Apostelkirche (München-Solln)

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Apostelkirche München-Solln – Außenansicht mit Gemeindehaus

Die evangelisch-lutherische Apostelkirche im Münchner Stadtteil Solln wurde 1961 vom Architekten Gustav Gsaenger errichtet.[1] Sie steht an der Konrad-Witz-Straße 17.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Apostelkirche ist eine Tochter der Himmelfahrtskirche Sendling, deren Gebiet ursprünglich den ganzen Münchener Süden und seine Vororte umfasste. Solln war damals noch ein eigenständiges Dorf.

1914 wurde der Evangelische Verein Solln, Pullach und Umgebung[2] gegründet, der sich die Einführung evangelischen Religionsunterrichts und einer eigenen Gemeinde und Kirche in Solln zum Ziel gesetzt hatte. 1919 wurde die selbstständige Kirchengemeinde gegründet, die das Gebiet Solln, Prinz-Ludwigs-Höhe, Forstenried, Pullach und Grünwald umfasste. Am 17. Dezember 1922 wurde eine Holzkirche an der Konrad-Witz-Str. 17 – die erste Apostelkirche – eingeweiht.

Vier Jahrzehnte nach ihrer Errichtung war die alte Holzkirche zu klein geworden und genügte zeitgemäßen Bauanforderungen nicht mehr. Architekt Gustav Gsaenger wurde beauftragt, eine Kirche aus Stein zu bauen, die 1961 eingeweiht wurde – die heutige Apostelkirche.[3]

Die Gemeinden Grünwald, Pullach und Fürstenried verselbstständigten sich von 1940 bis 1963. Die Gemeinde Apostelkirche wurde wegen der neu entstandenen Parkstadt Solln 1965 in zwei Pfarrbezirke aufgeteilt. Der zweite, neue erhielt eine eigene Kirche, die Petruskirche im Ökumenischen Kirchenzentrum Parkstadt Solln. Dennoch wurde der Platz in der Apostelkirche für die verschiedenen Gruppen und Kreise der Gemeinde knapp und deshalb ein Anbau mit mehreren Gemeinderäumen errichtet, der 1986 bezogen wurde.

2002 zog der Evangelische Verein, welcher längst Evangelischer Verein München-Solln hieß und ein Diakonieverein war, aus beengten Büroräumen im Gemeindehaus in einen eigenen Pavillon auf dem Kirchengelände um, was der Kirchengemeinde zusätzlichen Platz schaffte.

Die allgemein sinkende Zahl der Kirchenmitglieder und damit der Kirchensteuereinnahmen veranlasste den Kirchenvorstand Ende 2023 zu dem Beschluss, die Petruskirche des zweiten Pfarrbezirks zum 31. Juli 2024 zu schließen und das Gebäude an den Eigentümer, die Evangelisch-Lutherische Gesamtkirchengemeinde, „zurückzugeben“. Damit wird die Apostelkirche wieder die einzige Kirche der Gemeinde.[4]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Apostelkirche München-Solln – Innenansicht Kirche

Die Turmspitze der Apostelkirche verbindet drei Motive miteinander: das Kirchenkreuz (4,5 m lang), einen Engel als Wetterfahne, in dessen Gewand noch einmal ein Kreuz eingewoben ist, fußend auf einem geschwungenen Bogen (1,10 m lang), dessen vordere Spitze eine goldene Weltkugel darstellt.

Die fünf Glocken wurden von der Glockengießerei Bachert in Kochendorf gegossen. Die schwerste davon wiegt 800, die leichteste auf dem Dach des Gemeindehauses 56, zusammen wiegen sie 2078 Kilogramm. Jede von ihnen trägt ihre eigene biblische Inschrift.[5]

Der „Schöpfungsbrunnen“ im Innenhof, ein Werk des Münchner Bildhauers Josef Fromm, ist eine Art meditatives Zentrum des gesamten Kirchenkomplexes.

Gustav Gsaenger schuf auch die liturgischen Geräte: das Altarkreuz, die Altar- und Deckenleuchter, das Taufgeschirr und die Abendmahlsgeräte, die Opferstöcke und den passenden Schrank in der Sakristei. Das Altarbild stammt von seiner Tochter, der Kunstmalerin Angela Gsaenger: Jesus und die zwölf Apostel.

In das Kirchenschiff wurden Teile der alten Holzkirche integriert: Das große Altarkreuz hängt im Übergang zum Gemeindehaus, und die leuchtenden Glasfenster Bernhard Jägers verleihen der Sakristei farbiges Licht; seine Ölgemälde zu biblischen Szenen schmücken die Klinkerwände des Kirchenschiffs.

