306. Infanterie-Division (Wehrmacht)

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306. Infanterie-Division

Truppenkennzeichen der 306. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen, der „wilde Eber
Aktiv 15. November 1940 bis 9. Oktober 1944 (formelle Auflösung)
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Typ Infanterie-Division
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Hamm
Spitzname Wildsau
Zweiter Weltkrieg Deutsch-Sowjetischer Krieg
Schlacht von Stalingrad
Kommandeure
Liste der Kommandeure
Insignien
Truppenkennzeichen 2 Truppenkennzeichen 2
Truppenkennzeichen 3 Truppenkennzeichen 3

Die 306. Infanterie-Division (Wehrmacht) war ein militärischer Großverband der Wehrmacht. Sie bestand vom November 1940 bis zu ihrer Vernichtung im August 1944 bei der Heeresgruppe Südukraine und wurde schließlich am 9. Oktober 1944 formell aufgelöst.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Division wurde im November 1940 aus je einem Drittel der 86. ID, der 291. ID sowie dem Feldrekruten-Bataillon 129 aufgestellt.

Besatzungstruppe Belgien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab April 1941 wurde sie bei der 15. Armee in Belgien als Besatzungstruppe verwendet, wo sie die nächsten 1½ Jahre verblieb.

Verlegung an die Ostfront[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Einschließung der deutschen 6. Armee bei Stalingrad versuchten sowjetische Panzerverbände Anfang Dezember 1942, die auf den unteren Don und Tschir zurückgedrängte deutsche Abwehrfront in Richtung auf Rostow zu durchstoßen und danach den deutschen Truppen im großen Donbogen den Rückzug abzuschneiden. Um dieses zu verhindern, wurden bereits erheblich geschwächte Einheiten in aller Eile neu gegliedert.

Am Tschir entstand die Armeeabteilung Hollidt. Zu deren Verstärkung sollte die 306. Infanterie-Division dienen. Der Kommandeur Georg Neymann hatte am 20. November 1942 die 306. ID in Belgien (de Haan) von Generalleutnant Hans von Sommerfeld, der aus Altersgründen ausschied, für den Russlandeinsatz übernommen. Erste Verbände der 306. ID trafen dort nach Bahntransport am 16. Dezember 1942 auf dem Bahnhof von Morosowskaja und Millerowo ein, weitere Verbände am 20. Dezember 1942 um Mitternacht. Diese Soldaten marschierten sogleich bei -28°C und scharfem Ostwind sowie erheblichem Neuschnee in nördlicher Richtung bis in das Dorf Grusinow. Frühmorgens wurden sie mit Lastwagen und Frontbussen sehr nahe an die dortige Hauptkampflinie herangeführt.

Wenige Tage zuvor waren drei gut ausgerüstete russische Armeen zum Angriff angetreten und hatten binnen kürzester Zeit die Verteidigungslinien an vielen Stellen durchbrochen. Die Einheiten der 306. ID wurden in Marsch gesetzt, um den Vormarsch des Gegners bei Nishnij-Astachow und Panomarew aufzuhalten. Hier wurde besonders der 22. Dezember 1942 zu einem sehr verlustreichen Tag: Nach heftigem Trommelfeuer rollten zahlreiche sowjetische Panzer heran und vernichteten die Stellungen. Gegen Abend konnten sich die Reste der Einheiten in Richtung Morosowskaja zurückziehen. Südlich von Nishnij–Astachow, etwa bei Werchne–Swetschnikow, wurde die 306. ID vernichtend geschlagen. Das tiefverschneite und deckungslose Gelände, hügelig durchzogen von Balkas, erschwerte den geordneten Rückzug. Sanitätsfahrzeuge und Verbandsplätze gerieten unter Artillerie- und Panzerbeschuss. In den Wirren des Angriffs fanden sehr viele Soldaten den Tod, ohne dass es von den eigenen Kameraden bemerkt wurde; viele Soldaten gelten seitdem daher als vermisst. Die 306. ID – insbesondere das unterstellte Infanterie-Regiment 580 – wurde in kürzester Zeit aufgerieben. Die Gruppe Hollidt musste sich nach Süden in Richtung Gnilaja-Abschnitt absetzen.

Eingliederung der Reste der 328. ID[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. November 1943 wurde die Division durch die Reste der aufgelösten 328. Infanterie-Division aufgefüllt.

Vernichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Division wurde im August 1944 bei der Heeresgruppe Südukraine vernichtet.

Auflösung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. Oktober 1944 wurde die Division formell aufgelöst.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Divisionskommandeure der 306. ID:
Damaliger Rang Name Zeitraum
Generalmajor Hans von Sommerfeld 15. November 1940 bis 20. November 1942
Generalmajor Georg Neymann 20. November bis Dezember 1942
Oberst Gerhard Matthias Dezember 1942 bis 29. Januar 1943
Generalleutnant Georg Pfeiffer 29. Januar 1943 bis 21. Februar 1943
Generalmajor Theobald Lieb 21. Februar bis 30. März 1943
Generalmajor/Generalleutnant Karl-Erik Köhler 30. März 1943 bis 1. Januar 1944
Oberst Karl Bär 1. Januar bis 12. Januar 1944
Generalleutnant Karl-Erik Köhler 12. Januar 1944 bis April 1944
unbekannt April 1944 bis zur August 1944
  • Curt Ludwig Ehrenreich von Burgsdorff (1886–1962) war SA-Gruppenführer und diente später in der 306. ID als Major im GR 580, 1943 war er Gouverneur des Distrikts Krakau. 1948 wurde von Burgsdorff in Polen wegen Kriegsverbrechen zur Mindeststrafe von drei Jahren verurteilt.
  • Carl Anders (1893–1972) war Kommandeur des 1. Bataillons des 581. Infanterie-Regiments, später Generalmajor und bis 28. Oktober 1955 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1940 1944

Infanterie-Regiment 579

Infanterie-Regiment 580

Infanterie-Regiment 581

Grenadier-Regiment 579

Grenadier-Regiment 580

Divisionsgruppe 328

Divisions-Füsilier-Bataillon 306

Artillerie-Regiment 306

Pionier-Bataillon 306

Panzerjäger-Abteilung 306

Nachrichten-Kompanie 306

Nachrichten-Abteilung 306

Divisions-Nachschubführer 306

Feldersatz-Bataillon 306

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mitcham, Samuel W., Jr. (2007). German Order of Battle. Volume Two: 291st – 999th Infantry Divisions, Named Infantry Divisions, and Special Divisions in WWII. PA; United States of America: Stackpole Books. S. 20+21, ISBN 978-0-8117-3437-0.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9: Die Landstreitkräfte 281–370. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-1250-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]