al-Ḥuqqa

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al-Ḥuqqa (Jemen)
al-Ḥuqqa (Jemen)
al-Ḥuqqa
al-Ḥuqqa im heutigen Jemen

Al-Ḥuqqa (altsüdarabisch Dmhn[1]) ist ein archäologischer Fundplatz aus der sabäischen Epoche im jemenitischen Hochlandbecken.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Ḥuqqa liegt im Süden des Gouvernements ʿAmrān, an der Fahrstrecke von Sanaa nordostwärts nach ʿAmrān. Die Fundstätte befindet sich östlich dieser Strecke, Luftlinie etwa 10 Kilometer von einer anderen antiken Stätte dieser Zeit, Ḥāz, entfernt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Ortes ist unzureichend erforscht. Quellen zufolge soll al-Ḥuqqa, das in der Region des mittleren Gebirgsjemen liegt, zum Gau Ḥumlān, Teil des Königreichs Sum'ay, gehört haben.[3] Die vorherrschende Sippe waren die Banū Bataʿ.[3]

1928 gruben Carl August Rathjens und Hermann von Wissmann unter Leitung von Yahya Muhammad Hamid ad-Din in al-Ḥuqqa. Dabei konnte ein zugeschütteter Tempel ans Tageslicht befördert werden. Die Forscher stellten fest, dass der Tempel sowie andere Ruinenorte in der Umgebung (wie beispielsweise Hamdān und Arḥab)[4] spätestens zur Zeit des Wahb-il Yahuz (etwa 90 n. Chr.) gebaut worden sein mussten. Eine der Inschriften aus al-Ḥuqqa (zitiert als RES 4013) nennt einen gewissen Sa'dta'lab Yuhaṯib, der auch im Zusammenhang mit einer anderen Anlage epigraphisch verewigt steht.[5][6] Die beiden Forscher stellten zudem Ähnlichkeiten zwischen diesem sabäischen Fund und den Säulenmoscheen des frühen Islam fest, als deren Vorläufer man den Tempel betrachten könne.[7] Eine Meinung haben sie dazu allerdings nicht geäußert, sondern lediglich festgehalten, dass der Tempel einer einzigen Bauperiode zugehört.

Der Tempel in al-Ḥuqqa war der Sonnengöttin Ḏat Baʿadān (Wintersonne) gewidmet.[8] Architektonisch folgte er dem Grundprinzip eines rechteckigen, säulenumstandenen Hofs mit axial angeordnetem Eingang und vorgelagertem Propylon, ähnlich den Tempeln von Qarnawu und Sirwah. Eine dreiseitige Säulengalerie säumt im Hof der Anlage den Treppenaufgang zum Sanktuarium. Innerhalb der Umfassungsmauer und rechts vom Eingang liegt eine vom Zugangsbereich verdeckte Tempelzisterne (Wannenzisterne).[7]

siehe auch Artikelabschnitt: Architekturgeschichte Südarabien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horst Kopp (Hrsg.): Länderkunde Jemen. Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden, 2005, ISBN 3-89500-500-2.
  • Hermann von Wissmann: Zur Geschichte und Landeskunde von Alt-Südarabien. (Sammlung Eduard Glaser, Nr. III = Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, Band 246) Böhlaus, Wien 1964.
  • Adolf Grohmann: Handbuch der Altertumswissenschaft. Kulturgeschichte des Alten Orients. Dritter Abschnitt. Vierter Unterabschnitt: Arabien. München 1963 (umfassende Kulturgeschichte des vorislamischen Arabien, die jedoch in einigen Bereichen durch die Ergebnisse jüngerer Grabungen veraltet ist).
  • Jürgen Schmidt: Altsüdarabische Kultbauten. In: Werner Daum (Hrsg.): Jemen. Pinguin-Verlag, Innsbruck/Umschau-Verlag, Frankfurt a. M. 1987, S. 81–101, ISBN 3-7016-2251-5.
  • Hermann von Wissmann: Zur Archäologie und antiken Geographie von Südarabien, Untertitel: Ḥaḍramaut, Qatabān und das ʿAden-Gebiet in der Antike, Istanbul/Leiden 1968.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. altsüdarabische Schreibweise gemäß DASI
  2. vgl. Horst Kopp (Hrsg.): Länderkunde Jemen. Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden, 2005, ISBN 3-89500-500-2.2005, S. 30, 37; siehe zudem Verzeichnung der Fundstelle in dort beiliegender Karte
  3. a b Hermann von Wissmann: Zur Geschichte und Landeskunde von Alt-Südarabien. (Sammlung Eduard Glaser, Nr. III = Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, Band 246) Böhlaus, Wien 1964, S. 324, 332.
  4. Hermann von Wissmann, Maria Höfner: Beiträge zur historischen Geographie des vorislamischen Südarabien (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1952, Heft 1–5). Wiesbaden/Mainz 1952, S. 20.
  5. Hermann von Wissmann, Zur Archäologie und antiken Geographie von Südarabien, S. 53
  6. Hermann von Wissmann weist in einer Fußnote darauf hin, dass die Inschriften von al-Ḥuqqa paläographisch auf eine Zeit hinwiesen, die etwa mit Wahb-il Yahuz beginnt und sich nur auf diese Periode erstreckt und verweist auf sein Werk, Zur Geschichte und Landeskunde von Alt-Südarabien.
  7. a b Adolf Grohmann: Handbuch der Altertumswissenschaft. Kulturgeschichte des Alten Orients. Dritter Abschnitt. Vierter Unterabschnitt: Arabien. München 1963 S. 140 ff. (mit Abbildungen); Ansichten: 1.) Grundriss / 2.) Tempelmodell.
  8. Jürgen Schmidt: Altsüdarabische Kultbauten. In: Werner Daum (Hrsg.): Jemen. Pinguin-Verlag, Innsbruck/Umschau-Verlag, Frankfurt a. M. 1987, S. 81–101, ISBN 3-7016-2251-5, S. 85.

Koordinaten: 15° 34′ 49″ N, 44° 4′ 12″ O