Kriegerdenkmal in der Apostelkirche München-Solln

1964 wurde im rückwärtigen Teil der Kirche ein Ehrenmal der Sollner Gefallenen des Zweiten Weltkrieges des Bildhauers Helmut Ammann angebracht. Die beiden äußeren Schieferplatten tragen ihre Namen. Die mittlere Tafel stellt die Verkündigung der Auferstehung an die drei Frauen durch den Engel am leeren Grab dar.

Seit dem internationalen Taizétreffen in München 1994 schmückt das Taufbecken ein sogenanntes Taizé-Kreuz.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel der Apostelkirche München-Solln

Die dreimanualige Orgel wurde 1962 vom Orgelbauer Guido Nenninger installiert. 2018 wurde sie von Firma Münchner Orgelbau Johannes Führer umgebaut und erweitert. Das Instrument hat 33 klingende Register und einen Quintauszug auf drei Manualen und Pedal.[6]

Die Disposition lautet seit 2018 wie folgt:

I Brüstungspositiv C–g3
1. Rohrflöte 8′
2. Blockflöte 4′
3. Prestant 4′
4. Hohlflöte 2′
5. Quintlein 113
6. Terzzimbel III 13
7. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
8. Gedacktpommer 16′
9. Prinzipal 8′
10. Spitzflöte 8′
11. Oktave 4′
12. Kleingedackt 4′
13. Schwiegel 2′
14. Mixtur III–IV 113
15. Trompete 8′
III Schwellpositiv C–g3
16. Holzgedackt 8′
17. Weidenpfeife 8′
18. Rohrflöte 4′
19. Viola 4′
20. Nasat 223
21. Principal 2′
22. Terzflöte 135
23. Sifflöte 1′
24. Scharfmixtur III 1′
25. Vox Humana 8′
Tremulant
Pedal C–f1
26. Subbaß 16′
27. Violon 16′
Quintbaß 1023[7]
28. Oktavbaß 8′
29. Gemshorn 8′
30. Choralbaß 4′
31. Baßzink III 513
32. Fagott 16′
33. Trompete 8′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: I/II, III/II, II/I, III/I, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: III/I, III/II, III/III

Kirchenmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sollner Kantorei, deren Anfänge ein halbes Jahrhundert zurückreichen, hat sich inzwischen zu einem der großen, überregional bekannten Münchner Konzertchöre entwickelt, der seinen Gesang außer in der Apostelkirche auch andernorts darbietet. 2000 wurde Händels Messias im Herkulessaal aufgeführt. 2001 folgte Verdis Messa da Requiem. Seitdem findet jährlich ein Konzert der Sollner Kantorei dort statt. Der Chor führt auch Auslands-Konzertreisen durch.[8]

Weiterhin proben und singen in der Apostelkirche der Sollner Kammerchor, der Bläserchor der Apostelkirche, der Sollner Jugendchor und der Sollner Kinderchor. Weil auch bei ausverkauften Konzerten die Ausgaben höchstens 50 % gedeckt seien, wurde 1991 zur Förderung der musikalischen Arbeit der Apostelkirche der Verein „Sollner Sonntagskonzerte“ gegründet.

Prodekanatskirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2014 wurde die Apostelkirche Sitz des Prodekanats München-Süd.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Apostelkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Evangelisch in Solln. Evangelisch-Lutherisches Prodekanat München Süd, abgerufen am 25. November 2023.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angaben sind, wenn nicht einzeln belegt, hier entnommen: Offizieller Internetauftritt der Gemeinde, Offizieller Internetauftritt der Gemeinde – Archivversion und Festschrift: 50 Jahre Apostelkirche. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde München-Solln, 2011, abgerufen am 16. Dezember 2023 (Archiv).
  2. Angaben zum Evangelischen Verein München-Solln sind, wenn nicht einzeln belegt, hier entnommen: Nicht nur Anhängsel, sondern Standbein der Kirchengemeinde. In: Sonntagsblatt. Nr. 13, 31. März 1996, S. 14., Festschrift Diakonie Solln 90 Jahre – 1914–2004 und Chronik des Evangelischen Vereins München-Solln. Evangelischer Verein München-Solln, abgerufen am 11. Dezember 2023.
  3. Gsaenger, Gustav; München - Solln; Ev. Apostel Kirche, Pfarrhaus und Jugendheim - Südseite (Ansicht). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 25. November 2023.
  4. Protestanten ziehen sich aus Ökumenischem Zentrum Solln zurück. Sonntagsblatt, 4. Dezember 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
  5. Zwölfuhrläuten München-Solln in Oberbayern. BR Heimat, 19. Juni 2022, abgerufen am 25. November 2023.
  6. München/Solln, Apostelkirche – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  7. Quintauszug aus dem neuen Violon 16′
  8. Sollner Kantorei. Abgerufen am 26. November 2023.
  9. Das Prodekanat München Süd. Evangelisch-Lutherischen Prodekanats München Süd, abgerufen am 2. April 2024.

Koordinaten: 48° 4′ 27,9″ N, 11° 31′ 13,3″ O