Angelsachsen-Verlag

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Der Angelsachsen-Verlag war ein im Jahr 1921 gegründetes deutsches Verlagshaus mit Sitz in Bremen. Es war ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Firma Kaffee HAG (Kaffee-Handels-Aktien-Gesellschaft), die der Unternehmer und Kunstmäzen Ludwig Roselius (1874–1943) gegründet hatte und leitete. Als Verlagsleiter agierte Georg Eltzschig.[1] Bernhard Hoetger, Ludwig Roselius und dessen Neffe Ernst Roselius (1904–1941) fungierten teilweise als Herausgeber einzelner Titel.[2]

In dem Verlag erschienen Werbedrucksachen für die Marke und das Produkt Kaffee HAG, sowie Publikationen (Bücher und Periodika) aus den Bereichen Baukunst, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur und Nautika.

Beispiele dafür sind Publikationen über Werke von Albrecht Altdorfer, Paula Modersohn-Becker, Albrecht Dürer, Hoffmann von Fallersleben, Anselm Feuerbach, Johann Gottlieb Fichte, Caspar David Friedrich, Matthias Grünewald, Otto Haupt, Hans Holbein dem Jüngeren, Stefan Lochner, Martin Luserke, Lucas Moser, Karl August Musäus, Michael Pacher, Karl Friedrich Schinkel, Adalbert Stifter, Veit Stoss, Hans Thoma, Ludwig Tügel oder Werner Wittgenstein.

Weiterhin erschienen Darstellungen der Bremer Böttcherstraße oder des Bremer Roselius-Hauses sowie der Stadt Bremen und des Bremer Roland, die maßgeblich von Roselius geförderte Künstlerkolonie Worpswede oder über den Kölner Dom, Danzig, den Naumburger Dom, die Stadt Nürnberg, den Bamberger Dom, die Münchner Residenz, die Stadt Landshut, die mittelalterlichen Klöster Niedersachsens, Alte Gast- und Zunfthäuser in Niedersachsen, Niedersächsische Volkssitten und Bräuche, das Straßburger Münster, die Wiener Ringstraße, den Wiener Stephansdom, Brasilien (Ernst Roselius), über Germanische Frühkunst oder die deutschen Familiennamen, aber auch politische Themen wie Die Lehre von der Propaganda als praktische Gesellschaftslehre von Johann Plenge oder pädagogische Abhandlungen wie Die Grundlage deutscher Sprachbildung – Mit einer Kunst der Improvisation als praktischer Hintergrund von Martin Luserke.[3]

Als Besonderheit publizierte der Verlag sämtliche Veröffentlichungen der auf der Nordseeinsel Juist angesiedelten reformpädagogischen Schule am Meer von Martin Luserke[4][5], die durch den das Laienspiel maßgeblich prägenden Luserke, den Komponisten und Musikpädagogen Eduard Zuckmayer und Kurt Sydow eine stark musische Ausrichtung hatte. Roselius zählte zu den Förderern der Schule.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Verlagsgeschäft in den Bremer Hauschild-Verlag über. Als im Jahr 1950 Adolf Hauschild verstarb, führte dessen Witwe den Verlag weiter, bis er von Kaffee HAG übernommen wurde. Später ging der Hauschild-Verlag deshalb komplett an General Foods (heute: Mondelēz International), weil dieser Nahrungsmittelkonzern auch Kaffee HAG übernommen hatte. Bücher mit dem Label des Angelsachsen-Verlages erschienen bis etwa in die 1990er Jahre.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Knödler: Rudolf Borchardts Anthologien. Walter de Gruyter, Berlin 2010. ISBN 978-3110228304, S. 199.
  2. Markus Behmer (Hrsg.): Deutsche Publizistik im Exil, 1933 bis 1945: Personen – Positionen – Perspektiven. Festschrift für Ursula E. Koch. LIT Verlag, Münster 2000. ISBN 978-3825846152, S. 285.
  3. Edelgard Bühler, Hans-Eugen Bühler: Der Frontbuchhandel 1939–1945: Organisationen, Kompetenzen, Verlage, Bücher – Eine Dokumentation. Walter de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3110937756, S. 189, 197.
  4. Die Bücher der Schule am Meer. Zeltgeschichten II. Fremdartige Abenteuer, von denen im Zelt und am Feuer erzählt wurde. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1926
  5. Die Bücher der Schule am Meer. Zeltgeschichten I. Fremdartige Abenteuer, von denen im Zelt und am Feuer erzählt wurde. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1925