Acholeplasma

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Acholeplasma
Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Mycoplasmatota
Klasse: Mollicutes
Ordnung: Acholeplasmatales
Familie: Acholeplasmataceae
Gattung: Acholeplasma
Wissenschaftlicher Name
Acholeplasma
Edward & Freundt 1970

Acholeplasma ist eine Gattung von Bakterien. Sie zählt zu den Mollicutes innerhalb des Phylums (Abteilung) Mycoplasmatota (früher Tenericutes genannt).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erscheinungsbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zellen sind kugelförmig und sehr klein, der Durchmesser liegt bei 300 nm.[1] Es können auch Filamente gebildet werden, die Länge beträgt hierbei 2 -5 µm. Sie sind fakultativ anaerob, können also auch unter Sauerstoffausschluss leben.

Stoffwechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Acholeplasma ist chemo-organotroph, eine Photosynthese wird nicht ausgeführt. Die meisten Arten nutzen Glucose und andere Zucker als Hauptenergiequelle.[1]

Pathogenität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mensch wird unter normalen Umständen nicht befallen.[2] Allerdings wird davon ausgegangen, dass in Umgebungen, wo hohe Konzentrationen dieser Bakterien herrschen, auch der Mensch von einigen Arten befallen werden kann. Innerhalb der Einstufung von Bakterien werden somit einige Arten der Risikogruppe 2 zugeordnet (§ 3Biostoffverordnung): „Risikogruppe 2: Biostoffe, die eine Krankheit beim Menschen hervorrufen können und eine Gefahr für Beschäftigte darstellen könnten; eine Verbreitung in der Bevölkerung ist unwahrscheinlich; eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise möglich“. Zu diesen Arten zählen z. B. Acholeplasma granularum, Acholeplasma hippikon, Acholeplasma laidlawii und Acholeplasma morum. Die Pathogenität bei Wirbeltieren ist meist noch nicht endgültig geklärt, z. B. wurden verschiedene Arten von Acholeplasma in Rindern gefunden,[3] Acholeplasma laidlawii in Katzen.[4]

Die Art Acholeplasma laidlawii ist die einzige Art der Mollicutes, die auch außerhalb des Wirtes leben kann, vorausgesetzt die Umwelt liefert den notwendigen Nährstoffbedarf.[5]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bakteriengattung Archoleplama zählt zu der Familie Acholeplasmataceae, welche wiederum zu der Klasse der Mollicutes gestellt wird. Die Arten dieser Klasse zählen zu den kleinsten bekannten Organismen und leben parasitisch.

Archoleplasma lässt sich von vielen Arten der Mollicutes dadurch unterscheiden, dass es kein Cholesterol für das Wachstum benötigt. Allerdings trifft dies auch auf einige Arten der Asteroleplasma, Spiroplasma und Mesoplasmado zu. Einige Arten (Stand: 16. März 2021):[6]

Die von Joseph G. Tully im Jahr 1988 erstbeschriebene Art Acholeplasma entomophilum wird nun zu der Gattung Mesoplasma gestellt. Auch Acholeplasma florum, erstbeschrieben von McCoy et al. im Jahr 1984, wird nun ebenfalls innerhalb der Gattung Mesoplasma geführt. Das Gleiche gilt auch für Acholeplasma seiffertii (erstbeschrieben von Bonnet et al. im Jahr 1991).

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gattungsname Acholeplasma leitet sich vom griechischen a (‚nicht‘), dem griechischen Wort chole (Galle) und dem griechischen Wort plasma (‚geformt‘) her und bezieht sich auf die Unabhängigkeit von Cholesterin für das Wachstum. Das Wort ‚Galle‘ bezieht sich auf den Umstand, dass Cholesterin erstmals aus Gallensteinen isoliert wurde.

Bedeutung für den Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zellen sind sehr klein und von der Form her veränderlich und können dadurch im Labor Sterilfilter mit einem Durchmesser von 0,2 Mikrometern passieren, hierzu zählt v. a. die Art Acholeplasma laidlawii.[7] Hierdurch entsteht die Gefahr, dass die Bakterien z. B. Zellkulturen im Labor kontaminieren können. Außer Acholeplasma sind vor allen Dingen verschiedene Arten von Mykoplasmen daran beteiligt. Zu den Arten zählen M. fermentans, M. hominis, M. orale, M. salivarium, M. bovis. Es wird angenommen, dass in Japan wohl bis zu 80 % aller Zellkulturen, die im Labor erzeugt werden, mit Mycoplasmen kontaminiert sind, in Deutschland bis zu 40 %. Die Arten von Mycoplasma gehören zu der normalen Fauna des Menschen, die Quelle für die Verunreinigung im Labor sind somit meist Mitarbeiter im unsauberen Umgang mit den Zellkulturen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b N. R. Krieg, W. Ludwig, W. B. Whitman, B. P. Hedlund, B. J. Paster, J. T. Staley, N. Ward, D. Brown, A. Parte: Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. Volume 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. 2. Auflage. Springer, New York 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 351–358.
  2. TRBA (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) 466: Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea) in Risikogruppen. In: Website der. April 2012, abgerufen am 22. April 2014.
  3. Hans-Joachim Selbitz, Uwe Truyen und Peter Valentin-Weigand: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 9. Auflage. Enke, 2010, ISBN 978-3-8304-1080-5.
  4. Marian C. Horzinek, Vera Schmidt und Hans Lutz: Krankheiten der Katze. 4. Auflage. Enke, 2005, ISBN 978-3-8304-1049-2, S. 176.
  5. C.J. Hurst: Opportunistic Bacteria Associated with Mammalian Livestock Disease. In: Hurst C. (eds) The Connections Between Ecology and Infectious Disease. Advances in Environmental Microbiology, vol 5. Springer Verlag, 2018. ISBN 978-3-319-92373-4
  6. Jean Euzeby, Aidan C. Parte: Genus Acholeplasma. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 16. März 2021.
  7. Michael Rieth: Pharmazeutische Mikrobiologie: Qualitätssicherung, Monitoring, Betriebshygiene. 1. Auflage. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co, 2012, ISBN 978-3-527-33087-4, S. 185.