Łagiewniki

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Łagiewniki
Heidersdorf
Wappen von Łagiewniki
Łagiewniki Heidersdorf (Polen)
Łagiewniki
Heidersdorf (Polen)
Łagiewniki
Heidersdorf
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Dzierżoniów
Gmina: Łagiewniki
Geographische Lage: 50° 47′ N, 16° 51′ OKoordinaten: 50° 47′ 28″ N, 16° 50′ 39″ O
Einwohner:
Postleitzahl: 58-210
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DDZ
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau



Heidersdorf auf einer Landkarte von 1939
Friedhofskirche Unsere Liebe Frau von Tschenstochau, ursprünglich evangelische Pfarrkirche
katholische Pfarrkirche St. Joseph und rechts Schloss Heidersdorf

Łagiewniki (deutsch Heidersdorf, schlesisch Heederschdurf) ist ein Ort und Sitz der Gmina Łagiewniki im Powiat Dzierżoniowski in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Łagiewniki liegt etwa 23 km östlich von Dzierżoniów (Reichenbach) und 40 km südlich von Breslau.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte sind Ratajno (Panthenau) im Südwesten, Oleszna (Langenöls) im Nordwesten, Radzików (Rudelsdorf) im Norden, Sienice (Senitz) im Südosten, Białobrzezie (Rothschloß) im Osten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem 20. Jahrhundert aufgefundene heidnische Urnengräber auf dem Burgsberg und dem Pottlandsberg bei Heidersdorf, lassen auf eine Besiedlung des Gebietes seit der Jungsteinzeit schließen.[1] Möglicherweise ging der heutigen Ortschaft eine slawische Vorgängersiedlung voraus, die im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler neu erschlossen wurde und zum Herzogtum Liegnitz gehörte. Die 1255 urkundlich erwähnte Scholtisei in villicus de Heidenrichsdorf verweist auf eine vor dieser Zeit geschehene Umsetzung nach deutschem Recht.[2] In den Urkunden variiert die Schreibweise 1306 als Heynrichisdorf, 1368 als Heydinrici villa und 1370 als Heydinrichsdorff.

Nach der Teilung des Herzogtums Liegnitz gelangten Heidersdorf und Langenöls 1311 an das Herzogtum Brieg. Dessen Herzog Boleslaus III. schenkte Heidersdorf dem Zisterzienserkloster Leubus.[3] 1312 wurde erstmals eine Kirche als „jus patronatus ecclesia in villa Heydenrichsdorf“ erwähnt.[4] Während der Reformation wurde die Kirche im Jahre 1530 den evangelischen Gläubigen übertragen.[5] Dies geschah mit allen Patronaten, Freiheit von Diensten, Fuhren, Lasten und Abgaben und später auch der obersten Gerichtsbarkeit.[6] Wegen der während der Hussitenkriege angerichteten Schäden musste das Kloster Leubus die Dörfer verpfänden.[7] Auf Anraten des Apostolischen Nuntius und Kardinals Carlo Carafa della Spina versuchte 1629 der Leubuser Prälat, die Kirche den „evangelischen Händen zu entreißen“. Wegen der Proteste der evangelischen Fürsten, der schlesischen Stände und des Herzogs Johann Christian von Brieg scheiterte das Vorhaben. Erst 1677 wurde die Kirche den Protestanten tatsächlich entzogen und 1707 restituiert. Nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm, mit dem die Linie der Schlesischen Piasten erlosch, fiel Heidersdorf zusammen mit dem Herzogtum Brieg 1675 als erledigtes Lehen durch Heimfall an Böhmen zurück.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Heidersdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1741/42 an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Heidersdorf in den Kreis Nimptsch eingegliedert. Nachfolgend erhielten die Katholiken die Kirche St. Joseph, die im Schloss eingerichtet wurde. 1843 erwarb das Gut für 48.000 Reichstaler der Leutnant a. D. Joseph Grun. 1845 zählte Heidersdorf 130 Häuser, ein herrschaftliches Schloss mit Vorwerk, eine Freischoltisei (vormals Malteserhof), 1250 Einwohner, davon 570 evangelisch, eine evangelische Kirche mit Pfarrwidum, eine evangelische Schule, eine katholische Kirche, eine katholische Schule, zwei Wassermühlen (Ober- und Untermühle), zwei Windmühlen, sieben Baumwollstühle, eine Brau- und Brennerei, und 47 Handwerker.[8]

