Zargenheber

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Mobiler, stationär eingesetzter Zargenheber (Gabelstapler-Prinzip)
Beräderter, kippbarer Zargenheber zum Transport von Bienenstöcken (Scherengreifer-Prinzip)
Zargenheber mit einstellbaren Seitengreifern

Ein Zargenheber (auch Zargenlift, Zargenlifter, Beutenheber, Beutenlift, Beutenlifter oder Bienenkastenheber) ist ein mechanisches Imkereigerät zum Anheben oder auch Transportieren einer oder mehrerer Zargen oder ganzer Bienenstöcke.

1954 wurde in den Vereinigten Staaten ein beehive lifter (Hebegerät für Bienenstöcke) patentiert.[1] Zargenheber, um die Imkerarbeit zu beschleunigen oder speziell für ältere Imker[2] und Imkerinnen, werden seit den 1960er Jahren in der deutschsprachigen Literatur beschrieben.[3][4][5] Neben den derzeit kommerziell angebotenen handbetriebenen Geräten kann man auch von Imkern im Eigenbau hergestellte batteriebetriebene Zargenheber finden.

Einsatzmöglichkeiten

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Ein Bienenstock (Magazinbeute) setzt sich üblicherweise zusammen aus

  • dem Beutenboden mit Einflugloch,
  • darüber eine Brutzarge (Brutraum),
  • darüber ein Absperrgitter,
  • darüber eine oder mehrere Honigzargen (Honigraum),
  • und abschließend eine Blechabdeckung (± Abdeckfolie ± Dämmplatte zur Isolation) als Regenschutz.

Während des Bienenjahres werden zu bestimmten Zeiten Kontrollen und Eingriffe notwendig, die ein Öffnen des Bienenstockes und Anheben der Zargen – zumeist zur Trennung von Brut- und Honigraum – erforderlich machen:

  • Anfang bis Mitte März wird das Sperrgitter zwischen Brut- und Honigraum eingesetzt, falls das Volk zweizargig überwintert hat.
  • Ende März bis Ende Mai erfolgt durch den Imker die Kontrolle auf Königinnenzellen zur Schwarmvermeidung im Brutraum.
  • Zwischen Juni und August wird das Ausmaß der Verdeckelung (d. h. das Vorliegen reifen Honigs) in den Honigräumen kontrolliert.
  • Vor der Honigernte (Juni bis August) wird zur Erleichterung und Stressvermeidung (für Imker und Bienen) eine Bienenflucht unter den Honigraum eingesetzt. Das Gewicht des Honigraums (Zander; Holzzarge mit 10 gefüllten Honigrahmen) beträgt zu diesem Zeitpunkt etwa 30 bis 36 kg.
  • Etwa im Juli kann prophylaktisch zur Reduzierung der Varroabelastung eine komplette Brutentnahme im Brutraum durchgeführt werden.
  • Im Juli oder August kann es vorteilhaft sein, einen Bienenstock von einem Standort an einen anderen zu verlegen, beispielsweise zum Einbringen der Sommertracht in der Heide oder im Wald.
  • Bei zweizargiger Überwinterung wird im September, Oktober das Sperrgitter entfernt, um dem Volk freie Beweglichkeit zu gewähren.
  • In der kalten, brutfreien Jahreszeit (November, bis spätestens Ende Dezember) werden die Bienen einmalig mit Oxalsäure gegen die auf den Bienen aufsitzenden Varroamilben behandelt.
  • Eine weitere Anwendung für einen Zargenheber ergibt sich, wenn ein kompletter Bienenstock angehoben und z. B. auf eine (elektronische) Bienenstockwaage gestellt werden soll.

Bei allen diesen Arbeiten erleichtern Zargenheber das Anheben und – nach Durchführung der Arbeiten – das passgenaue erneute Aufsetzen der Zarge(n).

Technik und Varianten

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Es gibt verschiedene technische Lösungen für einen Zargenheber.[6]

  • Gemeinsam ist allen Typen, dass sie aus Metall (Aluminium oder Stahl) bestehen, mobil (transportabel) sind und vor oder hinter dem Bienenstock positioniert werden können.
  • Weiterhin gemeinsam ist eine handbetriebene Kurbel, die das Anheben der Zarge(n) über ein Seil oder eine Kette ermöglicht. Diese Kurbel besitzt eine reversible Zahnradsperre, um das Absinken der Zarge während des Hebenvorgangs zu verhindern.
  • Fixierung der Zarge:
    • Gabelstapler-Prinzip: Die Hebearme greifen rechts und links unter eine Befestigung an der Zarge (oder in eine Vertiefung in der Zarge) und heben sie hoch.
    • Scherengreifer-Prinzip: Ein Scherengreifer wird horizontal um die Zarge gelegt, zieht sich zusammen, wenn nach oben gezogen wird und hält die Zarge durch ihr eigenes Gewicht im Griff.
  • Nach Angaben der Hersteller liegt die Hebekapazität der verschiedenen Zargenhebermodelle zwischen 80 und 140 kg.

Neben diesen manuell betriebenen kommerziellen Geräten findet man auch von Imkern gebaute Prototypen, die über Batterien betrieben werden.

Einzelnachweise

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  1. United States. Patent Office: Official Gazette of the United States Patent Office. U.S. Patent Office., 1954, S. 675 (google.de).
  2. Bienen aktuell. Bd. 1. Landwirt Agrarmedien Verlag, 2007, S. 15.
  3. K.H. Vanicek: Imkerliche Fachkunde. Deutscher Landwirtschaftsverlag, 1966, S. 202.
  4. Fortschrittsberichte für die Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft. Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik, Institute für Landwirtschaftliche Information und Dokumentation., 1966, S. 16.
  5. Bienenzucht im Spiegel der Wissenschaft und der Praxis. Bd. 20–21, 1967, S. 306.
  6. Übersichtsartikel Hebe- und Transporthilfen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau; [abgerufen am 19. Juli 2024].