(938) Chlosinde

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Asteroid
(938) Chlosinde
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 31. März 2024 (JD 2.460.400,5)
Orbittyp Äußerer Hauptgürtel
Asteroidenfamilie Themis-Familie
Große Halbachse 3,149 AE
Exzentrizität

0,195

Perihel – Aphel 2,536 AE – 3,762 AE
Neigung der Bahnebene 2,7°
Länge des aufsteigenden Knotens 119,0°
Argument der Periapsis 225,2°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 20. März 2023
Siderische Umlaufperiode 5 a 215 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 16,63 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 33,5 ± 0,2 km
Albedo 0,05
Rotationsperiode 19 h 12 min
Absolute Helligkeit 11,3 mag
Geschichte
Entdecker Karl Wilhelm Reinmuth
Datum der Entdeckung 9. September 1920
Andere Bezeichnung 1920 RC, 1948 RJ
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(938) Chlosinde ist ein Asteroid des äußeren Hauptgürtels, der am 9. September 1920 vom deutschen Astronomen Karl Wilhelm Reinmuth an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bei einer Helligkeit von 13,1 mag entdeckt wurde.

Karl Reinmuth entdeckte so viele Kleinplaneten, dass es ihm oft schwerfiel, Namen für die nummerierten zu finden. Daher verwendete er häufig Mädchennamen aus dem Kalender „Lahrer Hinkender Bote“. Diese Namen müssen keine Verbindung zu seinen Zeitgenossen haben. (Anmerkung von I. van Houten-Groeneveld)

Aufgrund seiner Bahneigenschaften wird (938) Chlosinde zur Themis-Familie gezählt.

Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 erstmals Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (938) Chlosinde, für die damals Werte von 26,8 km bzw. 0,12 erhalten wurden.[1] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot führte 2011 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 36,1 km bzw. 0,06.[2] Die Werte wurden später auf 33,5 km bzw. 0,07 korrigiert.[3]

Der Asteroid wurde vom 23. August bis 3. September 2010 am Santana Observatory und am GMARS Observatory in Kalifornien photometrisch beobachtet und aus der Lichtkurve erstmals eine Rotationsperiode von 19,20 h bestimmt.[4] Nur kurz darauf erfolgte eine weitere Beobachtung vom 25. bis 28. September 2010 am New Mexico Skies Observatory der Tzec Maun Foundation, die zum gleichen Ergebnis führte.[5] Eine Beobachtung am Barnes Ridge Observatory in Kalifornien vom 1. bis 14. September 2010 führte dagegen zu einer fehlerhaften Auswertung mit einem abweichenden Ergebnis.[6]

(938) Chlosinde bildet mit dem Asteroiden (1815) Beethoven ein quasi-complanares Asteroidenpaar.[7] Sie besitzen sehr ähnliche Bahnelemente und bewegen sich nahezu in der gleichen Bahnebene, allerdings sind ihre Apsidenlinien deutlich gegeneinander verdreht. (938) Chlosinde besitzt eine geringfügig kürzere Umlaufzeit um die Sonne als (1815) Beethoven, so dass sie ihn nur etwa alle 2900 Jahre überholt. Das letzte Mal geschah dies im 5. Jahrhundert, anschließend führten die beiden Asteroiden über einen Zeitraum von etwa 700 Jahren als Quasisatelliten eine Pendelbewegung umeinander aus, allerdings ohne gravitativ aneinander gebunden zu sein, bevor sie sich wieder voneinander entfernten. Die nächste Annäherung zwischen den beiden Körpern wird sich erst im 34. Jahrhundert ereignen.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
  2. J. R. Masiero, A. K. Mainzer, T. Grav, J. M. Bauer, R. M. Cutri, J. Dailey, P. R. M. Eisenhardt, R. S. McMillan, T. B. Spahr, M. F. Skrutskie, D. Tholen, R. G. Walker, E. L. Wright, E. DeBaun, D. Elsbury, T. Gautier IV, S. Gomillion, A. Wilkins: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. I. Preliminary Albedos and Diameters. In: The Astrophysical Journal. Band 741, Nr. 2, 2011, S. 1056–1085, doi:10.1088/0004-637X/741/2/68 (PDF; 73,0 MB).
  3. J. R. Masiero, T. Grav, A. K. Mainzer, C. R. Nugent, J. M. Bauer, R. Stevenson, S. Sonnett: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. Near-infrared Albedos. In: The Astrophysical Journal. Band 741, Nr. 2, 2011, S. 1056–1085, doi:10.1088/0004-637X/791/2/121 (PDF; 1,10 MB).
  4. R. D. Stephens: Asteroids Observed from GMARS and Santana Observatories: 2010 July–September. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 38, Nr. 1, 2011, S. 23–24, bibcode:2011MPBu...38...23S (PDF; 516 kB).
  5. M. Hayes-Gehrke, J. Benik, Z. Kovacs, S. Knutson, C. Mills: Lightcurves for 938 Chlosinde and 3408 Shalamov. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 38, Nr. 2, 2011, S. 75, bibcode:2011MPBu...38...75H (PDF; 151 kB).
  6. L. E. Owens: Lightcurves for 938 Chlosinde, 1342 Brabantia, 2715 Mielikki, and 3252 Johnny. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 38, Nr. 3, 2011, S. 141, bibcode:2011MPBu...38..141O (PDF; 151 kB).
  7. J. L. Simovljević: Duration of Quasi-complanar Asteroids Regular Proximities In: Bulletin de l’Académie serbe des Sciences et des Arts. Band 76, 1981, S. 33–37 (PDF; 1,99 MB).
  8. A. Vitagliano: SOLEX 12.1. Abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).