Unter Walter Kaesbach wurde Herberholz 1924 beauftragt ein Institut für Maltechniken einzurichten, das er in enger Zusammenarbeit mit Nauen, Campendonk und Thorn-Prikker aufbaute, somit alle Zweige der Maltechnik theoretisch und praktisch gelehrt werden konnten. Ab 1927 wurde Herberholz mit Professor an der Kunstakademie in der Abteilung für Grafik im Adressbuch aufgeführt[9] und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus obligatorisch Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste, die unter der Leitung des Direktors der Akademie Peter Grund stand.

Nach eigenen Angaben war Wilhelm Herberholz 1938 in einen politischen Prozess verwickelt, von der Stapo Düsseldorf verhaftet, und zuerst im Polizeipräsidium und von da in der Ulmer Höh in Schutzhaft genommen.[10] Herberholz war Mitglied der NSDAP und der SA.[11]

1944 wurde auf der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München ein Werk von Herberholz gezeigt; als Künstler wurde er außerdem im entsprechenden Jahres-Hauptkatalog geführt.[12]

Herberholz war von 1922 bis 1950 durchgehend Lehrkraft an der Kunstakademie, war 1938 in das Beamtenverhältnis berufen und 1947 pensioniert, jedoch im Angestelltenverhältnis weiterhin beschäftigt worden. Im Dezember 1945 wurde Herberholz, trotz seiner Parteimitgliedschaft argumentativ reingewaschen: „War Parteimitglied, gehörte verschiedenen Organisationen an, ist aber völlig harmlos ohne politischen Ehrgeiz. Sein Bleiben ist sehr wünschenswert.“[13]

Friedrich Wilhelm Herberholz verbrachte seinen Ruhestand in Oberstdorf im Allgäu und wurde auf seinem Wunsch in Lindau am Bodensee in aller Stille eingeäschert.[14]

Schüler (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 4, München 2006. (auch als Google eBook)
  • J. Heinrich Schmidt: In memoriam Friedrich Wilhelm Herberholz.In: Düsseldorfer Heimatblätter 12/3 (1956), S. 61 f.
  • Dirk-Gerd Erpenbeck: Bilder aus dem Baltenland – Bilder keiner Ausstellung. Werke von Wilhelm Herberholz und Heinz Becker aus dem 20. Jh. In: Westfalen und das Baltikum 1200 bis 2000. Emschertal-Museum, Herne 2007, S. 121–131.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herberholz, Wilhelm, KA (Ausbildung; Lehramt) Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: Juni 2024), PDF
  2. Bestandsliste (Memento des Originals vom 12. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/malkasten.org, Webseite im Portal malkasten.org, abgerufen am 18. Mai 2016
  3. Kunstmaler, Herberholz, Wilh. und Kaufmann, Arthur, K(=Kaiserswerth) Markt 64, in Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf und die Bürgermeistereien Benrath, Erkrath... 1915 ub.uni-duesseldorf.de
  4. Vierzehn – Achtzehn: Kaiserswerth war Garnison für das „II. Ersatz-Bataillon Infanterie-Regiment 53“., auf mein-kaiserswerth.de
  5. Hermann Kassebaum: Skizzen und Bilder aus den baltischen Provinzen. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, o. J.
  6. Thomas O. Hueglin: We All Giggled: A Bourgeois Family Memoir. Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ontario, Kanada, 2011, ISBN 978-1-55458-262-4, S. 19 f. (Google Books)
  7. Kunstmaler: Herberholz, Willy, Gartenstraße 44, in Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf und die Bürgermeistereien Benrath, Erkrath... 1922 ub.uni-duesseldorf.de
  8. Gartenstraße 44 E (Erben: Erbes) Herberholz, Wilhelm, Kunstmaler, Professor 1 u. 2, in Adreßbuch für Düsseldorf Stadt und Umgebung 1932 ub.uni-duesseldorf.de
  9. Abteilung für Graphik: Professor W. Herberholz. In Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1927 S. 13 (uni-duesseldorf.de)
  10. In Abteilung Rheinland, NW 0060 (KM Bildende Kunst), Nr. 166 (dfg-viewer.de)
  11. Gregory Maertz: Nostalgia for the Future. Stuttgart 2019. ISBN 978-3-8382-1281-4, S. 105 (siehe Fußnote, google books)
  12. Vgl. Teilnehmerlisten der „Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937–1944“ im Portal treffpunkt-kunst.net – An den acht Jahresausstellungen von 1937 bis 1944 nahmen insgesamt 2405 Einzelkünstler teil, 1464 nahmen mehrfach teil. Man kann davon ausgehen, dass sich zum damaligen Zeitpunkt zumindest die mehrfach ausstellenden Künstler ihrer Funktion als vorbildhafte, systemkonforme NS-Künstler vollständig bewusst waren und die damit verbundenen Privilegien nutzten.
  13. Protokoll der Sitzung des Personalausschusses vom 19. Dezember 1945, LAV NRW, NW 0060, Nr. 178, Bl. 3. (dfg-viewer.de)
  14. Traueranzeige der Akademie zu Akademieprofessor Wilhelm Herberholz (Düsseldorf). In Abteilung Rheinland, NW 0060 (KM Bildende Kunst), Nr. 166 (dfg-viewer.de)