3-Sphäre

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die 3-dimensionale Sphäre oder kurz 3-Sphäre ist ein Objekt in der Mathematik, nämlich eine Sphäre der dritten Dimension. Sie ist neben dem euklidischen Raum das einfachste Beispiel einer 3-dimensionalen Mannigfaltigkeit und kann in den euklidischen Raum eingebettet werden.

Als Einheitssphäre trägt sie den Namen .

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter einer 3-dimensionalen Sphäre versteht man eine topologische Mannigfaltigkeit, die homöomorph zur Einheitssphäre im ist. Letztere wird mit bezeichnet.

Die Einheitssphäre ist die Menge der Punkte im 4-dimensionalen euklidischen Raum mit Abstand eins vom Ursprung, also

,

wobei die euklidische Norm ist. Sie kann als Rand der 4-Einheitskugel aufgefasst werden und wird daher auch mit bezeichnet.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geometrische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 3-dimensionale Hyperfläche (das 3-Volumen) einer 3-Sphäre vom Radius ist

und das 4-dimensionale Hypervolumen einer 4-Kugel (das 4-Volumen des 4-dimensionalen Gebietes innerhalb dieser 3-Sphäre) ist

Entsprechend ist das 4-Volumen von .

Jeder nicht-leere Durchschnitt einer 3-Sphäre mit einer 3-dimensionalen Hyperebene ist eine 2-Sphäre oder ein einzelner Punkt.

Die 3-Sphäre vom Radius hat die konstante, positive Schnittkrümmung .

Topologische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 3-Sphäre hat keinen Rand, ist kompakt und einfach zusammenhängend. Ihre Homologiegruppen sind

, falls  
sonst.

Jeder topologische Raum mit diesen Homologiegruppen wird 3-Homologiesphäre genannt.

Sie ist homöomorph zur Einpunkt-Kompaktifizierung des und ist der homogene Raum

.

Differenzierbare Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie jede 3-dimensionale Mannigfaltigkeit hat die 3-Sphäre nach dem Satz von Moise eine eindeutige Differentialstruktur und eine eindeutige PL-Struktur.

Runde Metrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einbettung als Einheitssphäre im gibt der Sphäre die „runde Metrik“ mit Schnittkrümmung konstant 1. Insbesondere wird sie mit dieser Metrik ein symmetrischer Raum mit Isometriegruppe .

Jede Metrik konstanter Schnittkrümmung ist ein Vielfaches der runden Metrik.

Die 3-Sphäre als Lie-Gruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 3-Sphäre ist eine nichtabelsche Gruppe. Sie fällt zusammen mit der Gruppe der Einheitsquaternionen

mit und . Die Abbildung

mit und

ist ein Isomorphismus der Quaternionen in den Ring der komplexen 2×2-Matrizen, der auf die Untergruppe der unitären Matrizen

,

abbildet. Sie machen eine Lie-Gruppe aus, die den Namen trägt.

Diese Bijektion ist gleichzeitig ein Diffeomorphismus

Die 3-Sphäre ist die einfachste nichtabelsche kompakte Lie-Gruppe und insbesondere im Standardmodell der Elementarteilchenphysik von Bedeutung.

Poincaré-Vermutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 3-Sphäre ist die einzige einfach zusammenhängende, kompakte 3-Mannigfaltigkeit.

Vektorfelder auf der 3-Sphäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Lie-Gruppe ist die 3-Sphäre parallelisierbar. Ein Beispiel dreier linear unabhängiger Vektorfelder auf der Einheitssphäre im ist

.

Heegaard-Zerlegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man erhält die 3-dimensionale Sphäre, indem man die Ränder zweier 3-dimensionaler Kugeln orientierungsumkehrend miteinander verklebt.

Allgemeiner hat die 3-Sphäre zu jedem eine eindeutige Heegaard-Zerlegung vom Geschlecht .

Dehn-Chirurgien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede kompakte 3-Mannigfaltigkeit kann durch Chirurgien an Verschlingungen in der 3-Sphäre konstruiert werden.

Sphärische 3-Mannigfaltigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem von Thurston initiierten und von Perelman bewiesenen Geometrisierungsprogramm folgt, dass alle kompakten 3-Mannigfaltigkeiten endlicher Fundamentalgruppe sphärische 3-Mannigfaltigkeiten (oder 3-dimensionale sphärische Raumformen) sind, sich also als Quotientenraum

für eine endliche Gruppe von Isometrien der runden Metrik darstellen lassen.

Beispiele 3-dimensionaler sphärischer Raumformen sind die Linsenräume oder die Poincaré-Homologiesphäre.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nikolai Saveliev: Lectures on the topology of 3-manifolds. An introduction to the Casson invariant. De Gruyter Textbook. Walter de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016271-7