Am Riedert

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Naturschutzgebiet Am Riedert

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Baumsamen keimen auf Altholz

Baumsamen keimen auf Altholz

Lage Eibenstock, Sachsen, Deutschland
Fläche 18,5 ha
Kennung C 22
WDPA-ID 162179
Natura-2000-ID E 072 E
FFH-Gebiet 18,5 ha
Geographische Lage 50° 28′ N, 12° 34′ OKoordinaten: 50° 28′ 3″ N, 12° 33′ 33″ O
Am Riedert (Sachsen)
Am Riedert (Sachsen)
Meereshöhe von 700,2 bis 791,2
Einrichtungsdatum 1961
Verwaltung Erzgebirgskreis
Besonderheiten zahlreiche Alttannen – Weiß-Tanne (Abies alba)

Das Naturschutzgebiet Am Riedert liegt in den zum Gemeindegebiet von Eibenstock gehörenden Wäldern südlich der Zwickauer Mulde. Es ist ein Teil des Natura-2000-Gebietes „Oberes Zwickauer Muldetal“[1] und gehört zu den aus naturschutzfachlicher Sicht bedeutenden „Restbeständen naturnaher Gebirgswälder“ des Westerzgebirges.[2]

Unterschutzstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einstweiliger Sicherstellung im Jahr 1958[3] wurde das Gebiet im Jahr 1961 durch einen als „Anordnung“ bezeichneten Rechtssetzungsakt des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft der DDR unter Schutz gestellt[4] und hat heute die Schlüsselnummer C 22. Den Schutzzweck dieses Naturschutzgebietes beschreibt das Sächsische Umweltministerium in seiner Publikation „Naturschutzgebiete in Sachsen“ aus dem Jahr 2008 so:

Erhaltung des Fichten-(Tannen-)Buchen-Waldes als für die Hochlagen des Westerzgebirges typischer Bergmischwald mit seinen Tier- und Pflanzengemeinschaften. Erhaltung und Förderung der Weiß-Tanne (Abies alba). Förderung der natürlichen Strukturvielfalt des Waldes.[3]

Teil des Natura 2000-Gebietes „Oberes Zwickauer Muldetal“ (SITECODE: DE554030),[5] Teilgebiet 3)[6] ist es, weil der Schutz des Lebensraumtyps nach der FFH-Richtlinie „9110-Hainsimsen-Buchenwälder“ angestrebt wird.[3] Ungefähr die Hälfte des Naturschutzgebietes gehört zum Lebensraumtyp 9110.[7]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet liegt am zur Zwickauer Mulde hin steil abfallenden Nordhang des Gebirgszuges im gleichen Tal wie der Große Riedertbach und ein ihm zufließender namenloser Bach.[8] Die südöstliche Grenze bildet der Tannenweg, die südwestliche eine Schneise[9] und im nördlichsten Bereich wird es von der Rautenkranzer Straße, einer nichtöffentlichen Forststraße, durchquert. Zu dieser Straße hin fällt das Gelände steil ab.[8] In nord-nord-westlicher Richtung ist der zu Schönheide gehörende Wohnplatz „Altes Wiesenhaus“ an der Zwickauer Mulde etwa zwei Kilometer entfernt.[8] Die Nordostgrenze liegt etwa 500 Meter südlich des Riedertberges (775,3 Meter).[8] Südöstlich liegt in etwa 1.500 Meter Entfernung der Berg „Zeisiggesang“ (922,4 Meter).[8] Der frühere Wohnplatz Wilzschmühle liegt in süd-westlicher Richtung in gleicher Entfernung.[8] Das Naturschutzgebiet gehört nach der Naturraumkarte von Sachsen zur Mesogeochore „Eibenstocker Bergrücken“, das obere Drittel zur Mikrogeochore „Hangstufe am Zeisiggesang“ und der untere Teil zum „Rautenkranz-Schönheider Mulde-Tal“.[10] Das Gebiet wird, wie der ganze „Eibenstocker Bergrücken“, zum Klimatyp „Mittlere sehr feuchte Berglagen“ gerechnet mit einer Jahrestemperatur von 6,35 °C und einem Niederschlag von 1.051,12 Millimeter pro Jahr.[10]

Das Naturschutzgebiet gilt als für die Region typischer Bergmischwald mit Alttannen und -buchen. An Weiß-Tannen sind 17 Altbäume und 38 Bäume mittleren Alters vorhanden. Der Landschaftspflegeverband Westerzgebirge betont auf seiner Webseite, dass es die bestwüchsigen Tannen im Erzgebirge seien.[11]

Im Managementplan wird das Gebiet so beschrieben:

Es handelt sich um einen typischen hercynischen Bergmischwald mit sehr alten Rot-Buchen-, Berg-Ahorn-, Fichten- und sehr wenigen Weiß-Tannenbeständen. Die Krautschicht ist partiell sehr dicht und weist viele lebensraumtypische Pflanzenarten auf. Der Wald stockt auf einem mäßig geneigten Hang.[12]

Zur Vogelfauna wird das Vorhandensein dieser Arten berichtet:

Das Naturschutzgebiet war Jahrzehnte gegen Wildverbiss eingezäunt. Die Zäune konnten wegen der reduzierten Wildbestände entfernt werden. Im Jahr 2017 waren sie nicht mehr vorhanden.