Die evangelische Pfarrkirche stand unter königlich-preußischem Patronat. Eingepfarrt war ausschließlich Heidersdorf. Die katholische Pfarrkirche stand unter königlich-preußischem und fürstbischöflichem Patronat. Bis zur Säkularisation in Preußen 1810 war sie vom Stift Leubus abhängig; danach wurde sie vom Staat dotiert. Eingepfarrt waren Heidersdorf, Langenöls und gastweise Pristram. Das Schulhaus wurde 1818 neu erbaut. Die ehemalige Salpetersiederei war später eine Freistelle, zu der ein Straßenkretscham gehörte. 1845 bestand Heidersdorf aus einem Haus mit elf evangelischen Einwohnern. 1874 wurde der Amtsbezirk Heidersdorf gebildet, zu dem neben der Landgemeinde Heidersdorf auch der gleichnamige Gutsbezirk gehörte.[9] Nach der Auflösung des Kreises Nimptsch 1932 wurde Heidersdorf dem Landkreis Reichenbach/Eulengebirge eingegliedert.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Heidersdorf 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen, nachfolgend wurde es in Łagiewniki umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden – soweit sie nicht vorher geflohen waren – vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. Nach 1945 wurde die evangelische Kirche zur katholischen Friedhofskirche umfunktioniert. Sie ist heute Hilfskirche der katholischen Pfarrei St. Joseph.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedhofskirche Unsere Liebe Frau von Tschenstochau, erbaut im 15. Jahrhundert von den Zisterziensern, im 16. Jahrhundert von Protestanten übernommen.
  • Pfarrkirche St. Joseph, erbaut im 18. Jahrhundert, ursprünglich ein Teil des Schlosses, das den Katholiken übergeben wurde.
  • Schloss Heidersdorf, erbaut im 18. Jahrhundert

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landgemeinde Łagiewniki besteht aus folgenden Ortschaften (deutsche Namen)[10] mit einem Schulzenamt:

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind Domaszów, Janczowice, Kuchary (Kuchendorf), Mniowice und Uliczno.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bahnhof Łagiewniki Dzierżoniowskie endete die Bahnstrecke Brzeg–Łagiewniki Dzierżoniowskie an der Bahnstrecke Kobierzyce–Piława Górna. Beide Strecken werden nicht mehr betrieben.

Söhne des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Łagiewniki, Lower Silesian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Reinerth: Die jüngere Steinzeit der Schweiz, Verlag C. Kabitzsch, Leipzig 1926, Titel
  2. Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen. Ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte, Hrsg. Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Josef Max & Comp., Breslau 1884, S. 38.
  3. Jürgen Schölzel: Nimptsch in Schlesien: Vorzeit, Frühzeit, Mittelalter, Hrsg. J. G. Herder-Institut, Selbstverlag, Marburg (Lahn) 1974. ISBN 3-87969-104-5.
  4. Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen. Ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte, Josef Max und Comp., Breslau 1884, S. 38.
  5. Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweyten Theils erster Haupt-Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen- und Prediger-Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset, Druck Johann Gottfried Pappäsche, Selbstverlag, Liegnitz 1782, S. 438 ff.
  6. Gustav Adolf Harald Stenzel: Geschichte Schlesiens. Theil 1, Josef Max und Comp., Breslau 1853, S. 138.
  7. Joseph Jungnitz: Geschichte der Dörfer Ober- und Nieder-Mois im Neumarkter Kreise, Verlag G. P. Aderholz Buchhandlung, Breslau 1885, S. 64.
  8. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Auflage, Verlag Graß, Breslau 1845, S. 214.
  9. Amtsbezirk Heidersdorf, in: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 - 1945, in: Rolf Jehke, Herdecke. Zuletzt geändert am 29. Oktober 2008.; Stand 29. Dezember 2023.
  10. Das Genealogische Orts-Verzeichnis, in: GOV, Hrsg. (CompGen)
  11. Text Panthenau, Provinz Schlesien, Regierungs-Bezirk Liegnitz, Krs. Goldberg-Hainau, in: Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie, Ausgabe 2, 1859 - 1860, Selbstverlag, Berlin 1860.