Antonio Marini

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Drei Chariten, Zeus und Hera, zentraler Ausschnitt aus dem Deckenfresko Der Olymp / Palais Esterházy, Wien (Foto: 1970)
Die Horen, Ausschnitt aus dem Deckenfresko Der Olymp (Foto: 1970)
Ganymed, Iris, andere Gottheiten und zwei Putti mit Signatur Marinis, rechter Ausschnitt aus dem Deckenfresko Der Olymp (Foto: 1970)
Chiostro di San Domenico, Prato, Grabmal des Antonio Marini mit Porträtbüste von P. Gavazzi.

Antonio Marini (* 27. Mai 1788 in Prato; † 10. September 1861 in Florenz) war ein italienischer Maler, Graveur, Lehrer und Restaurator.[1]

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marini entstammte dem armen und kinderreichen Ehepaar Michele und Maria Domenica Marini. Früh trat er in die Zeichen- und Architekturschule von Prato ein, in der er u. a. von dem Maler und Kupferstecher Luigi Nuti (1748–1821) unterrichtet wurde. Wegen seiner ausgezeichneten Leistungen erhielt er von Prato ein Stipendium zur Fortsetzung seiner Studien an der Akademie der schönen Künste in Florenz. 1812 errang er für seine Zeichnung La Magnanimità di Scipione in Spagna, 1815 für seine Ölskizze Mercurio che addormenta Argo eine Auszeichnung. 1818 arbeitete Marini mit Giuseppe Castagnoli (1754–1832) bei der Fresko-Ausstattung des „Casino Torrigiani“ in Florenz zusammen. Im Laufe der folgenden Jahre sollte er bald allein Aufträge für Ausstattungen oder Einzelwerke in Palazzi und Kirchen in Pisa, Prato und Florenz übernehmen, nicht zuletzt für seinen Förderer, Großherzog Ferdinand III. von Toskana (1764–1824) – z. B. für die Bemalung der Prunkkarosse – und für dessen Sohn und Nachfolger Leopold II. von Toskana (1797–1870).

1819 wurde er – über die Landesgrenzen hinaus noch wenig bekannt – von Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha (1765–1833) nach Wien berufen, um zur Krönung der Adaptierungsarbeiten in seinem kurz zuvor erworbenen Wiener Palais (vormals Palais Kaunitz in Mariahilf) für die Decke des oktogonalen Festsaales ein Fresko zum Thema „Der Olymp“ zu schaffen, über dessen Fertigstellung am 10. Juni 1820 im Wiener Conversationblatt und am 8. Juli 1820 in der Gazetta di Firenze ausführlich berichtet wurde. Die glanzvolle öffentliche Präsentation des Werkes erfolgte am 7. Februar 1821 bei einem von Fürst Esterházy veranstalteten Ball. „Der Olymp“ blieb das einzige Fresko Marinis nördlich der Alpen.

Während seines Wien-Aufenthalts machte sich Marini auch mit der neuen Technik des Steindrucks vertraut. So schuf er von Gemälden aus der Sammlung von Fürst Esterházy (San Girolamo von Agostino Carracci und Sokrates in Gefangenschaft) Lithographien. Der Sohn Fredinands III., der spätere Leopold II., schrieb Marini aus Florenz: „[...] Avrei piacere che cercaste di perfezionarvi in quest'arte, non solo disegnando, ma ancora stampando da voi medesimo“ („[...] Es würde mich freuen, wenn Sie sich in dieser Kunst nicht nur als Zeichner sondern auch als Drucker perfektionieren würden“). Nach einem Aufenthalt in Ungarn machte Marini – mit einer Druckpresse „im Gepäck“ – diese neue Technik in der Toskana bekannt.

Kurz danach übernahm Marini 1822 den Auftrag, in einem Salon des Florentiner Palazzo Martelli zum Thema Besuch Roberto Martellis im Atelier Donatellos das Deckengemälde zu schaffen. (Roberto Martelli war ein Freund und Gönner von Donatello). Im stilistischen Vergleich des nur drei Jahre zuvor geschaffenen Wiener Deckenfreskos – das noch spätbarocke Elemente aufweist – mit diesem Werk fällt auf, dass es bereits gänzlich dem Klassizismus verpflichtet ist.

1830 wurde Marini in seiner Heimatstadt Prato mit der Herstellung des Deckenfreskos, der vier Flachrelief-Parapete für den Zuschauerraum und des Eisernen Vorhangs in Temperatechnik des im Auftrag von Notar Benedetto Cecconi neu errichteten Teatro Metastasio betraut, das mit Gioachino Rossinis Aureliano in Palmira glanzvoll eröffnet wurde. Bei Restaurierungsarbeiten 30 Jahre nach der Eröffnung wurde das Fresko entfernt. Der in einer Privatsammlung befindliche kreisrunde Entwurf zum Deckengemälde zeigt Apoll umgeben von sechs Musen, über denen drei Horen schweben. Die Szene wird durch Minerva und Diana ergänzt.

