Alexander Michailowitsch Lubjanzew

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Alexander Michailowitsch Lubjanzew (russisch Александр Михайлович Лубянцев Aleksandr Mikhailovich Lubiantsev, international Alexander Lubyantsev; * 27. Dezember 1986 in Roschtschino, Oblast Leningrad, Russische SFSR, Russland) ist ein russischer Pianist und Komponist.

Lubjanzews Ausscheiden vor der Endrunde des Tschaikowski-Wettbewerbs 2011 war unter anderem Anlass für Proteste von Publikum und Musikkritikern.[1] Diese führten dazu, dass mithilfe der Michail-Prochorow-Stiftung der „Preis der Vereinigung der Moskauer Musikkritiker“ (russisch Приз критики[2] oder russisch Специальный приз критиков[3]) vergeben wird. Dieser Sonderpreis wird nun auch in weiteren Wettbewerben verleihen. 2011 gewann Lubjanzew diesen Preis.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lubjanzew, geboren 1986 im Dorf Roschtschino in Oblast Leningrad, einem Distrikt in der ehemaligen Sowjetunion, wuchs in einer musikalisch geprägten Familie auf. Sein Vater war Direktor der örtlichen Musikschule, seine Mutter und Geschwister waren ebenfalls Pianisten. Nachdem seine Mutter ihm in frühen Jahren Klavierunterricht gab, ging er auf Musikschulen in Sankt Petersburg und trat in seiner Kindheit bereits öffentlich auf.[4]

Sein erster Auftritt mit einem Orchester war im Alter von elf Jahren bei einem Wettbewerb in Moskau. Er spielte Chopins Klavierkonzert Nr. 1. Mit 14 spielte er Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2, bei seinem ersten regulären Konzert mit Orchester, in der russischen Stadt Saratow. Er begann Konzerte im ganzen Land zu geben.

Zu seinen Lehrern gehören Kira Alexandrowna Schaschkina an der Zentralen Musikschule Moskau, die auch eine Lehrerin von Michail Pletnjow war,[5] James Tocco an der Musikhochschule Lübeck, Nina Serjogina am Sankt Petersburger Konservatorium und Viktor Portnoy am Petrosawodsker Konservatorium.[4]

Mit acht Jahren gewann er seinen ersten Klavierwettbewerb, in den folgenden Jahren mehr als zwölf weitere.[6] Im Alter von 17 Jahren erreichte er den fünften Platz bei der Sydney International Piano Competition 2004, wo er außerdem zwei Sonderpreise für die „Beste Vorführung einer Studie von Liszt“ und die „Beste Vorführung eines Werks Liszts (ohne Studien)“ gewann.[7]

2007 wurde er mit dem dritten Platz beim 13. Tschaikowski-Wettbewerb ausgezeichnet, bei welchem in diesem Jahr kein erster Platz vergeben wurde. 2011 trat er erneut beim Tschaikowski-Wettbewerb an, diesmal schied er vor der Endrunde aus. Internationale Zeitungen wie The Times und The Guardian berichteten über den Unmut des Publikums darüber, dass Lubjanzew keinen Preis erhalten hatte.[8][9][10][1] Diese Empörung ging so weit, dass die russischen Kritiker einen neuen Preis, den „Critics’ Prize“, vorstellten.[11][12]

Anschließend trat er 2011 erstmals mit dem Orchester des Mariinski-Theaters unter der Leitung von Gianandrea Noseda.[13] Danach spielte er Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 mit der Russischen Nationalphilharmonie und Wladimir Spiwakow.[14] Er tourte durch Japan mit dem weißrussischen Nationalsinfonieorchester.[15] Weiterhin tritt er im Mariinski-Theater und in der Sankt Petersburger Philharmonie auf. Sein Debüt in den Vereinigten Staaten war im Jahr 2014 mit der Seattle Symphony.[16][17] In der Elbphilharmonie Hamburg trat er 2019 auf.[18]

Kompositionen und Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Lubjanzew liegen unter anderem Aufnahmen von Rachmaninoffs Klavierkonzerten Nr. 2 und Nr. 3 mit dem Sydney Symphony Orchestra[19] vor. Lubjanzew ist dafür bekannt, seine eigenen Werke als Zugaben zu spielen.[16]

Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle:[4][7]

