Arakan Rohingya Salvation Army

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Arakan Rohingya Salvation Army (Abk.: ARSA, früher: Harakah al-Yaqin) ist eine separatistisch-islamistische Rebellengruppe der ethno-religiösen Minderheit der Rohingya, die für die Sezession des Rakhaing-Staates von Myanmar und die Gründung eines eigenen unabhängigen Staates auf Grundlage der Scharia kämpft.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Rohingya ist die offizielle Bezeichnung für die muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Staat Myanmar. Dort leben sie größtenteils im Rakhaing-Staat. Von der Regierung Myanmars werden sie nicht als autochthone Minderheit anerkannt, sondern als illegale bangladeschische Immigranten betrachtet, obwohl der überwiegende Großteil von ihnen seit mehreren Generationen in Myanmar lebt. Die Einbürgerung wird ihnen ebenso wie das Wahlrecht verweigert. Bangladesch betrachtet die Rohingya hingegen als burmesische Minderheit und lehnt ihre Aufnahme ebenso ab.

Vorläufer der ARSA existierten bereits im Jahre 2012[2] und waren großteils radikal-islamische Gruppen. 2013 patrouillierten ARSA-Mitglieder mit Bambus-Speeren und Eisenstangen bewaffnet in Rohingya-Dörfern, um sicherzustellen ob alle Dorfbewohner an den Gebeten in den Moscheen teilnahmen.

Bei anti-muslimischen Unruhen im Jahr 2012 wurden über 200 Menschen getötet[3] und rund 120.000 Rohingya vertrieben. Nach Einschätzung von Zachary Abuza (Radio Free Asia) tolerierte die internationale Gemeinschaft diese Diskriminierung und Unterdrückung der muslimischen Minderheit, weil sie die demokratische Regierung von Aung San Suu Kyi stärken wollte und den Zustand deshalb hinnahm.[4]

Die Rohingya durften auch nicht an der Parlamentswahl 2015 teilnehmen.[5] Dies löste große Unzufriedenheit und Feindschaft gegenüber der buddhistischen Mehrheit bei vielen Rohingya aus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Angaben der International Crisis Group (ICG) wurde die ARSA 2016 von mindestens zwanzig Rohingya gegründet, die sich im saudi-arabischen Exil befanden. Als Führer der Gruppe gilt Attullah Abu Amar Jununi, ein in Pakistan geborener Rohingya, der in Mekka aufwuchs. Jununi und andere Mitglieder sollen in Pakistan und Afghanistan eine militärische Ausbildung absolviert haben[4] und von Spendern aus Saudi-Arabien und anderen Ländern des Nahen Ostens finanziert worden sein.[5] Die Gruppierung formierte sich bereits 2013 unter dem Namen Harakah al-Yaqin und ging schließlich im Oktober 2016 in der ARSA auf.[6][7]

Rohingya-Aufstände seit 2016[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jununi und andere Mitglieder kehrten 2016 nach Myanmar zurück.[4] Im Oktober 2016 überfielen ARSA-Kämpfer bewaffnet mit Macheten und anderen einfachen Waffen Polizeiposten in Myanmar und töteten neun Polizisten.[4][8] Staatliche Sicherheitskräfte griffen daraufhin in mehreren Razzien hart durch. Das führte zu andauernden Auseinandersetzungen zwischen dem burmesischen Militär (Tatmadaw) und den Aufständischen, bei denen weitere Menschen getötet wurden.

Den Tatmadaw werden ebenso wie der ARSA Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. So sollen Rohingya vergewaltigt, gefoltert und ermordet und deren Dörfer niedergebrannt worden sein. Die ARSA habe über 100 Hindus getötet, einige Hindu-Männer entführt und soll sie gezwungen haben zum Islam zu konvertieren. Des Weiteren zwang die ARSA konvertierte Hindus Buddhisten zu beschuldigen.[9][10][11] Die Auseinandersetzungen führten zur Flucht von 80.000 Rohingya nach Bangladesch bis August 2017.[8] Die UN ging im September 2017 von 290.000 Menschen auf der Flucht aus[12], während die UNO-Flüchtlingshilfe 2022 von 926.000 Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesh ausgeht.[13]

Am 25. August 2017 kam es erneut zu schweren Angriffen der ARSA auf etwa 30 Stützpunkte der Polizei und des Militärs[14] und verstärkten Reaktionen des Militärs. Bei den Angriffen starben mindestens 89 Menschen. An den Auseinandersetzungen im Rakhaing-Staat waren 150 ARSA-Kämpfer beteiligt.[15][16]

Am 9. September 2017 erklärte die ARSA einen einseitigen Waffenstillstand ab sofort für einen Monat. Damit sollten laut der Mitteilung die Hilfslieferungen für die Not leidenden Menschen in Rakhaing-Staat ermöglicht werden.[12]

Amnesty International erklärte am 22. Mai 2018, dass die ARSA alleine im Jahr 2017 über 100 Menschen hinduistischen Glaubens getötet und gefoltert habe.[17][18][19]

