Andreas Reinecke

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Andreas Reinecke (* zwischen 1675 und 1680 in Eschershausen; † 22. Juni 1727 in Beverungen) war ein deutscher Orgelbauer, der in Nordhessen und Ostwestfalen wirkte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Michael) Andreas Reinecke und sein Bruder Bernhard (auch: Bernd) (Matthias) Reinecke († 25. Mai 1731) wurden in der zweiten Hälfte der 1670er Jahre im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel geboren. Wahrscheinlich haben beide bei Johann Jacob John und vielleicht sogar bei Andreas Schweimb den Orgelbau erlernt und später mit John zusammengearbeitet.[1] Es gibt Hinweise, dass Reinecke bei Johns Vollendung des großen Orgelneubaus in Kloster Riechenberg (II/P/39), den Schweimb begonnen hatte, als Johns Geselle mitgewirkt hat. Während sein Bruder Bernhard im Jahr 1706 in Rhoden eine Werkstatt eröffnete, ließ sich Andreas 1710 in Berndorf nieder, wo er eine Familie gründete. Dort wurden mehrere Kinder Reineckes getauft und beerdigt, so am 12. Mai 1715 die Tochter Margaretha Lisabeth und am 13. November 1716 der Sohn Johannes. Die Tochter heiratete 1731 Georg Kesting und starb sechs Jahre später.[2] Unklar ist, ob die 1721 gestorbene Anna Elsa Reinecke seine Frau oder eine ältere Tochter war.[3] Die Brüder Reinecke arbeiteten bei einigen Projekten zusammen, bis Bernhard verschiedene Unterschlagungen nachgewiesen wurden und Andreas im Jahr 1725 die Kooperation beendete.[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andreas Reinecke baute zwischen 1706 und 1717 in Nordhessen und im angrenzenden Ostwestfalen mehrere Orgeln mit Springladen. Sechs Orgelarbeiten sind nachgewiesen, bei anderen ist seine Tätigkeit möglich oder wahrscheinlich. Von seinen verbürgten Werken ist nur in der Bergkirche Thalitter der Prospekt erhalten. Bei Johns vier Orgelbauten in Kloster Riechenberg, Hemer, Kloster Hardehausen und Brenkhausen könnte Reinecke beteiligt gewesen sein.[5] Zusammen mit seinem Bruder vermittelte er die Orgelbautradition der Familie Herbst und von Schweimb/John ins Waldeckische.[3]

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten. Kursivschreibung zeigt an, dass die Orgel nicht oder nur noch das historische Gehäuse erhalten ist.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1704 Bromskirchen Ev. Kirche II/P 10 Zuschreibung: gemeinsames Werk mit Bernhard Reinecke und Daniel Mütze? (oder von Johann Christian Rindt?); hängende Pfeifen im mittleren Pfeifenturm; 1913 umgebaut
1707–1709 Mengeringhausen St.-Georg-Kirche I/p 12 große Reparatur der Orgel von Peter Heinrich Varenholt (1668); nicht erhalten
1708 Twiste St. Veit Neubau; 1861 ersetzt
1710 Berndorf Berndorfer Kirche I/p 10 Neubau; beim Einsturz der Decke im 19. Jahrhundert stark beschädigt und in Folge ersetzt
1715 Borken St. Remigius II/p 25 angehängtes Pedal; Orgel nicht erhalten
1712–1714 Neuenheerse St. Saturnina
II/P etwa 35 Zuschreibung: gemeinsames Werk mit Bernhard Reinecke? Prospekt und einige Pedalregister erhalten[6]
um 1717 Schmillinghausen Ev. Kirche I 6 Zuschreibung; Prospekt erhalten
1722–1727 Willebadessen Klosterkirche II/P 31 mit Bruder Bernhard; Orgel nicht erhalten
1724 Thalitter Bergkirche I/P 11 von Daniel Mütze vollendet; Prospekt mit originalen Pfeifen erhalten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Aumüller: Gab es Beziehungen der John-Reinecke-Schule zu Johann Patroclus Möller? In: Ars Organi. Band 49, 2001, S. 70–77.
  • Gerhard Aumüller: Johann Jacob John, die Brüder Reinecke und ihre Beziehungen zum Orgelbau in Westfalen und Waldeck. In: Westfälische Zeitschrift. Band 145, 1995, S. 73–128.
  • Gerhard Aumüller: Michael Andreas und Matthias Bernhard Reinecke. In: Hannelore Reuter (Hrsg.): Barocke Orgelkunst in Westfalen. H. Reuter, Münster 1996, ISBN 3-00-000072-0, S. 111–114.
  • Gerhard Aumüller: Westfälische Stilelemente barocker Orgeln in Waldeck und im Marburger Land. Die Orgelbauer Andreas Reinecke und Daniel Mütze und ihre Beziehungen zum westfälischen Orgelbau. In: Alma mater Philippina. Band 70, 1997, S. 17–21.
  • Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 144–202.
  • Franz Vogel: Orgeln im nordwestlichen Hessen. In: Ars Organi. Band 34, 1986, S. 34–40.
  • Hans Hermann Wickel: Auswärtige Orgelbauer in Westfalen. Bärenreiter, Kassel 1984, ISBN 3-7618-0751-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aumüller: Gab es Beziehungen der John-Reinecke-Schule zu Johann Patroclus Möller? 2001, S. 74.
  2. Aumüller: Johann Jacob John, die Brüder Reinecke. 1995, S. 104.
  3. a b Trinkaus, Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. 1997, S. 182.
  4. Aumüller: Westfälische Stilelemente barocker Orgeln. 1997, S. 19.
  5. Aumüller: Johann Jacob John, die Brüder Reinecke. 1995, S. 115 f.
  6. Orgel in Neuenheerse, gesehen 18. Juni 2012.