An der nord-östlichen Ecke des Naturschutzgebietes steht ein 70 Zentimeter hoher Stein aus Granit, auf dem unter einem eingerillten Kreuz „L. Kropp a. 29. Juni 1878“ steht. Der „Brotmannstein“ erinnert an einen Bäcker aus Carlsfeld, der hier beraubt und getötet wurde.[13] In Kartenblatt 145-Section Eibenstock der Topographischen Karte (Äquidistantenkarte) von 1911 ist der Stein als Denkmal mit der Bezeichnung „Krapps Denkmal“ eingetragen.[14] In der Äquidistantenkarte von 1897 ist er noch nicht eingetragen.[15]

Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landschaftspflegeverband Westerzgebirge urteilt über das Naturschutzgebiet:

Es gibt erfreulicher Weise dank der Bemühungen einiger Forstmänner, die schon früher den Wald nicht nur als Holzacker sahen, einige Gebiete, die einem auch in der Baumschicht heute schon verraten, wie die Wälder der Zukunft aussehen sollen und dazu gehört das Naturschutzgebiet „Am Riedert“. Prächtige Alttannen und –buchen bestimmen das Bild. Es ist eine Freude, solche Wälder und das reichhaltige Leben in ihnen zu betrachten [...]. Das NSG ist 18,50 ha groß und wurde 1961 als für unsere Region typischer Bergmischwald unter Schutz gestellt. Besonders bemerkenswert ist der Bestand an Tannen: 17 Altbäume und 38 Bäume mittleren Alters. Es soll sich um die bestwüchsigen Tannen im Erzgebirge handeln.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (Hrsg.): Naturschutzgebiete in Sachsen, Cottbus 2008, ISBN 978-3-932627-17-0, S. 490f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Naturschutzgebiet Am Riedert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. EU-Meldenummer 5540-302 Standarddatenbogen beim Natura-2000-Viewer
  2. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Bereich Landschaftsökologie, Flächennaturschutz, Fachbeitrag zum Landschaftsprogramm – Naturraum und Landnutzung – Steckbrief „Oberes Westerzgebirge“, o. J., S. 4 (Online als PDF (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive))
  3. a b c Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (Hrsg.): Naturschutzgebiete in Sachsen, Cottbus 2008, ISBN 978-3-932627-17-0, S. 490
  4. Anordnung Nr. 1 über Naturschutzgebiete des Ministeriums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft vom 30. März 1961 (GBl.II DDR S. 166) Nr. 9 im Bezirk Karl-Marx-Stadt auf Bravors.Brandenburg.de, Abruf am 12. März 2022
  5. Karte bei Natura2000 der EU-Kommission Gebiet nicht direkt abrufbar: In das weiße Feld „Oberes Zwickauer Muldetal“ eingeben. Abruf am 5. Juni 2020
  6. § 2 der Schutzgebietsverordnung bei Sachsen.de, Abruf am 24. Januar 2020
  7. Übersichtskarte Lebensraumtypen und Arthabitate bei Natura2000.Sachsen.de, Abruf am 6. August 2021
  8. a b c d e f Topographische Karte, TK 5541-NW – Wilzschhaus, Landesvermessungsamt Sachsen, 1. Auflage. 1996, ISBN 3-86170-643-1.
  9. Topographische Karte 5541-NW-Wilzschhaus des Staatsbetriebs Geobasisinformation und Vermessung des Landes Sachsen, 2. Auflage, Dresden 2012
  10. a b Recherchekarte des Landschaftsforschungszentrums Dresden (LfZ) Link zur Recherchekarte
  11. a b Landschaftspflegeverband Westerzgebirge, Beschreibung des Natura-Erlebnisweges 6 natur-im-erzgebirge.de, abgerufen am 9. Januar 2017.
  12. Beschreibung bei Natura2000.Sachsen.de: Kurzfassung, S. 3, Abruf am 5. Juni 2021
  13. Webseite kreuzstein.eu, abgerufen am 11. Januar 2017.
  14. Karte in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Maßstab 1:25.000) deutschefotothek.de
  15. (Link zur Karte in der Deutschen Fotothek)
  16. Beschreibung des Landschaftspflegeverbandes Westerzgebirge auf Natur-im-Erzgebirge.de, Abruf am 4. April 2021