Abbaurichtung

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Als Abbaurichtung bezeichnet man im Bergbau die Hauptrichtung, in der ein Lagerstättenanteil mittels des jeweiligen Abbauverfahrens in Angriff genommen wird.[1] Dabei ist die Abbaurichtung die Richtung, in der der Abbaustoß im Ganzen fortschreitet.[2] Sie gibt somit die generelle Richtung des Abbaus ohne Berücksichtigung der Verhiebrichtung an.[3]

Die verschiedenen Abbaurichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt gibt es grundsätzlich vier Richtungen, die als Abbaurichtungen in Frage kommen, die schwebende,[ANM 1] die fallende, die streichende und die schräge[ANM 2] Abbaurichtung.[4] Jedoch werden die fallende und die schräge Abbaurichtung nur selten genutzt, sodass sie eine untergeordnete Rolle spielen.[5] Somit werden nur zwei Abbaurichtungen, die streichende und die schwebende Abbaurichtung, für den Abbau genutzt.[5] Bei flacher oder mäßig geneigter Lagerung wird überwiegend die streichende Abbaurichtung angewendet. Aufgrund von Lagerstättenbedingungen wie z. B. geologischen Störungen oder Wasserzuflüssen kann aber auch die schwebende Abbaurichtung angewendet werden.[6] Bei plattenförmigen Lagerstätten mit größer Mächtigkeit wird auch teilweise die querschlägige[ANM 3] Abbaurichtung verwendet. Hierbei geht die Abbaurichtung söhlig entweder vom Hangenden zum Liegenden oder umgekehrt.[2]

Die Abbaurichtung lässt sich mit den unterschiedlichen Verhiebrichtungen beliebig kombinieren.[4] So entstehen dann Kombinationen, bei denen die Abbaurichtung die gleiche Richtung hat wie die Verhiebrichtung, also streichend/streichend und schwebend/schwebend oder es kommt zu Kombinationen, bei denen die Abbaurichtung und die Verhiebrichtung unterschiedlich sind.[5] Bei der streichenden Abbaurichtung gibt es insgesamt vier Kombinationen, bei denen die Abbaurichtung und die Verhiebrichtung unterschiedliche Richtungen haben, streichend/schwebend, streichend/fallend, streichend/schräg und streichend/querschlägig.[2] Bei der schwebenden Abbaurichtung gibt es die Kombination schwebend/streichend.[1] Bei der querschlägigen Abbaurichtung ist die Verhiebrichtung streichend.[2]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kohlenbergbau wird bei flacher und bei mäßig geneigter Lagerung überwiegend die streichende Abbaurichtung angewendet.[6] Hierbei ist dann die obere Abbaustrecke die Kopfstrecke, die untere Abbaustrecke ist die Fußstrecke.[7] Lagerstättenbedingt können aber auch die fallende oder die schwebende[ANM 4] Abbaurichtung angewendet werden.[6] Im Gangerzbau ist die schwebende Abbaurichtung am meisten verbreitet.[5] Dabei wird der Gangstreifen, der gerade abgebaut wird, ähnlich wie beim Firstenstoßbau von oben nach unten abgebaut.[4] In einigen Gruben wird auch die streichende Abbaurichtung angewendet.[5] Beim Salzbergbau wird die Abbaurichtung je nach Lagerung gewählt.[4] Bei steiler Lagerung ist die Abbaurichtung schwebend und bei flacher Lagerung streichend oder schwebend.[5] Bei stockförmigen Lagerstätten lässt man die Abbaurichtung von oben nach unten oder auch umgekehrt, entweder seiger oder geneigt verlaufen.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  2. a b c d e Georg Spackeler, Waldemar May: Bergbaukunde. 8. Lehrbrief Abbau II. Hrsg.: Hauptabteilung Fernstudium der Bergakademie Freiberg. 2. Auflage. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1957, S. 8/04–8/05.
  3. Peter Eichhorn, Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e.V. (Hrsg.): Erzabbau am Rammelsberg. Eigenverlag des Fördervereins, Druck Papierflieger Clausthal-Zellerfeld, Goslar 2009
  4. a b c d Ernst-Ulrich Reuther: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 12. Auflage, VGE Verlag GmbH, Essen 2010, ISBN 978-3-86797-076-1.
  5. a b c d e f Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweiter Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962
  6. a b c Heinz Kundel: Kohlengewinnung. 6. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1983, ISBN 3-7739-0389-8
  7. Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. 1. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1982, ISBN 3-7739-0390-1

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Als schwebend bezeichnet man die Richtung entgegen dem Einfallen. (Quelle: Tilo Cramm, Joachim Huske: Bergmannssprache im Ruhrrevier.)
  2. Als schräg oder diagonal wird jede Richtung bezeichnet, die zwischen dem Streichen und dem Einfallen liegt. (Quelle: Georg Spackeler, Waldemar May, Hauptabteilung Fernstudium der Bergakademie Freiberg (Hrsg.): Bergbaukunde.)
  3. Als querschlägig wird die Richtung bezeichnet, die horizontal quer zur Längsachse der Lagerstätte verläuft. (Quelle: Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e.V. (Hrsg.): Erzabbau im Rammelsberg.)
  4. In einigen anderen Bergrevieren bezeichnet man diese Richtungsangabe auch als "aufwärts geführt". (Quelle: Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e.V. (Hrsg.): Erzabbau im Rammelsberg.)