Eckartshausen (Büdingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eckartshausen
Stadt Büdingen
Koordinaten: 50° 15′ N, 9° 1′ OKoordinaten: 50° 15′ 14″ N, 9° 1′ 29″ O
Höhe: 156 m ü. NHN
Fläche: 9,8 km²[1]
Einwohner: 1153 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 118 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63654
Vorwahl: 06048
Karte
Übersichtskarte von Eckartshausen
Blick über Eckartshausen
Blick über Eckartshausen

Eckartshausen ist ein Stadtteil Büdingens im hessischen Wetteraukreis.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eckartshausen ist von Hügeln, Wald und hauptsächlich Ackerland umgeben. Der Krebsbach durchfließt Eckartshausen von Calbach kommend in Richtung Hammersbach.

Eckartshausen ist ein Stadtteil Büdingens im Wetteraukreis, der nächstgelegene Ort Hammersbach gehört zum Main-Kinzig-Kreis. Zur Gemarkung gehört auch die 1,5 km nordöstlich von Eckartshausen gelegene Wüstung Gobenhausen sowie das 1 km südwestlich von Eckartshausen gelegene ehemalige Kloster Marienborn (Büdingen).

1270 wurde das Kloster Marienborn gegründet.

Im 16. Jahrhundert wurden hier 28 Frauen aufgrund einer Anschuldigung wegen Hexerei hingerichtet.

Eckhardshausen gehörte nach der Auflösung der Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Marienborn (1725) zu Ysenburg-Büdingen-Meerholz.

Am 12. Juli 1806 trat der seit 1803 regierende Fürst, Carl Friedrich zu Isenburg, mit dem ehemaligen Reichsterritorium dem Rheinbund (amtlich: Confédération du Rhin) bei, einer Konföderation dessen Protektor (Protecteur de la Confédération) Napoleon Bonaparte war (per Verfassungsänderung Empereur par la volonté nationale – Kaiser durch den Willen der Nation). Carl wurde durch den Beitritt souverainer Fürst über alle isenburgische Lande (außenpolitisch und militärisch hatte aber Napoleon zu bestimmen). Neben dem ehemaligen Reichsfürstentum Isenburg-Birstein wurden auch die mediatisierten ysenburgischen Grafschaften in Büdingen, Meerholz und Wächtersbach in das neue Fürstentum Isenburg (Rheinbund), einen einheitlichen Staat im modernen Sinne eingegliedert (Fürst Carl Friedrich führte z. B. die Schriftlichkeit der Verwaltungsentscheidungen ein, gründete eine Diener-Witwen- und Waisenkasse, eine Feuerversicherung für die Gebäude, regelte die unentgeltliche Impfung gegen die Pocken durch die Amtsärzte und die Invalidenversorgung nach dem Militärdienst). Carl gehörte nach der Niederlage Napoleons (Völkerschlacht bei Leipzig) zu den Besiegten (die Isenburger Gemeinden hatten hohe Kriegslasten zu tragen), das Gebiet seines Fürstentums wurde besetztes Feindesland und von dem späteren Generalgouverneur, dem Freiherrn vom Stein nicht gerade freundlich behandelt. Nach dem Wiener Kongress kam es 1815 zu Österreich, aber nur für ein Jahr, danach teilten sich 1816 der Großherzog von Hessen-Darmstadt und der Kurfürst von Hessen-Kassel das Land[3], Eckartshausen fiel an das Großherzogtum Hessen.

