Alexander Bellendörfer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alexander Bellendörfer (mittlere Figur) neben Kanzler und Bischof Matthias von Rammung (hintere Figur). Aus dem Kurpfälzischen Lehenbuch von 1471
Grabstein in der Peterskirche Heidelberg

Alexander Bellendörfer, auch Bellendorfer (* 1436[1]; † 23. Juli 1512) war Kanzler und Protonotar der Kurpfalz.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er wurde als Sohn des kurpfälzischen Kanzlers und Protonotars (1447) Andreas Bellendörfer und seiner Gattin Agnes von Albich, Tochter des Philipp von Albich genannt von Dexheim, geboren.[2][3] Alexander Bellendörfer immatrikulierte sich 1450, zusammen mit seinen Brüdern Johannes und Andreas, an der Universität Heidelberg. Der Bruder Andreas Bellendörfer erscheint später als Dekan des St.-Cyriakus-Stifts Worms-Neuhausen (1489–1492),[4] Johannes Bellendörfer ab 1467 als Kanoniker am Liebfrauenstift Neustadt.[5]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Bellendörfer stand, gleich seinem Vater, in Diensten der Pfälzer Kurfürsten. Schon unter Friedrich I. wirkte er als Geheimschreiber am Hof und unterstützte, zusammen mit Matthias von Kemnat, Michael Beheim bei der Abfassung seiner Reimchronik auf den Pfälzer Herrscher.[6][7] Beheim benennt beide Helfer ausdrücklich am Ende des Werkes (S. 205); es wird überdies angenommen, dass Alexander Bellendörfer den Codex niedergeschrieben hat und dieser seine Handschrift überliefert.[8] Zu Kurfürst Friedrich befand sich Bellendörfer vermutlich in einem besonderen Vertrauensverhältnis, da er ihn 1474 als einen der Vormünder seines Sohnes Ludwig von Bayern einsetzte. In jenem Jahr hatte er bereits die Amtsstellung eines Protonotars inne.[9]

Am 16. März 1485 legte Alexander Bellendörfer als Kanzler und Protonotar des Kurfürsten Philipp, den Grundstein zum gotischen Neubau der Heidelberger Peterskirche.[10]

Er starb am 23. Juli 1512 und wurde in dieser Kirche beigesetzt. Hier erhielt er ein großes Epitaph mit seiner knienden Ganzfigur, vornehm gekleidet und mit bellenden Hunden als sprechendem Wappen. Es ist der älteste, in der Peterskirche erhaltene Grabstein und trägt die Umschrift:

Im Jahr des Herrn 1512, am Freitag den 23. Tag des Juli, ist verstorben der ehrbare und vornehme Alexander Bellendörfer, der Pfalz Protonotarius, dessen Leib hier ruht an der Stätte die er ihm auserwählt hat, auf daß Gott seiner Seele gnädig sei.

Ingrid Schoberth: Religiöses Lernen mit dem Frühmittelalter: Zum Umgang mit Geschichte am Beispiel von Kloster Lorsch, Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, S. 169

Bellendörffer war verheiratet mit Katharina geb. Hart, Tochter des kurpfälzischen Landschreibers Conrad Hart genannt Heyden. Sie bewohnten ein Gut in Edingen, das seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Sein gleichnamiger Sohn studierte an der Universität Bologna und starb dort in jungen Jahren.

Ihre Nachkommen erscheinen später als Freiherren von Bellendorffer bzw. von Pellendorffer und waren noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Hofgut in Edingen ansässig.[11]

Laut dem Historiker Konrad Krimm ist Alexander Bellendörfer auf dem Lehenbild des kurpfälzischen Lehenbuches von 1471, neben dem Kanzler und Speyerer Bischof Matthias von Rammung festgehalten.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mitteilungen der Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien, Band 15, 1889, S. 30; (Ausschnittscan)
  • Ingrid Schoberth: Religiöses Lernen mit dem Frühmittelalter: Zum Umgang mit Geschichte am Beispiel von Kloster Lorsch, Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, S. 169, ISBN 3525701500; (Digitalscan)
  • Hermann Wirth: Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg, 1868, 1. Band, S. 16, Heidelberg, 1868; (Digitalscan)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach Angaben des Heidelberger Geschichtsvereins (siehe unter "Protonotarius") (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  2. Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Jahresband 1922, S. 259
  3. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 1, 1859, S. 41; (Digitalscan)
  4. Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 51, 1999, S. 101
  5. Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1386–1651, Springer-Verlag, 2011, ISBN 3642561896, S. 293; (Digitalscan)
  6. Hans von Zwiedineck-Südenhorst: Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Literatur- und Kunstgeschichte, Band 2, 1885, S. 194; (Ausschnittscan)
  7. Adelheid Schlott-Schwab: Mein ganzer Reichtum ist mein Lied, 2001, S. 134; (Ausschnittscan)
  8. PDF-Dokument der Universität Heidelberg zur Pfälzischen Reimchronik von Michael Beheim
  9. Johann Friederich Reiger: Ausgelöschte Chur-Pfaltz-Simmerische Stamms-Linie, Frankfurt am Main, 1735, S. 16; (Digitalscan)
  10. Webseite Heidelberger Geschichtsverein
  11. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 24, 1872, S. 281 und 282; (Digitalscan)
  12. Konrad Krimm: Ein königsgleicher Lehenhof: Das Lehenbuch Pfalzgraf Friedrichs I. und seine Miniaturen, Vortrag, 2000; (Digitalansicht)