Michelau (Büdingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Michelau
Stadt Büdingen
Koordinaten: 50° 20′ N, 9° 10′ OKoordinaten: 50° 19′ 40″ N, 9° 10′ 12″ O
Höhe: 319 m ü. NHN
Fläche: 4,9 km²[1]
Einwohner: 306 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 63654
Vorwahl: 06049
Karte
Übersichtskarte von Michelau (Büdingen)
Blick über Michelau, 2019
Blick über Michelau, 2019

Michelau (ugs.: Die Michelau) ist der höchstgelegene Stadtteil Büdingens im hessischen Wetteraukreis.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michelau liegt 5,5 km nordöstlich von Büdingen und ist nur über die Straße von Wolferborn zu erreichen.

Die alte Schule
Das Backhaus

Im Jahr 1960 wurde in der Gemarkung Michelau ein jungsteinzeitliches Steinbeil gefunden. Das Beil hat einen Ballen von 48 mm, einen Nacken von 30 mm eine Länge von 70 mm und eine Stärke von 18 mm. Das Beil aus Basalt gehört zur Gruppe der breitnackigen Beile, eine Form, die aus der Zeit 3000–2000 v. Chr. im südlichen Vogelsberg häufiger gefunden wurde.

Der Geschichts- und Heimatforscher Peter Nieß benennt 1284 als Datum der ersten urkundlichen Erwähnung Michelaus, sein Kollege Karl Heuson datiert auf 1553. Für keines der Daten existiert ein schriftlicher Beleg. Das älteste auffindbare Dokument ist eine Bürgermeisterrechnung der Stadt Büdingen aus dem Jahre 1620. Zum Preis von sechs Gulden werden acht Wagenladungen Eichenholz geliefert, die „Uff der Michelay“ geschlagen worden waren. Im Gerichtsbuch der Gemeinde Wolferborn ist in einer Eintragung aus dem Jahr 1620 erstmals vom Ort „Michelau“ die Rede.[3] Werner Wagner datiert die Ersterwähnung unter Bezug auf das Intradenbuch von 1628 im Fürstlichen Archiv in Büdingen auf das Jahr 1628.[4]

Der Stadtteil Michelau ist eine späte Einrodung des Büdinger Markwaldes und gehörte in kirchlicher und verwaltungsmäßiger Hinsicht zu Wolferborn.[5] Der Geschichtsforscher und langjährige Büdinger Denkmalpfleger und Stadtarchivar Hans-Velten Heuson vermutet, dass Michelau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Teil Wolferborns entstanden sein muss. Der Ortsname könne vom ersten Siedler, einem Michel herrühren oder aber vom alten Wort mickil, michil, michel für groß abgeleitet sein, so dass Michelau einfach als „Zu der großen Au“ oder „Auf der großen Wiese“ zu verstehen sei.[3]

Eine Schulstelle für Michelau wird erstmals 1733 erwähnt. Die Wasserleitung wird gegen vereinzelten Widerstand 1912 gebaut. 1921 erhielt das Dorf elektrisches Licht.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen verlor Michelau zum 1. April 1972 seine Selbstständigkeit und wurde auf freiwilliger Basis in die Stadt Büdingen eingemeindet.[6] Für Michelau wurde ein Ortsbezirk errichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Michelau angehört(e):[8][9][10]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Michelau 327 Einwohner. Darunter waren 6 (1,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 51 Einwohner unter 18 Jahren, 132 zwischen 18 und 49, 84 zwischen 50 und 64 und 60 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 123 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 75 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung
Büches: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
215
1840
  
245
1846
  
257
1852
  
255
1858
  
215
1864
  
210
1871
  
196
1875
  
187
1885
  
195
1895
  
255
1905
  
238
1910
  
231
1925
  
256
1939
  
255
1946
  
354
1950
  
347
1956
  
317
1961
  
317
1967
  
317
1970
  
327
1980
  
?
1990
  
356
1995
  
352
2000
  
371
2011
  
327
2022
  
306
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[8]; Stadt Büdingen; Zensus 2011[14]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 277 evangelische (= 87,38 %), 40 katholische (= 12,62 %) Einwohner[8]

Bei der Wahl der Stadtverordnetenversammlung 2016 erreichte die NPD in Michelau mit 10,2 % den höchsten Wert aller Wahlbezirke.[15]

Kulturdenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Michelau

  • Hans Georg Ruppel und Karin Müller: Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. Historischer Verein für Hessen, Darmstadt 1976., S. 144.
  • Baudenkmale in Hessen. Denkmaltopographie Wetteraukreis I, Braunschweig/Wiesbaden, Friedr. Vieweg & Sohn 1982, ISBN 3-528-06231-2, S. 173.
  • Literatur über Michelau nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Michelau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Durch Staatsvertrag mit Österreich und dem Königreich Preußen.
  6. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Büdingen) und Verwaltung.
  7. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  8. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  9. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. Familienstadt Büdingen: Michelau. Abgerufen am 11. September 2023.
  2. Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. a b Jubiläumsfestschrift: 40 Jahre Verein für Rasenspiele Michelau e. V. 1949–1989, 1989
  4. Werner Wagner: Die Dörfer und Städte des 1972 aufgelösten Landkreises Büdingen und die Ersterwähnung jedes einzelnen Ortes. In: Büdinger Geschichtsblätter, Band II, 2011, S. 235
  5. Hans-Velten Heuson: Büdingen - Gestern und Heute: Arbeiten zur Geschichte der Stadt und ihres Umfeldes (1300–1945). Aufsatzsammlung von Hans-Velten Heuson, Büdingen 2004, Kapitel Büdingen – Landschaft und Geschichte
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 353.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 150 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Büdingen, abgerufen im Juni 2024.
  8. a b c Michelau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 411, 415 (online bei Google Books).
  12. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 48 und 102, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  15. Ergebnisse zur Kommunalwahl in Büdingen