Auch in zahlreichen anderen toskanischen Palästen (Palazzo Pitti, Palazzo Pucci, Palazzo Poniatowski, Palazzo Gerini u. a.) und Kirchen erfolgreich tätig, wurde Marini 1843 schließlich zum Professor aus Malerei an der Akademie der schönen Künste in Florenz ernannt. Vor allem als Darsteller historischer und religiöser Themen (z. B. Hauptaltarbild Le grandezze di Maria der Basilica di Santa Maria delle Carceri, Prato 1847), war Marini gefragt, trat aber auch als Porträtist – u. a. für französische Auftraggeber – sowie als Künstler rein dekorativer Malerei hervor. Ebenso wirkte er als Spitzenrestaurator prominenter Werke (z. B. von Domenico Ghirlandaio oder Filippo Lippi) von der Fachwelt sehr geschätzt, in welcher Hinsicht er während der Zeit der großen romantischen Wiederbelebung hohes Ansehen genoss.

Marini war ab 1821 mit der Tochter seines Lehrers, des erwähnten Malers und Kupferstechers Luigi Nuti, Direktor der Zeichen- und Architekturschule von Prato, Giulia Nuti (1800–1869), verheiratet, die an einigen seiner Werke mitwirkte. Marini starb nach dreitägiger Krankheit in seiner Heimatstadt und wurde im Kloster der Kirche von San Domenico beigesetzt. Giulia Marini widmete dem Verstorbenen im Kreuzgang ein eindrucksvolles Marmor-Grabmal in neoklassischem Stil mit folgender Inschrift:

“QUI CON SOLENNE DOLORE/ FU ACCOMPAGNATA LA SPOGLIA/ DI ANTONIO MARINI/ CHE COL RESTAURARE ANTICHI DIPINTI/ VENDICO' LA GLORIA DELL'ARTE/ COI PROPRII L'ACCREBBE/ FU UOMO DI SCHIETTA BONTA' ARTEFICE DI RARA MODESTIA/ SPIRO' NEL BACIO DELLA FEDE/ ONDE TRASSE LE PIU' CARE ISPIRAZIONI/ IL X SETTEMBRE MDCCCLXI DI ANNI LXXIII/ GIULIA MARINI AL CONSORTE UNANIME BENEMERITO/ PER TESTIMONIO DI AFFETTO E DI ONORE/ QUESTO DEPOSITO FECE”

„Hierher wurde in tiefem Schmerz – die sterbliche Hülle –– von ANTONIO MARINI begleitet –– der als Restaurator alter Gemälde – die Ehre der Kunst verteidigte – und durch eigene Werke bereicherte – Er war ein Mann aufrichtiger Güte, ein Kunstschaffender von seltener Bescheidenheit – vom Glauben beseelt – der ihn in höchstem Maß inspirierte –– 10. September 1861 im Alter von 73 Jahren –– GIULIA MARINI –– ließ dem höchst verdienstvollen Gatten – als Zeichen der Liebe und Verehrung – dieses Grabmal errichten.“

In die Bogennische des Grabmals ließ sie die vom pistoieser Bildhauer Pietro Gavazzi (1816–1853) zehn Jahre zuvor geschaffene Porträt-Büste Marinis einfügen.

„Der Olymp“ in Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Der Olymp“ ist das einzige Fresko Marinins nördlich der Alpen. 1970/71 wurde das Gebäude, in dem ab 1868 das Mariahilfer Gymnasium untergebracht war, demoliert. Heinz P. Adamek rief ein „Aktionskomitees zur Erhaltung des Palais Kaunitz-Esterházy“ ins Leben, mit dem das Deckenfresko gerettet[2] und von Professor Josef Fastl nach Strappierung in acht Teilen abgenommen wurde. In einem ersten Schritt konnte es in den Sieveringer Filmstudios, danach in der Albertina zwischengelagert werden. 1982 wurden im Auftrag des Kunstpalais Dorotheum die Teile des Freskos samt Scheinarchitektur-Rahmen – jedoch ohne den ihn umschließenden „Spiegel“ mit seinen zehn Rundporträts von olympischen Göttern – von Fastl auf verzinktes Fixmetall in Rahmen appliziert, die vor Ort verschweißt wurden. Nach Verkitten der Schnittstellen wurde das Deckengemälde im Stahlrahmen mit Stahlseilen an der Decke des neuen Auktionssaales im vormaligen Palais Eskeles aufgehängt und bei einem Empfang der Öffentlichkeit präsentiert. Seit 1993 befindet sich im Palais Eskeles das Jüdische Museum Wien. Seither ist das Marini-Fresko durch Abhängung der Decke für die Öffentlichkeit verborgen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Conversationblatt – Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung, 2. Jg., Nr. 69, 10. Juni 1820: Wien
  • Gazetta di Firenze dell'8 luglio 1820, n. 82, rubrica „Belle Arti“
  • Guasti, Cesare: „Antonio Marini, pittore 1788-1861“. Firenze: Tipografia Galileiana 1862
  • Adamek, Heinz: „Palais Albrechtsburg-Kaunitz-Esterházy in Mariahilf“ in: „Festschrift 125 Jahre Mariahilfer Gymnasium“. Wien 1989
  • Vogg, Wolfgang: „Das gerettete Herz des alten Hauses“ in: „Festschrift 125 Jahre Mariahilfer Gymnasium“. Wien 1989
  • Maria Vittoria Thau: Marini, Antonio. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 70: Marcora–Marsilio. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Antonio Marini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MARINI, Antonio - Treccani. Abgerufen am 1. März 2024 (italienisch).