Apakabar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Apakabar (indon. für Wie geht's?) ist ein alternatives Nachrichtennetzwerk, das sich schwerpunktmäßig mit sozialen und politischen Entwicklungen in Indonesien auseinandersetzt.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Apakabar-Mailingliste startete am 7. Oktober 1990 zunächst als Diskussions- und Nachrichtenforum unter dem Namen Indonesia-L. Gründer war John A. MacDougall. Von einem Server im US-Bundesland Maryland aus wurden alternative, in Indonesien meist nicht erhältliche, Informationen, Nachrichten und Forschungsansätze vorwiegend zu sozialen und politischen Themen, sowie Menschenrechtsverletzungen an Indonesieninteressierte verschickt. Die Liste breitete sich schnell unter im Ausland studierenden Indonesiern aus. Mitte der 1990er Jahre wurde der vormalige Nachrichtenverteiler zu einer öffentlichen Mailingliste. Zusammen mit dem Aufkommen von öffentlichem Internet in Indonesien durch die Verbreitung von warnets verbreitete sich Apakabar auch in Indonesien aus. Die Liste wurde zu einem Sammelsurium für Nachrichten, Diskussionen und Kommentare zur politischen Lage Indonesiens, sie umfasste Zeugenberichte aktueller Ereignisse und diente nicht zuletzt als Plattform für Mobilisierungen und zur Planung von Aktionen. Auch für andere Mailinglisten, Foren und Newsgroups, die in dieser Zeit entstanden, war Apakabar ein Vorbild und eine Referenzquelle.[1]

Die Beiträge waren weder editiert, noch zensiert. So eröffnete die Liste eine Vielzahl neuer Möglichkeiten der Kritik und eine neue Form des politischen Aktionismus gegen die Neue Ordnung. Zwar waren unter den Subscribern auch als Studierende ausgegebene Agenten der Regierung. Sie konnten ihren Einfluss allerdings nicht geltend machen und wurden meist schnell enttarnt.[2] Auch die Armee fürchtete den zunehmenden Einfluss von Apakabar. „Press coverage of military statements about the subversive potentials of the Internet inevitably includes reference to apakabar.“[3] Vermutlich unter anderem als Reaktion darauf stellte das indonesische Militär eine eigene Homepage online, in der sie immer wieder „Richtigstellungen“ anbot und postulierte, dass die indonesische Gesellschaft nicht von dieser Hetze hinters Licht geführt werden sollte.

Berichterstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Apakabar war bei den Ausschreitungen gegen den Hauptsitz der demokratischen Partei (PRD) am 27. Mai 1996 sehr ausführlich. Die spätere Präsidentin und Tochter des Staatsgründers Megawati Sukarnoputri sollte zur Vorsitzenden der Partei gewählt werden, was für Suharto, in Anbetracht der kommenden Wahlen, eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellte. Zu dem Zeitpunkt hatte die Liste bereits geschätzte 13.000 Abonnenten.[4] Die Apakabar-Liste war die schnellste und umfassendste Quelle, die verlässliche Informationen zu den Geschehnissen lieferte. Sie beinhaltete selbst Zeugenberichte direkt aus der angegriffenen Parteizentrale. Die Neuigkeiten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in der gesamten Republik, ohne dass sie bereits in den Printmedien erschienen waren. Innerhalb kürzester Zeit kam es zu Massenprotesten und pro-demokratischen Ausschreitungen, was der Mailingliste verstärkte mediale Aufmerksamkeit und Popularität brachte.[5]

Durch die Aktionen rund um das Hauptquartier der PDI-P bekam die Liste erhöhte mediale Aufmerksamkeit. In relativ kurzer Zeit trugen sich immer mehr Menschen auf der Mailingliste ein, bis sie schließlich aufgrund des hohen E-Mail-Verkehrs kollabierte. Apakabar zog auf die in Stuttgart gehostete Homepage „Indopubs“ um.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lim 2005: Archipelago Online. The Internet and Political Acitivsm in Indonesia. Dissertation, Universiteit Trente. (PDF; 2,7 MB) (2. Juli 2008), p.96
  2. Lim 2005: Archipelago Online. The Internet and Political Acitivsm in Indonesia. Dissertation, Universiteit Trente. (PDF; 2,7 MB) (2. Juli 2008), p. 102.
  3. Hill/Sen 1997: Wiring the Warung to GlobalGateways. The Internet in Indonesia. In: Indonesia No 63, Cornell University Press. S. 67 – 89, p. 76
  4. Hill/Sen 2000: Media, Culture and Politics in Indonesia. Oxford: Oxford University Press, p. 200
  5. Hill/Sen 2000: Media, Culture and Politics in Indonesia. Oxford: Oxford University Press, p. 201
  6. van Klinken 1997: Indonesia on the Net - Inside Indonesia - a quarterly magazine on Indonesia and its people, culture, politics, economy and environment (Memento vom 22. Juli 2008 im Internet Archive) (30. September 2008)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]