Andrejewa-Bucht

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Andrejewa-Bucht
губа Андреева, guba Andrejewa
Gewässer Barentssee
Landmasse Festland Europa
Geographische Lage 69° 27′ 10″ N, 32° 22′ 0″ OKoordinaten: 69° 27′ 10″ N, 32° 22′ 0″ O
Andrejewa-Bucht (Oblast Murmansk)
Andrejewa-Bucht (Oblast Murmansk)

Die Andrejewa-Bucht (russisch губа Андреева, guba Andrejewa) ist eine Bucht an der Westseite des Fjords Sapadnaja Liza an der Nordküste der russischen Halbinsel Kola in der Barentssee.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords befinden sich drei Marinebasen. Die Bucht befindet sich etwa sieben Kilometer nordwestlich von der geschlossenen Stadt Saosjorsk entfernt.

Atommüll-Deponie „Installation 928-III“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der westlichen Seite der Bucht wird seit 1962 eine Deponie mit radioaktivem Abfall aus dem Betrieb der sowjetischen und russischen Marine betrieben. Sie wird in der englischsprachigen Literatur mit „Installation 928-III“ bezeichnet.[1][2]

Unter anderem werden 32 Tonnen hochradioaktiven Mülls unter schlechten Bedingungen aufbewahrt. In drei Betonbehältern werden je 21.000 ausgebrannte Brennstäbe von Reaktoren sowjetischer Atom-U-Boote gelagert. Die Umweltschutzorganisation Bellona erklärt: „Die hier freigesetzte Radioaktivität entspricht den Kernreaktoren von 93 Unterseebooten oder der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl.“[3] Bereits 1982 kam es zu einem Zwischenfall mit Austritt von Radioaktivität, als ein Teil des Gebäudes auf unsicherem Boden absackte.

Die norwegische Stadt Kirkenes befindet sich knapp 100 Kilometer westlich der Deponie. Die Atombehörden Norwegens messen zum Schutz der Bevölkerung ständig die Radioaktivität.[4]

Bergung der Brennstäbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit bilateraler Unterstützung Norwegens, Großbritanniens, Italiens, Deutschlands und Frankreichs und mit Unterstützung der EBRD laufen Arbeiten zur Instandsetzung der zerstörten Infrastruktur der Deponie. Ein von Italien konstruiertes Bergungsschiff bringt die Behälter zu einer Basis in der Nähe von Murmansk, wo sie ab 2018 auf Eisenbahnwagen gehoben und mit dem Zug zur 2000 Kilometer entfernten Aufbereitungsanlage Majak im Südural abtransportiert werden sollen. Die Aktion soll fünf bis sechs Jahre dauern und 300 bis 400 Millionen Euro kosten. Allerdings steht wegen der Ukraine-Krise die Zukunft der Northern Dimension Environmental Partnership (NDEP) auf dem Spiel, eines Umweltprogramms, zu dem die Beseitigung dieser nuklearen Altlasten gehört und dessen Fonds die EBRD verwaltet.[5][6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • GlobalSecurity.org: Andreeva Bay. Andreyeva Guba. (online)
  • Hannes Gamillscheg: Im Polarmeer droht ein neues Tschernobyl. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 1. Juni 2007 (online)
  • Bellona: Andreeva Bay: Solid radwaste. (online) Veröffentlichung vom 6. Februar 2003
  • Russia: Zapadnaya Litsa Naval Base (Memento vom 12. November 2007 im Internet Archive)
  • Andreyeva Bay is a ticking bomb, Bellona’s documents prove. (online)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pavel Podvig, Oleg Bukharin, Frank von Hippel: Russian Strategic Nuclear Forces. Seite 620 (online)
  2. Joshua Handler: The Northern Fleet's Nuclear Submarine Bases. In: Jane’s Intelligence Review, December 1993, pp. 554
  3. BBC, 19. Oktober 2006, zitiert nach Gesellschaft für bedrohte Völker (Hrsg.): Die Arktis schmilzt und wird geplündert. Menschenrechtsreport Nr. 44, Dezember 2006, Seite 86 ff.
  4. Das Nordmeer – eine radioaktive Müllhalde. In: 3sat, Mai 2003 (online)
  5. Benjamin Triebe: Geeint nur am strahlenden Grab, In: NZZ, 30. Juni 2017.
  6. Russerne rydder i den dystre atomarven i Andrejevabukta. In: ABC Nyheter, 27. Juni 2017 (norwegisch/[1])