Agon (Musik)

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Als Musische Agone werden jegliche Agone (Wettkämpfe) in sämtlichen musischen Bewerben bezeichnet. Im antiken Griechenland umfassten sie Wettbewerbe in Musik, Dichtkunst, Tanz, Redekunst und in anderen Künsten wie in der Malerei. Diese Definition der musischen Agone wird allerdings durch keinen zeitlichen oder örtlichen Rahmen eingeschränkt, was bedeutet, dass als zeitgeschichtliches Beispiel der „Eurovision Song Contest“ genannt werden darf. Das wohl bekannteste Exempel antiker Agone in musischen Disziplinen waren die Panathenäen.

In der Antike gab es im Bereich der Musik Agone im Singen von Liedern, Hymnen, Dithyramben und Siegesgesängen. Als musikalische Begleitung konnten vor allem die Kithara oder der Aulos dienen.

Entstehung und Ausbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es dürfte wohl in die frühe Zeit anzusetzen sein, als die Griechen ihre ersten Kulthandlungen begangen, dass man anfing, sie unter Musikbegleitung durchzuführen. Die ersten musischen Agone haben sich vermutlich aus den gottesdienstlichen Chören der ältesten Kulthandlungen entwickelt. Schon bald floss der musische Agon in die griechische Mythologie ein. Doch im Gegensatz zum musischen Agon zwischen Göttern und Sterblichen im Mythos, der zumeist durch Hybris verursacht wird, wurden zum künstlerischen Kräftemessen zwischen Menschen vornehmlich Ehrungen (für Gottheiten, Gäste, Tote, Siege) als Anlass genommen. Die ersten belegten musischen Agone wurden bei den Leichenspielen zu Ehren des Amphidamas in Chalkis abgehalten. Sie datieren um 700 v. Chr. Nach eigenen Angaben hat niemand geringerer als Hesiod mit einem Hymnos den Siegespreis errungen.[1] Diesen Preis, einen Dreifuß, habe er passenderweise den Musen auf dem Helikon geweiht.

Disziplinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezitierende (epische) Dichtkunst. Häufig werden Lobgedichte vorgetragen. Sie ehren beispielsweise den Festgott, den Herrscher oder den Austragungsort, an dem die Agone abgehalten werden. Weiters gibt es Vorträge im Epigramm, wozu auch Wettbewerbe in Prosavorträgen gehören. Musikalisch-poetische Kunst Instrumentalmusik Orchestik Dramatische Agone

Musische Agone im Mythos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marsyas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nichts stellte für die Griechen eine größere Blasphemie dar als die Hybris, durch die sich ein Sterblicher einem Gott gleich oder überlegen fühlt. Dementsprechend grausam und brutal wurde die Hybris von den Göttern bestraft. Und so erging es auch dem armen Marsyas, der sich anmaßend und prahlerisch in einen unklugen Wettstreit mit dem göttlichen Apoll einließ, in dem er unausweichlich verlieren musste. Sie vereinbarten, dass der Sieger mit dem Unterlegenen nach eigenem Ermessen verfahren dürfe. Apoll trat mit der Kithara an, Marsyas mit der Flöte. Ersterer, in seiner Eitelkeit verletzt, drehte sein Instrument um, und verlangte, der Herausforderer solle dasselbe doch auch mit seiner Flöte tun. Alternativ könne er aber auch einen akkordierenden Gesang zum Kitharaspiel anstimmen. Doch Marsyas vermochte keines von beiden. Es folgte nun ein unermesslich grausames Schauspiel: Zuerst hängte der Sieger den Besiegten auf einem Baum auf und zog ihm dann bei lebendigem Leibe die Haut ab.

Thamyris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An den Mythos des vorangegangenen Wettstreit erinnert ein anderer Agon: Seine Angeberei wurde auch dem talentierten Thamyris, einem der höchstbegnadeten Musikerpersönlichkeiten der antiken Mythologie, zum Verhängnis. Er, selbst der Sohn der Nymphe Argiope, forderte die Musen zu einem musischen Wettkampf heraus. Diesen, durch Hybris ausgelösten Kitharodie-Agon, konnte er nur verlieren, und mit ihm gleich seine herausragenden musikalischen Fähigkeiten. Wie auch die vorangegangene Sage, findet sich auch das Schicksal des Thamyris auf zahlreichen Vasenbildern verewigt, und warnt vor der Hybris.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hesiod: Werke und Tage, 654–656.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Jonas Meier, Emil Reisch: Agones 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 836–867.
  • W. Richter, O. W. Reinmuth: Agon(es). In: DKP I (1979) 135 ff.
  • Frieder Zaminer, K. Volk, E. Hickmann, H. Seidel, Luisa Zanoncelli: Musikinstrumente. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 536–552.
  • W. J. Froleyks: Der ΑΓΩΝ ΛΟΓΩΝ in der antiken Literatur. Diss. Bonn 1973.
  • Stefan Hagel: Modulation in altgriechischer Musik. Antike Melodien im Licht antiker Musiktheorie. Frankfurt am Main 2000.
  • Stefan Hagel, Chr. Harrauer (Hrsg.): Ancient greek music in performance. Symposion Wien 29. Sept.–1. Okt. 2003. Wien 2005.
  • D. Hawhee: Bodily Arts. Rhetoric and Athletics in ancient Greece. Austin, Texas 2004.
  • H. Kotsidu: Die musischen Agone der Panathenäen in archaischer und klassischer Zeit. Eine historisch-archäologische Untersuchung. In: P. Funke, Hans-Joachim Gehrke, G. A. Lehmann, H. von Steuben (Hrsg.): Quellen und Forschungen zur antiken Welt. Band 8, München 1991.
  • D. H. J. Larmour: Stage and Stadium. Drama and Athletics in Ancient Greece. In: W. Decker, J. Ebert, U. Sinn, I. Weiler (Hrsg.): Nikephoros, Beihefte. Band 4, Hildesheim 1999.
  • Renata von Scheliha: Vom Wettkampf der Dichter. Der musische Agon bei den Griechen. Amsterdam 1987.
  • O. Tzachou-Alexandri: Mind and Body. Athletic Contents in Ancient Greece. Athen 1989.