10,5-cm-Turmkanone

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Die 10,5-cm-Turmkanone L52 ist eine in einen Panzerturm fest eingebaute 10,5-cm-Kanone 39 der Schweizer Armee. Diese Festungsgeschütze wurden mit der Aufgabe der Artillerie-Werke Mitte der 1990er Jahre ausser Dienst gestellt.

getarnter Panzerturm mit eingebauter Turmkanone, AW San Carlo
Teilweise enttarnter Panzerturm 10,5 cm

Bestückung der Artilleriewerke mit den 10,5 cm Panzerturmkanonen 39 L52[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt wurden 22 Panzertürme 10,5 cm hergestellt und in den Festungsgebieten St. Maurice, Gotthard und Sargans aufgrund der taktischen Dringlichkeit in den Jahren 1939 bis 1943 eingebaut:

St. Maurice

Gotthard

Sargans

Der Panzerturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skizze eines 10,5-cm-Panzerturmgeschützes
Treppe zum Panzerturm mit Paternoster-Munitionsaufzug

Der Panzerturm wird durch einen Zwischenboden in zwei Räume geteilt, in den Geschützraum oben und den Bodenraum unten. Der Aufstieg zum Panzerturm führt in der Regel über eine Treppe, die mehrere hundert Stufen lang sein kann. Neben der Treppe verläuft ein Paternoster, über welchen die Munition vom Munitionsmagazin zum Bodenraum des Panzerturms transportiert wird. Durch den Aufstiegstollen führen auch die Leitungen für Pressluft, Telefon, Frischluft und Strom.

Im Bodenraum des Panzerturms befinden sich entlang der Wandung ein Munitionsgestell für 20 Geschosse und Hülsen sowie sechs Ladungsbüchsen. An der Wandung befinden sich fünf Zapfen, an welchen die Gelenkstange mit den Anschlüssen für den oberen Teil des Turmes angeschlossen wird. Die Gelenkstange verhindert das Ausreissen der Kabel beim Drehen des Turmes. Das Umhängen muss von Hand ausgeführt werden.

Hauptteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rohr mit Bodenstück und Verschluss
  • Wiege mit Rücklaufbremse und Vorholer
  • Lafette
  • Richtvorrichtung

Technische Angaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richtfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richtanzeige der Turmkanone

Die Richtvorrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Seitenrichttrommel
  • Höhenrichttrommel

Die automatische Ladevorrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die automatische Ladevorrichtung diente zum Ansetzen der Geschosse in jeder Elevation.

Bestandteile der Ladevorrichtung

  • Druckluftanlage
    • Zwillings-Kompressorgruppe
    • Druckkessel
    • Speicherkessel
    • Pressluftflasche (als Druckreserve)
    • Haupt- und Steuerschalter
    • Leitungssystem mit verschiedenen Druckreduzierventilen
  • Ladevorrichtung
    • Laderohr
    • Rohrparallele Zylinder mit Kolben und Stange
    • Ladehebel mit Steuerkurve

Die Geschützbedienung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1 Geschützführer (Uof) ist verantwortlich für:
    • den Geschützstand,
    • vorschriftsmäßige Behandlung der Munition,
    • Schussbereitschaft des Geschützes,
    • Befolgung der Vorschriften betreffend Kohlenmonoxid,
    • genaue Abnahme und Weiterleitung der Kommandos und Meldungen,
    • Berechnung von Fächer und Streuung.
  • 1 Richter ist verantwortlich für:
    • Einstellen des Azimutes (Seite),
    • Einstellen der Elevation (Höhe),
    • die Auslösung des Schusses durch das Kommando FEUER.
  • 1 Verschlusswart ist verantwortlich für:
    • die Schussabgabe,
    • die Anzahl der verschossenen Schüsse,
    • den freien Rohrrücklauf,
    • die Messung des Rücklaufes nach dem ersten Schuss jeder Serie,
    • die Bedienung der Ausblasvorrichtung.
  • 1 Lader ist verantwortlich für:
    • das Laden der Granaten und der Hülsen,
    • den freien Ausschuss,
    • die Rohrfreiheit.
  • 1 Tempierer ist verantwortlich für:
    • die Verwendung der kommandierten Zünder,
    • das Einstellen der Tempierung.
  • 2 Munitionswarte sind verantwortlich für:
    • die kommandierte Ladung,
    • den Rückschub der Munition.
  • 1 Zuträgerchef
  • 3 Zuträger sind verantwortlich für:
    • die Bereitstellung der Munition aus den Munitionsmagazinen,
    • die Aufbereitung der verschossenen Hülsen.

Die Munition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Stahlgranate (15,15 kg) wurde eine maximale Schussweite von 18 km erreicht. Mit der Spitzgranate (14,3 kg) eine solche von 22 km.[1] Es wurde folgende Munition verschossen:[2]

  • Stahlgranate
  • Spitzgranate
  • Nebelgranate
  • Rauchgranate
  • Übungsgranate
  • Beleuchtungsgeschoss (sehr selten!)

Zünder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Momentan-Zeitzünder MZZ
    • Dieser Zünder detonierte beim Aufprall auf dem Boden oder nach der eingestellten Zeit in der Luft.
  • Momentan-Verzögerungszünder MVZ
    • Dieser Zünder detonierte beim Aufprall auf dem Boden oder, wenn so eingestellt, erst nach dem Eindringen in den Boden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hansjakob Burkhardt: Die Gotthardfestung «San Carlo», der Prototyp aller Artilleriewerke mit 10,5 cm Turm-Kanonen Mod 1939 L52. Fischerdörfli-Verlag, 2003, S. 36.
  2. Hansjakob Burkhardt: Die Gotthardfestung «San Carlo», der Prototyp aller Artilleriewerke mit 10,5 cm Turm-Kanonen Mod 1939 L52. Fischerdörfli-Verlag, 2003, S. 54.