Ḫana

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Ḫana war ein Stadtstaat am mittleren Euphrat im heutigen Syrien.

Herrscher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es liegt keine Königsliste vor, die Namen der mindestens 19 Herrscher sind vor allem durch Wirtschaftstexte aus Terqa und dem Kunsthandel überliefert.[1] Die kalifornische Historikerin Amanda H. Podany legte vor kurzem einen Gliederungsversuch vor, der sich vor allem auf paläographische Eigenheiten der Texte stützt.[2] Sie gliedert die Geschichte von Hana in eine frühe, mittlere und späte Phase – letztere endet mit der Eroberung durch Tukultī-Ninurta I. von Assyrien – und schlägt folgende Abfolge der Herrscher vor:

Herrscher von Hana Synchronismen, mittlere Chronologie ungefähre Datierung
Zimri-Lim von Mari Hammurapi I. (Babylon) 1792–1750 1773–1759
Frühe Periode, Könige von Terqa ca. 1750–1595
Jāpah-Šūmu[abu] Zeitgenosse von Šamšu-iluna von Babylon
Iṣi-Šūmuabu Šamšu-iluna von Babylon
Jadih-Abu I. von Šamšu-iluna in dessen 28. Jahr besiegt 1749–1712 1721
Kaštiliaš Abi-ēšuḫ 1711–1684
Šunuhru-Ammu Ammī-ditāna 1683–1648
Ammi-madar Ammi-ṣaduqa 1647–1626
Babylonische Herrschaft
Ammi-ṣaduqa 1647–1626
Šamšu-ditana 1625–1595
Dunkles Zeitalter
Jadi-Abu
Zimri-Lim von Ḫana, Sohn des Jadi-Abu
Kasapan/Kasap-ilī
Kuari
Ja'usa und Hanaja
Mittlere Periode 1595–1400
Iddin-Kakka
Išar-Lim
Isih-Dagan
Mitanni-Herrschaft
Qis-Addu Statthalter von Sauštatar und Baratarna 1470–1410
Azilia?
Hammurapi I. von Ḫana
Späte Periode 1400–1200
Ammurapi II. von Ḫana
Assyrische Eroberung Tukulti-Ninurta I. 1244–1208
Ili-iqisha 11. Jahrhundert
Tukulti-Mer Zeitgenosse von Aššur-bel-kala 11. Jahrhundert

Für die Regierung von Jadi-Abu, Zimri-Lim von Hana, Kasapan, Kuari sowie Ja'usa und Hanaja gibt es überhaupt keine Datierung. Rouault will sie vor,[3] Podany[4] nach der babylonischen Herrschaft ansetzen.

Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ḫana gilt auch als Herkunftsort der Ḫana-Texte, privater Urkunden, die sich durch besondere sprachliche Wendung auszeichnen. So wird Grundbesitz oft als ša lā baqrim u lā andurārim, „unbestreitbares Eigentum ohne Belastungen“ bezeichnet. Die Hana-Texte tauchten seit 1900 im Kunsthandel auf und wurden vom Vorderasiatischen Museum Berlin (Text 9), dem Louvre (Text 1 und 2) und der Bayerischen Staatsbibliothek (Text 3) erworben.[5] Als Herkunftsort wurde manchmal Rahaba angegeben, wahrscheinlicher ist eine Herkunft aus Terqa.

Französische Soldaten in Deir ez-Zor erwarben 1923 weitere Tontafeln mit der Fundortangabe Tell Aschara. Fünftägige Nachgrabungen durch François Thureau-Dangin und Edouard Dhorme am angeblichen Fundort blieben jedoch ergebnislos.[6]

Weitere Texte wurden während der Ausgrabungen Giorgio Buccellatis in Terqa 1977–1980 in einem Haus in Areal C gefunden und von O. Rouault 1984 vorgelegt.[7]

Die Tontafeln stammen aus den Archiven folgender Personen bzw. ihrer Familien:

  • Gimil-Ninkarrak, Sohn des Arši-ahum, Ober-Barbier und Diener des Königs Kaštiliašu und, nach seinem Siegel, „Sklave des Gottes Ilaba“. Er lebte bis in die Regierungszeit des Königs Sunuhru-Ammu.
  • Jasmah-Dagan, ein Grundbesitzer
  • Pagirum, Sohn des Bakilum, Sohn des Sîn-nādin-šumi, ein Schreiber unter König Kaštiliašu
  • Puzurum, Sohn des Namašum, ein Landeigentümer. Er lebte unter König Jadih-Abu.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zimri-Lim nennt sich König von Mari und des Landes von Ḫana. Nach einer Periode der Unabhängigkeit und mitannischer Herrschaft wurde Ḫana von Tukulti-Ninurta I. erobert, der sich „Eroberer der Länder von Mari, Ḫana, Rapiqu und den Bergen der Ahlamu“ nennt.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, Chronology and Scribal Tradition. Bethesda, CDL Press 2002.
  • Amanda H. Podany: A Middle Babylonian Date for the Ḫana Kingdom, in: Journal of Cuneiform Studies 43–45, 1991–1993, 53–62.
  • Amanda H. Podany, Gary M. Beckman, Gudruń Colbow: An Adoption and Inheritance Contract from the Reign of Iggid-Lim of Ḫana, in: Journal of Cuneiform Studies 43–45, 1991–1993, 39–51.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, Chronology and Scribal Tradition. Bethesda, CDL Press 2002, 4.
  2. Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, Chronology and Scribal Tradition. Bethesda, CDL Press 2002.
  3. O. Rouault: Cultures locales et influences exteriéures: le cas de Terqa, in: SMEA 30, 1992, 247–256.
  4. Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, Chronology and Scribal Tradition. Bethesda, CDL Press 2002, 14.
  5. Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, Chronology and Scribal Tradition. Bethesda, CDL Press 2002, 20.
  6. François Thureau-Dangin/Edouard Dhorme: Cinq jours de fouilles à 'Ashârah (7-11 Septembre 1923), in: Syria 5, 1924, 265–293.
  7. O. Rouault: Terqa Final Reports 1: L'Archive de Puzurum. Malibu, Undena, 1984.
  8. KAH II, 60; RIMA 1, 775.