Ab 1820 gehörte Eckartshausen zum Amt Marienborn, ab 1822 zum Landratsbezirk Büdingen, ab 1848 zum Regierungsbezirk Nidda und ab 1852 zum Kreis Büdingen. Gerichtlich gehörte der Ort 1820 zum standesherrlichen Amt Marienborn (Standesherren der ehemaligen Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Meerholz), ab 1822 zum Landgericht Büdingen, ab 1853 zum Landgericht Altenstadt und nach dem Inkrafttreten der durch die gerichtsverfassungsrechtlichen Regelungen (Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz) der Reichsjustizgesetze am 1. Okt. 1879 zum Amtsgericht Büdingen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Eckartshausen zum 31. Dezember 1971 zeitgleich mit anderen Gemeinden auf freiwilliger Basis in die Stadt Büdingen eingegliedert.[4] Für Eckartshausen wurde wie für jeden Stadtteil ein Ortsbezirk eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Büches angehört(e):[6][7][8]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Eckartshausen 1008 Einwohner. Darunter waren 48 (4,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 189 Einwohner unter 18 Jahren, 444 zwischen 18 und 49, 216 zwischen 50 und 64 und 158 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 435 Haushalten. Davon waren 141 Singlehaushalte, 114 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 66 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 316 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung
Eckartshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
796
1840
  
756
1846
  
741
1852
  
770
1858
  
704
1864
  
687
1871
  
675
1875
  
647
1885
  
632
1895
  
620
1905
  
690
1910
  
672
1925
  
698
1939
  
582
1946
  
895
1950
  
845
1956
  
761
1961
  
745
1967
  
797
1970
  
817
1980
  
?
1990
  
798
2000
  
1.019
2011
  
1.008
2022
  
1.153
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[6]; Stadt Büdingen; Zensus 2011[12]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 660 evangelische (= 88,59 %), 74 katholische (= 9,93 %) Einwohner[6]

Für Eckartshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Eckartshausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,58 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der „Bürgerliste Eckartshausen“ (BLE) und zwei Mitglieder der SPD.[13] Der Ortsbeirat wählte Reiner Müller (BLE) zum Ortsvorsteher.[14]

Kulturdenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Eckartshausen

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ehemaliges Gericht, Schule und Rathaus (1733)

In Eckartshausen gibt es einen städtischen Kindergarten, der bis zu drei Gruppen beherbergt sowie einen Waldkindergarten. Das Dorf verfügt über drei Spielplätze. Außerdem verfügt Eckartshausen über ein modernes Dorfgemeinschaftshaus. Zentrum für die Jugend ist meist der Sportplatz auf dem der „1. FC 1911 Viktoria Eckartshausen“ seine Heimspiele abhält. Eckartshausen verfügt zudem über ein Rathaus und ein altes Backhaus. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes wurde der Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses in eine Mulitfunktionsfläche integriert. Außerhalb von Veranstaltungen stehen der Jugend dort 2 Basketballkörbe und eine Tischtennisplatte zur Verfügung.

In Eckartshausen kreuzen sich die Landesstraße 3195 und die Landesstraße 3189.

Eckartshausen ist über die Anschlussstelle Gründau-Lieblos der Bundesautobahn 66 erreichbar. Außerdem ist die A 45 über die Anschlussstelle Hammersbach zu erreichen. Der Ballungsraum Gießen/Wetzlar ist in etwa 40 Fahrminuten zu erreichen, Frankfurt-Bergen Enkheim im Rhein-Main-Gebiet in etwa 25 Minuten und in Hanau ist man in zirka 15 Minuten.

Eckartshausen ist mit zwei Haltestellen an die Linie FB-42 des Busliniennetzes der Verkehrsgesellschaft Oberhessen angebunden.

Kirche in Eckartshausen

Der Kirchturm der evangelischen Kirche ist das sichtbare „Markenzeichen“ Eckartshausens. Die Kirche ist ein neoromanischer Bruchsteinbau mit Westturm und fünfseitigem Chorhaupt. Das Ostquerhaus ist als vierachsiges Langhaus ausgelegt. Im Westportal ist die Kirche mit 1879 datiert. Die evangelische Kirchengemeinde (gehört zur EKHN) ist zuständig für die Dörfer Limeshain-Himbach (nur der alte Ortskern), Ronneburg-Altwiedermus und Eckartshausen. Außerdem befindet sich ein Friedhof in Eckartshausen.

