Ala I Praetoria

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Das Militärdiplom von 139 n. Chr.

Die Ala I Praetoria [civium Romanorum] (deutsch 1. Ala Praetoria [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Praetoria: Die Bezeichnung leitet sich vom Praetorium ab, dem Hauptquartier eines Feldherrn.[A 1]
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 110 bis 192 und in Inschriften[1] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ala war in den Provinzen Germania inferior, Pannonia und Pannonia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 85 bis 192 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][5][A 2]

Die Einheit war im 1. Jhd. in der Provinz Germania inferior stationiert. Sie nahm wahrscheinlich an den verschiedenen Feldzügen des Germanicus um 14/16 in Germanien teil; wie aus einer Inschrift[6] hervorgeht, erhielt ein Kommandeur dafür von Germanicus Auszeichnungen.[2][7]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala in die Provinz Pannonia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 85 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 110 bis 192 datiert sind, belegen die Einheit in Pannonia inferior.

Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[8] die auf 193/197 datiert ist.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Ala in Germania inferior waren möglicherweise:

Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:

Angehörige der Ala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[2]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ala I Praetoria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut John E. H. Spaul bildeten die Soldaten der Ala ursprünglich wohl die berittene Leibwache eines römischen Feldherren; Michael P. Speidel nimmt an, dass es sich bei dem Feldherrn um Germanicus gehandelt hat, da dieser Gaius Fabricius Tuscus, den Präfekten der Ala Praetoria auszeichnete.
  2. Das hier angegebene Szenario geht von zwei verschiedenen Einheiten aus: der Ala I Praetoria, die in den Provinzen Germania inferior, Pannonia und Pannonia inferior stationiert war und der Ala Flavia Praetoria Singularium, die in den Provinzen Syria und Moesia superior stationiert war. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl entstanden die beiden Einheiten möglicherweise durch Teilung einer bereits bestehenden Ala Praetoria.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschriften mit civium Romanorum (AE 1914, 248, CIL 3, 3272, CIL 6, 1523)
  2. a b c John E. H. Spaul, Ala², S. 187–188.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161, 163 Tabellen 5, 7 (PDF).
  4. Werner Eck, Andreas Pangerl: Traians Heer im Partherkrieg. Zu einem neuen Diplom aus dem Jahr 115. In: Chiron, Band 35 (2005), S. 49–66, hier S. 56–58 (Online).
  5. Militärdiplome der Jahre 85 (CIL 16, 31), 110 (CIL 16, 164), 135 (RMD 4, 251), 139 (CIL 16, 175), 143 (RMD 4, 266), 146 (ZPE-171-229), 148 (CIL 16, 179, CIL 16, 180), 152 (ZPE-171-221), 154 (ZPE-146-247), 154/156 (RMD 5, 415), 157 (AE 2009, 1079, RMD 2, 102, RMD 2, 103) und 192 (RMD 5, 446, RMD 5, 447).
  6. Inschrift (AE 1973, 501)
  7. Florian Matei-Popescu, Ovidiu Țentea: Auxilia Moesiae Superioris, Mega Publishing House 2018, ISBN 978-606-020-063-5, S. 27–28 (Online)
  8. Inschrift (AE 1914, 248)
  9. Inschrift aus Köln (CIL 13, 8310)
  10. Inschrift aus Teutoburgium (CIL 3, 3272)
  11. Peter Weiß: Zwei vollständige Konstitutionen für die Truppen in Noricum (8. Sept. 79) und Pannonia inferior (27. Sept. 154) In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 146 (2004), S. 239–254, hier S. 253 (Online).