Agentur C

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Agentur C
Rechtsform Verein
Gründung 1985
Gründer Heinrich Rohrer
Sitz Lyss
Schwerpunkt Evangelisation
Methode Werbung
Aktionsraum Schweiz
Vorsitz Peter Stucki
Website agentur-c.ch

Die Agentur C (früher: Agentur für Christus) ist ein Schweizer Verein, der unter anderem mit Plakaten und Inseraten für den christlichen Glauben wirbt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein wurde 1985 vom Inhaber der Reinigungsmittelfirma Sipuro AG in Münsingen, Heinrich Rohrer (1921–1998), gegründet.[1][2] Laut Eigenangaben hatte die Agentur 1991 rund 4000 Unterstützer.[3] Als Rohrer 1998 starb, hatte Bruno Jordi die Leitung des Vereins bereits vier Jahre zuvor übernommen.[4] Seit Mitte der 2000er-Jahre wird der Verein von Peter Stucki präsidiert.

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Plakat der Agentur C (2023) (Römer 1,16 EU).

In der Schweizer Öffentlichkeit ist die Agentur C seit 1999 mit gelben Bibelversen auf dunkelblauem Grund präsent. Diese sind neben Plakatwänden unter anderem auch auf Bussen zu sehen. Der Verein versendet auch Gratisbibeln. Er finanziert sich ausschliesslich über Spenden und ist nach eigenen Angaben überkonfessionell.[5][6][7]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 tauchte im bernischen Emmental ein Plakat auf mit der Aufschrift «Du, Gott, zeigst mir den Weg, der zum Leben führt» (Psalm 16,11 EU), darunter stand in weisser Schrift: «Debora: geheilt von Magersucht.» Die Botschaft wurde von Betroffenen von Essstörungen kritisiert. Peter Stucki, Präsident der Agentur C, verteidigte die Plakatserie mit der Begründung, dass es sich dabei um Tatsachenberichte handle und es sich bei den Bibelversen um ein «Angebot an alle Menschen» handle «sich mit Gott und der Bibel zu befassen».[8] Bereits 2006 hing vor dem Inselspital in Bern ein Plakat mit dem Bibelvers «Der Gottlose hat viele Plagen; wer dem Herrn vertraut, wird seine Güte erfahren» (Psalm 32,10 EU). Kommentatoren unterstellten der Agentur, damit Schuldgefühle bei den Patienten auslösen zu wollen.[9]

Der Bieler SP-Stadtrat Mohamed Hamdaoui kritisierte die Kampagne aus säkularer Perspektive und wollte ein Verbot der Werbung der Agentur auf städtischen Bussen prüfen lassen. Diese Kritik wurde wiederum von rechtsbürgerlichen Kreisen zum Anlass genommen, Hamdaoui wegen seines muslimischen Hintergrundes anzugreifen. Ein Verbot konnte rechtlich nicht umgesetzt werden, da Religionspolitik Kantonsangelegenheit ist.[10][11][12]

Hugo Stamm kritisierte in seiner Kolumne auf Watson die Kampagne als «naiv» und «missionarisch». Er schätzte, dass sie «schon Hunderttausende von Franken verschlungen» habe.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Agentur C schweigt. In: St. Galler Tagblatt. 10. Oktober 2009, abgerufen am 13. August 2023.
  2. Agentur C. In: relinfo.ch. Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen, abgerufen am 13. August 2023.
  3. Ronald Sonderegger: Heinrich Rohrer, Unternehmer im Auftrag des Herrn. In: SonntagsZeitung. 24. März 1991, S. 19–20 (Schweizer Hochdeutsch): «So gründete er seine ‹Agentur C›, deren einziger Angestellter er ist und die von über viertausend Gönnern getragen wird.»
  4. Glauben und Werben. In: Der Bund. Nr. 54, 6. März 1998, S. 28 (Schweizer Hochdeutsch): «Das Werk des Münsingers Heinrich Rohrer (siehe ‹Bund› von gestern), der nach seinen wirtschaftlichen Erfolgen mit der Sipuro AG ‹ein Büro für den Heiland› aufgemacht hat, wird fortgeführt: Die von ihm gegründete Agentur C – die Agentur für Christus – wird in Zukunft von Bruno Jordi (Belp) weitergeführt. Jordi hatte das Präsidium der Agentur C bereits vor vier Jahren übernommen, während sich Heinrich Rohrer seither mit der Rolle des Ehrenpräsidenten begnügte.»
  5. Hanspeter Maurer: Das «Unser Vater» am Bahnhof. In: Berner Zeitung. 27. Juni 2004, S. 44.
  6. Gebet «Unser Vater» als Plakataktion. In: Neue Luzerner Zeitung. 25. Juni 2004, S. 11 (Schweizer Hochdeutsch): «Lyss. Die Agentur C hat eine Plakatkampagne gestartet. Während zweier Wochen wird das Gebet ‹Unser Vater› auf 4300 Plakaten in der ganzen Schweiz zu lesen sein. Die Verantwortlichen der Agentur C wollen damit die Schweizer zum Beten einladen. Ziel des überkonfessionellen und von den Kirchen unabhängigen Vereins ist die Verkündigung des Evangeliums durch Massenkommunikations-Aktionen. Personen, welche von den Plakaten angesprochen werden, können bei der Agentur C kostenlos eine Bibel beziehen. (pd)»
  7. Silvan Maximilian Hohl: Warum Peter Stucki mit diesen Plakaten für die Bibel wirbt. In: kath.ch. Katholisches Medienzentrum im Auftrag der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz, 24. Oktober 2022, abgerufen am 13. August 2023.
  8. «Mit Heilung zu werben ist heute im Trend». In: 20 Minuten. 11. Dezember 2015, abgerufen am 13. August 2023.
  9. Susanne Wenger: Gottes Strafe im Insel-Parking. In: Der Bund. 27. Oktober 2006, S. 23.
  10. Frédéric Burnand: Ein Bibelspruch, der Zwietracht sät. In: SWI swissinfo.ch. 31. August 2018, abgerufen am 13. August 2023.
  11. Georges Scherrer: Biel will Klarheit über rechtliche Situation von religiöser Werbung auf Bussen. In: kath.ch. Katholisches Medienzentrum im Auftrag der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz, 8. Oktober 2018, abgerufen am 13. August 2023.
  12. Lino Schaeren: Nach Kontroverse um Bibelspruch. Er wollte Werbung verbieten – und erhielt Morddrohungen. In: Berner Zeitung. 11. Februar 2023, abgerufen am 13. August 2023.
  13. Hugo Stamm: Sektenblog. Kennst du das «Gott ist treu»-Plakat? Ich hätte da ein paar Fragen. In: Watson. 22. Juli 2019, abgerufen am 13. August 2023.