Der evangelische Pfarrer Wendelin Helbach von Eckartshausen verfasste 1561 zusammen mit drei anderen Pfarrern der Region für den Niddaer Superintendenten Johannes Pistorius d. Ä. eine Trostschrift. Sie ging 1564 in Druck.[15]

Früher gab es in Eckartshausen auch eine Synagoge. Eine Gedenktafel am „alten Rathaus“ erinnert an Opfer der NS-Zeit. Ein jüdischer Friedhof befindet sich etwas außerhalb von Eckartshausen am Waldrand in Richtung Marienborn.

Regelmäßige Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Im Februar finden die beiden karnevalistischen Fremdensitzungen im Dorfgemeinschaftshaus statt, Veranstalter ist der Gesangverein Germania 1870 Eckartshausen.
  • Im März kürt der Obst- und Gartenbauverein den „Apfelweinkönig“ nach einer Blindverkostung selbst gekelterter Apfelweine.
  • Im Sommer veranstaltet der SPD-Ortsbezirk Eckartshausen ein Backhausfest vor dem Backhaus auf dem Dorfplatz („Dalles“)
  • Der Fußballverein veranstaltet im Juni das Fußballturnier der Ortsvereine.
  • Am Nikolaustag veranstaltet der Gesangverein auf dem „Dalles“ ein fröhliches Beisammensein.
  • 1933 – Adolf Hitler (1889–1945), Reichskanzler/Führer – Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Büdingen hat als Rechtsnachfolger der ehemals selbstständigen Gemeinde Eckartshausen Hitler am 20. April 2007 die Ehrenbürgerschaft ausdrücklich aberkannt.
  • 1933 – Paul von Hindenburg (1847–1934), Generalfeldmarschall und Reichspräsident
  • 1933 – Ferdinand Werner (1876–1961), Staatspräsident und Bildungswesen (NSDAP)
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform, Reihe Darmstädter Archivschriften (2), 1976, S. 77
  • Georg Landau: Beschreibung des Gaues Wettereiba. (Beschreibung der deutschen Gaue, Erster Band.) Kassel, 1855, S. 124 (online)
  • Baudenkmale in Hessen. Denkmaltopographie Wetteraukreis I, Braunschweig/Wiesbaden, Friedr. Vieweg & Sohn 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 160–168
  • Götz Emmerich: Glocken und Geläut der Evangelischen Kirchengemeinde Eckartshausen. In: Büdinger Geschichtsblätter XXII, S. 291–324
  • Armin Schroeder: Die Geschichte der Banken in Eckartshausen. In: Büdinger Geschichtsblätter XXII, S. 325–330
  • Literatur über Eckartshausen nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Literatur über Büdingen-Eckartshausen nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Eckartshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Durch Staatsvertrag mit Österreich und dem Königreich Preußen.
  6. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Büdingen) und Verwaltung.
  7. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  8. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  9. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. Familienstadt Büdingen: Eckartshausen. Abgerufen am 11. September 2023.
  2. Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Convention Territorial entre le Grand Duc de Hesse et Electeur de Hesse. — Signèe à Francfort sur Mein, le 29 Juin, 1816. British and Foreign State Papers 1815–1816, Band 3, Compiled by the Librarian and Keeper of the Papers, Foreign Office, James Ridgway and Sons, Piccadilly, London 1838, S. 812–819 (größtenteils in deutscher Sprache); auch abgedruckt in Grindaha, Heft 26, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2016 ISSN 2194-8631 S. 4–12 mit Anmerkung von Norbert Breunig
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 38 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 150 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Büdingen, abgerufen im Juni 2024.
  6. a b c Eckartshausen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 411, 415 (online bei Google Books).
  10. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 411, 415 (online bei Google Books).
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 48 und 102, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  13. Ortsbeiratswahl Eckartshausen. In: Votemanager. Stadt Büdingen, abgerufen im Juni 2024.
  14. Ortsbeirat Eckartshausen. In: Ratsinfosystem. Stadt Büdingen, abgerufen im Mai 2024.
  15. Hans-Jürgen Günther, Goethe-Gymnasium Emmendingen, 3. Februar 2013: Johannes Pistorius Niddanus d. Ä.