  • 1995 – 1. Platz, International Brothers and Sisters Pianists‘ Competition, St. Petersburg (Russland)
  • 1997 – 1. Platz, International Competition of Young Composers (Russland)
  • 1997 – 2. Platz, International Young Pianists’ Competition (Polen)
  • 1998 – 2. Platz, International Rachmaninov Young Pianists‘ Competition (Russland)
  • 2001 – Grand-Prix, International Chopin Young Pianists‘ Competition (Estland)
  • 2002 – 1. Platz, International Young Pianists‘ Competition „Steps to Success“, St. Petersburg (Russland)
  • 2004 – 5. Platz, Sydney International Piano Competition (Australien)
  • 2004 – Sonderpreis „Beste Vorführung einer Studie von Liszt“, Sydney International Piano Competition (Australien)
  • 2004 – Sonderpreis „Beste Vorführung eines Werk Liszts (ohne Studien)“, Sydney International Piano Competition (Australien)
  • Empfänger eines EMCY-Zertifikats des Prometheus-Ordens, London (Großbritannien)
  • 2007 – Bronzemedaille, XIII Tschaikowski-Wettbewerb, Moskau (Russland)
  • 2007 – Stipendiat des St Petersburg House of Music (Russland)
  • 2007 – 1. Platz, Russian Music Competition, Ruza (Russland)
  • 2008 – Golden Diploma, „Golden Trophy“ International Web Concert Hall Competition, New York (USA)
  • 2011 – „Critics’ Prize“ verliehen beim 14. Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau von der Moskauer Musikkritikervereinigung in Zusammenarbeit mit der Michail-Prochorow-Stiftung (Russland)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Website

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Morrison, Richard: The titanic Tchaikovsky test. The Times, 4. Juli 2011, abgerufen am 24. April 2018 (englisch).
  2. Die Seite über die Auszeichnung 2011 auf der Website der Moskauer Musikkritikervereinigung. Abgerufen am 12. Dezember 2018 (russisch).
  3. Biografie von Alexander Lubjanzew auf der Website der Sankt Petersburger Philharmonie. Abgerufen am 12. Dezember 2018 (russisch).
  4. a b c Biografien (nicht aktuelle): Biografie auf der Website des Sankt Petersburger Hauses der Musik., abgerufen am 24. April 2018 (russisch), Biografie auf balletandopera.com, abgerufen am 24. April 2018 (englisch), Biografie auf der Website von Samon Promotion, abgerufen am 24. April 2018 (englisch).
  5. Biografie von K.A. Schaschkina auf der Website der Zentralen Musikschule Moskau. Archiviert vom Original am 28. September 2018; abgerufen am 24. April 2018 (russisch).
  6. Siehe Abschnitt 4.
  7. a b Liste der Preisträger auf der Website des Internationalen Klavierwettbewerbs Sydney. Abgerufen am 24. April 2018 (englisch).
  8. Service, Tom: Everything to play for at the Tchaikovsky Competition. The Guardian, 20. September 2011, abgerufen am 14. Mai 2018 (englisch).
  9. Service, Tom: The drama continues at the Tchaikovsky Competition in Moscow. The Guardian, 29. Juni 2011, abgerufen am 15. Mai 2018 (englisch).
  10. Service, Tom: A rowdy audience is the Tchaikovsky competition's best asset. The Guardian, 27. Juni 2011, abgerufen am 15. Mai 2018 (englisch).
  11. Schubina, Maria: Александр Лубянцев? Yes, we can. Snob, 26. Juli 2011, abgerufen am 24. April 2018 (russisch).
  12. Chodnew, Sergei: Александру Лубянцеву досталось от критиков. Kommersant, 27. Juli 2011, abgerufen am 8. April 2018 (russisch).
  13. Konzertarchiv des Mariinski-Theaters. Abgerufen am 22. April 2018 (englisch).
  14. Фестиваль "Владимир Спиваков приглашает…" пройдет в шестой раз. Orpheus Radio, 26. Oktober 2011, abgerufen am 24. April 2018 (russisch).
  15. Biografie von Alexander Lubjanzew auf der Website von Samon Promotion. Abgerufen am 24. April 2018 (englisch).
  16. a b Bargreen, Melinda: First Night of SSO ‘Tchaikfest’ a Runaway Hit. The Seattle Times, 17. Januar 2014, abgerufen am 16. April 2018 (englisch).
  17. Kiraly, Philippa: A Tchaikovsky Orgy. City Arts Magazine, 17. Januar 2014, abgerufen am 16. April 2018 (englisch).
  18. Klavierabend in der Elbphilharmonie. Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. April 2019; abgerufen am 15. April 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elbphilharmonie.de
  19. 2004, English, Sound, Recorded music edition: Piano concertos nos. 2 & 3 sound recording / Rachmaninov. Rachmaninoff, Sergei, 1873–1943