Yukonit
Yukonit | |
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Yukonit (rötlichbraune, harzähnliche Masse) aus der Venus Mine am Windy Arm (Tagish Lake), Yukon, Kanada (Größe: 2,1 cm × 1,7 cm × 1 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Yuk[1] |
Chemische Formel | Ca2Fe3+3(AsO4)3(OH)4·4H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/D.15 VII/D.48-040 8.DM.25 42.08.06.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | keines, da amorph |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,65[3] |
Spaltbarkeit | keine |
Bruch; Tenazität | muschelig; extrem spröde |
Farbe | dunkelbraun, bräunlichschwarz, violett bis dunkelblutrot |
Strichfarbe | bräunlichgelb |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz bis Harzglanz |
Yukonit (IMA-Symbol Yuk[1]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Fe3+3(AsO4)3(OH)4·4H2O[2] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Eisen-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Yukonit ist eines der wenigen Minerale, das ähnlich wie Glas zu den amorphen Feststoffen gehört, das heißt die Atome in der Verbindung bilden keine geordneten Strukturen. Entsprechend findet er sich ausschließlich in Form unregelmäßiger, derber oder gelähnlicher Mineral-Aggregate bzw. Konkretionen von dunkelbrauner, bräunlichschwarzer oder violetter bis dunkelblutroter Farbe bei bräunlichgelber Strichfarbe.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Yukonit in der Daulton Mine am Windy Arm nahe dem Tagish Lake im kanadischen Territorium Yukon und beschrieben 1913 durch Joseph Burr Tyrrell, Ronald P. D. Graham. Sie benannten das Mineral nach dem Yukon-Territorium, in dem dessen Typlokalität liegt.
Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London im Vereinigten Königreich (Katalog-Nr. 1916,454), im Geological Survey of Canada in Ottawa (Katalog-Nr. 18594) und im Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada (Katalog-Nr. M11468) sowie im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA (Katalog-Nr. R5783) aufbewahrt.[3]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yukonit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Arseniosiderit, Calcioferrit, Mitridatit, Santafeit und Xanthoxenit sowie den inzwischen diskreditierten Bořickýit, Foucherit und dem als fraglich geltenden Richellit die „Santafeit-Arseniosiderit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.15 bildete.
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[4] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yukonit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 > 2 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DM.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yukonit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.08.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)7(XO4)4Zq × x(H2O)“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bisher ist eine Varietät von Yukonit bekannt, bei der ein Teil des Eisens durch Chrom ersetzt (substituiert) ist. Sie wird entsprechend als „Chrom-Yukonit“ bezeichnet und konnte bisher nur im „Gang Nr. 7“ bei Bou Azzer (Bou Azer) nahe der Stadt Tazenakht in der marokkanischen Provinz Ouarzazate entdeckt werden.[5]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Yukonit bildet sich sekundär durch Verwitterung aus Arsenopyrit. An seiner Typlokalität Daulton Mine bzw. in der Umgebung des nahe gelegenen Tagish Lake trat er neben Arsenopyrit unter anderem noch in Paragenese mit Argentit, Chalkopyrit, silberhaltigem Galenit, Pyrargyrit, Quarz und Symplesit auf. Weitere Begleitminerale sind Parasymplesit, Köttigit, Ogdensburgit, Pharmakosiderit, Legrandit, Willemit, Franklinit, Sphalerit (Sterling Hill, New Jersey, USA) sowie Arseniosiderit, Arsenolith und bariumhaltiger Pharmakosiderit (Trout Creek, Colorado, USA).[3]
Als seltene Mineralbildung konnte Yukonit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 40 Fundorte dokumentiert sind (Stand 2022).[6] Im Yukon-Territorium von Kanada konnte das Mineral außer in der Daulton Mine bisher nur noch in der nahe gelegenen Venus Mine entdeckt werden.
In Deutschland konnte Yukonit unter anderem in der Schnellinggrube bei Sulzburg, der Grube Ludwig im Adlersbachtal nahe der Stadt Hausach, bei Wittichen (Schenkenzell) sowie in den Gruben Wenzel und Clara in Baden-Württemberg, im Steinbruch Fuchs an der Hartkoppe bei Sailauf im bayerischen Landkreis Aschaffenburg, am Graulay (Graulai, Graulei, Grauley) bei Hillesheim (Eifel) und in der Uran-Lagerstätte Schweisweiler-Winnweiler (Pfalz) in Rheinland-Pfalz, im Schacht 366 der Bergbauregion Schlema-Alberoda-Hartenstein in Sachsen sowie in der inzwischen stillgelegten Grubenanlage Aufgeklärtes Glück bei Hasserode in Sachsen-Anhalt gefunden werden.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist der Stockerstollen am Silberberg bei Rattenberg im Tiroler Inntal und der einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist die Mine de Collioux inférieur bei Saint-Luc VS im Kanton Wallis.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind die San Santiago Mine (Solitaria Mine) im Departamento Vinchina (La Rioja) in Argentinien; die Grotta della Monaca bei Sant’Agata di Esaro in der italienischen Provinz Cosenza; bei Nedre Eiker (Buskerud), Kolsvika (Nordland) und Tuften (Tvedalen, Vestfold) in Norwegen; im Dolomit-Steinbruch bei Rędziny (Niederschlesien) in Polen; bei Alpartir (Aragón), Lorca und Pastrana (Murcia) in Spanien sowie die Crystal No. 8 Mine (Luella Mine) bei Buena Vista (Colorado) und die Sterling Mine am Sterling Hill Ogdensburg im Sussex County (New Jersey).[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- J. B. Tyrrell, R. P. D. Graham: Yukonite, a new hydrous arsenate of iron and calcium, from the Tagish Lake, Yukon Territory, Canada; with a note on the associated symplesite. In: Transactions of the Royal Society of Canada. Band 7, 1913, S. 13–18 (englisch, rruff.info [PDF; 525 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
- Pete J. Dunn, Michael Fleischer, Roger G. Burns, Adolf Pabst: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 68, 1983, S. 474–475 (englisch, rruff.info [PDF; 972 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
- John Leslie Jambor, Edward S. Grew, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 189 (englisch, rruff.info [PDF; 79 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 639.
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 519 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Yukonit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Yukonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- David Barthelmy: Yukonite Mineral Data. In: webmineral.com. (englisch).
- Yukonite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ a b c Yukonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54 kB; abgerufen am 22. November 2022]).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Chromian Yukonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
- ↑ Localities for Yukonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Yukonit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. November 2022.