Acheiropodie

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Klassifikation nach ICD-10
Q74.8 Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungen der Extremität(en)
Q71.3 Angeborenes Fehlen der Hand oder eines oder mehrerer Finger
Q72.3 Angeborenes Fehlen des Fußes oder einer oder mehrerer Zehen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Acheiropodie, von altgriechisch χείρ cheir, deutsch ‚Hand‘, altgriechisch πούς, ποδός pous, podos, deutsch ‚Fuß‘ + ἀ Alpha privativum, ist das Fehlen von Händen und Füßen. Es handelt sich um eine sehr seltene angeborene Fehlbildung, bei der Teile des peripheren Extremitätenanteils fehlen.[1]

Sie kann zusammen mit der Aphalangie (Fehlen von Finger- oder Zehengliedern), der Adaktylie (Fehlen von Fingern oder Zehen) zu den Terminalen transversalen Extremitätendefekten gezählt werden. Fehlt eine ganze Extremität, wird das als Amelie bezeichnet.[2]

Synonym: Horn-Kolb-Syndrom[3]

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1929 durch W. Peacock.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv. Bislang wurde diese Fehlbildung fast nur in Brasilien beschrieben.[1]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erkrankung liegen Mutationen im LMBR1-Gen auf Chromosom 7 Genort q36.3 zugrunde, welches für ein Limb Development Membrane Protein kodiert.[5]

Mutationen in diesem Gen finden sich auch bei:

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[1]

Funktionelle Anpassung ist gut, auch Gehen ist mit Prothesen möglich

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose ergibt sich klinisch. Im Röntgen sieht man das Fehlen der distalen Humerusepiphyse, der Tibiadiaphyse sowie eine Aplasie von Radius, Ulna, Fibula und allen Hand- und Fußknochen.[1] Die Diagnose kann vorgeburtlich durch Ultraschall etwa ab der 23. Schwangerschaftswoche gestellt werden.[3]

Bei Tieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fehlbildung kann auch bei Tieren auftreten. Bereits im Jahre 1939 war über diese Fehlbildungen (und andere) bei Kaninchen berichtet worden.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Ormazabal, N. Vaccari, R. Szulepa, M. P. Bidondo, P. Barbero, B. Groisman: Aqueiropodia: primer reporte de caso en Argentina. In: Archivos argentinos de pediatria. Band 113, Nummer 5, Oktober 2015, S. e299–e303, doi:10.5546/aap.2015.e299, PMID 26294167.
  • M. Guschmann, R. Becker, M. Urban, M. Entezami, S. Hese, M. Vogel: Femur-Fibula-Ulna(FFU)-Komplex in der 33. SSW. Sonographie, Radiologie, Pathologie und Differentialdiagnose anhand eines Fallberichtes. In: Klinische Pädiatrie. Band 213, Nummer 5, 2001, S. 301–305, doi:10.1055/s-2001-17225, PMID 11582532.
  • A. Freire-Maia, N. Freire-Maia, N. E. Morton, E. S. Azevêdo, A. Quelce-Salgado: Genetics of acheiropodia (the handless and footless families of Brazil). VI. Formal genetic analysis. In: American Journal of Human Genetics. Band 27, Nummer 4, Juli 1975, S. 521–527, PMID 1155460, PMC 1762812 (freier Volltext).
  • S. P. Toledo, P. H. Saldanha: A radiological and genetic investigation of acheiropody in a kindred including six cases. In: Journal de genetique humaine. Band 17, Nummer 1, Mai 1969, S. 81–94, PMID 5808544.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Acheiropodie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. W. Schuster, D. Färber (Hrsg.): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik., Band I, S. 104, 2. Aufl., Springer 1996, ISBN 3-540-60224-0.
  3. a b I. Temur, K. Ulker, I. Volkan, M. Karaca, M. Ersoz, A. Gul, E. Adiguzel: The first case of Horn Kolb Syndrome in Turkey, diagnosed prenatally at the 23(rd) week of a pregnancy: A very rare and unusual case far from the original geography. In: The American Journal of Case Reports. Band 13, 2012, S. 106–108, doi:10.12659/AJCR.883025, PMID 23569502, PMC 3615972 (freier Volltext).
  4. W. Peacock: Hereditary absence of hands and feet. In: Eugenical News, Band 14, S. 46–47, 1929
  5. Acheiropody. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  6. Laurin-Sandrow-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. Polydaktylie des triphalangealen Daumens. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  8. Syndaktylie Typ 4. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  9. H. S. Greene, J. A. Saxton: Hereditary Brachydactylia And Allied Abnormalities In The Rabbit. In: The Journal of Experimental Medicine. Band 69, Nummer 2, Januar 1939, S. 301–314, doi:10.1084/jem.69.2.301, PMID 19870848, PMC 2133737 (freier Volltext).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]