Kämpfer der ARSA griffen am 4. Januar 2019 die Polizeistationen in Kyaung Taung, Kahtee Hla, Gotepi und Nga Myin Taw bei Buthidaung in dem nördlichen Distrikt Maungdaw an. Dabei werden mindestens 13 Polizisten getötet.[20]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang September 2017 erklärt Jununi in einem Video: „Unser erstes Ziel mit ARSA ist die Befreiung unserer Menschen von inhumaner Unterdrückung, die durch alle burmesischen Regime erfolgte.“ Die Attacken seien die Reaktion von Myanmars Regierung auf die Behandlung der Rohingya und der Blockade ihrer Dörfer. Er forderte die Internationale Hilfsorganisationen auf, in der Region zu bleiben, nachdem diese zuvor begonnen hatten, alle nicht dringend benötigten Mitarbeiter abzuziehen.[21]

Das Ziel der ARSA ist die Errichtung eines unabhängigen Islamischen Staates.[22][23]

Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die (durch den Militärputsch 2021 mittlerweile abgesetzte) Regierung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bezeichnet die ARSA-Kämpfer als „extremistische bengalische Terroristen“. Einige Politiker werfen der Organisation vor, einen Islamischen Staat errichten zu wollen.

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. hermes: Pakistan-born leader of Arsa militants trained in modern guerilla warfare. In: The Straits Times. 11. September 2017 (straitstimes.com [abgerufen am 15. August 2018]).
  2. An army crackdown sends thousands fleeing in Myanmar. In: The Economist. 31. August 2017 (economist.com [abgerufen am 15. August 2018]).
  3. Udo Schmidt: Rohingyas in Myanmar – Verfolgt, vertrieben, zum Nichtstun verurteilt. In: Deutschlandfunk online. 29. Juli 2015, abgerufen am 5. September 2017.
  4. a b c d Zachary Abuza: Who Are the Arakan Rohingya Salvation Army? In: rfa.org. 1. September 2017, abgerufen am 5. September 2017 (englisch).
  5. a b Das steckt hinter der Gewaltwelle in Myanmar. In: 20 Minuten online. 2. September 2017, abgerufen am 5. September 2017.
  6. F.Edroos: ARSA: Who are the Arakan Rohingya Salvation Army? Al Jazeera, 13. September 2017, abgerufen am 9. Januar 2018 (englisch).
  7. ARSA. USDP Conflict Data Program, archiviert vom Original am 29. August 2017; abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
  8. a b Myanmar: Who are the Arakan Rohingya Salvation Army? In: BBC online. 6. September 2017, abgerufen am 6. September 2017 (englisch).
  9. KYODO NEWS: Death toll tops 100 in Myanmar's Rakhine as bloodshed continues. In: Kyodo News+. 27. August 2017 (kyodonews.net [abgerufen am 15. August 2018]).
  10. Mass grave of 28 Hindus found in Myanmar: army. 24. September 2017 (yahoo.com [abgerufen am 15. August 2018]).
  11. 'Mass Hindu grave' found in Myanmar. In: BBC News. 25. September 2017 (bbc.co.uk [abgerufen am 15. August 2018]).
  12. a b Myanmar: Rohingya-Rebellen rufen Waffenstillstand aus. In: Zeit Online. 10. September 2017, abgerufen am 11. September 2017.
  13. https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/bangladesch
  14. Till Fähnders: Ein uralter Konflikt, in: F.A.S. Nr. 36, 10. September 2017, S. 5.
  15. Burma: 89 Tote bei Angriff von Rohingya-Rebellen auf Grenzposten. In: Spiegel Online. 25. August 2017, abgerufen am 9. September 2017.
  16. Machetes vs machine guns: Rohingya salvation army outgunned in Myanmar. In: The Express Tribune. 6. September 2017, abgerufen am 9. September 2017 (englisch).
  17. hermesauto: Rohingya militants massacred Hindus: Amnesty International report. In: The Straits Times. 23. Mai 2018 (straitstimes.com [abgerufen am 15. August 2018]).
  18. Amnesty: Rohingya fighters killed scores of Hindus in Myanmar. Abgerufen am 15. August 2018.
  19. Myanmar: New evidence reveals Rohingya armed group massacred scores in Rakhine State. Abgerufen am 15. August 2018 (englisch).
  20. Rakhine Insurgents Kill 13 Policemen, Injure Nine Others in Myanmar Outpost Attacks. In: rfa.org. Abgerufen am 4. Januar 2019 (de-EN).
  21. Liam Cochrane: Rohingya militant group warns of 'war' against Myanmar Government. In: ABC News Online. 28. August 2017, abgerufen am 5. September 2017 (englisch).
  22. The truth behind Myanmar’s Rohingya insurgency. 2017 (atimes.com [abgerufen am 15. August 2018]). The truth behind Myanmar’s Rohingya insurgency (Memento des Originals vom 8. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atimes.com
  23. hermes: Pakistan-born leader of Arsa militants trained in modern guerilla warfare. In: The Straits Times. 11. September 2017 (straitstimes.com [abgerufen am 15. August 2018]).