Archäologisches Museum Gaza

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Das Archäologische Museum Gaza, von den Gründern einfach Al Mat'haf (arabisch المتحف, DMG al-Matḥaf ‚das Museum‘) genannt, ist ein kleines, von einem Privatmann namens Jawdat N. Khoudary auf der Grundlage seiner Sammlung im Jahr 2008 gegründetes Museum in der Stadt Gaza (Alrasheed-Straße). Es gehört zu einem Hotel gleichen Namens. Das Haus konzentriert sich auf archäologische Fundstücke, die aus dem Gazastreifen stammen.

Geschichte und Bestände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Artefakte, die im Haus ausgestellt werden, reichen bis in die Bronzezeit zurück. Dazu gehören neben Werkzeugen, Keramik und Glaswaren, Münzen und Mosaiken aus römischer Zeit, aus der frühislamischen Periode, der Zeit des Königreichs Jerusalem bis in die jüngste Geschichte. Außerdem verfügt das Haus über eine Bibliothek.

Khoudary, der selbst Hotelbesitzer und Inhaber einer Baufirma ist, wies bei allen Baumaßnahmen an, die Artefakte zu sichern, obwohl dies vom Staat nicht als Verpflichtung auferlegt ist. Wie die New York Times schrieb, wurde das Museum aus Überresten abgerissener Häuser, Eisenbahnschwellen und zufällig entdeckten Marmorteilen erbaut.

Ab 2005 trug er sich, zusammen mit seiner Frau, mit Plänen, ein Museum zu gründen, zunächst in seinem Haus. Dabei handelte es sich um etwa 500 Artefakte.[1] Unterstützung erhielt das Museum von Museen in Genf, wo das Musée d’Art et d’Histoire eine Sonderausstellung durchführte[2] und die Katalogisierung übernahm. Der französische Archäologe Jean-Baptiste Humbert, Professor an der École biblique et archéologique française de Jérusalem, der selbst ab 1994 Ausgrabungen in Gaza geleitet hatte, und der palästinensische Archäologieadministrator Moain Sadeq, Leiter des entsprechenden Department of Antiquities, arbeiteten dabei zusammen.[3]

Die Hamas-Regierung untersagte allerdings die Ausstellung von bestimmten Skulpturen, wie etwa die einer von Tauchern aufgefundenen, vollständig erhaltenen Aphrodite, aber auch von Menoras.[4]

Im Januar 2009, kaum sechs Monate nach der Eröffnung, erlitt das Museum erhebliche Zerstörungen durch Waffengewalt, als sich israelische Bodentruppen in der Region befanden.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Béatrice Guelpa: Gaza debout face à la mer. Le défi de Jawdat Khoudary, Edition Zoé, 2014.
  • Béatrice Guelpa: Aphrodite in Gaza. Ein aus dem Sand aufgetauchtes Museum, Zambon, 2011.
  • Véronique Arveiller, Thomas Bauzou, Matteo Campagnolo, Jacques Chamay, Christa Clamer, Annabelle Collinet, Odile Dussart, Elisabeth Fontan, Marc-André Haldimann, Mahmoud Hawari, Jean-Baptiste Humbert, Ludvik Kalus, Elias Khamis, André Lemaire, Pascale Linant de Bellefonds, Marielle Martiniani-Reber, Vincent Michel, Yussuf Natshe, Anne Regourd, Catherine Saliou, Jean-Pierre Sodini, Thomas Staubli, Jean-Michel de Tarragon, Thomasz Waliszewski (Hrsg.): Gaza from Sand and Sea – Art and History in the Jawdat al-Khoudary Collection, Bd. 1, École biblique et archéologique Française, Gaza 2012, S. 21 (Chronologie).
  • Ulrike Putz: Museum in Gaza. Wo Kinder Amphoren für Bomben halten, in: Der Spiegel, 6. September 2009.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Website des Hauses (engl., arab.)
  • Website des Museums (Memento vom 23. Oktober 2016 im Internet Archive), archive.org

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Revue biblique, 115 (2008), S. 147.
  2. Gaza at the Crossroad of Civilizations (Memento vom 7. September 2015 im Internet Archive), archive.org, 7. September 2015.
  3. Crossroads and Contexts: Interviews on Archaeology in Gaza, in: Journal of Palestine Studies 37 (2008).
  4. Ethan Bronner: Museum Offers Gray Gaza a View of Its Dazzling Past, The New York Times, 25. Juli 2008.
  5. Mati Milstein: Antiquities Under Fire, in: Archaeology Archive. Abstracts 62 (2009).

Koordinaten: 31° 32′ 55″ N, 34° 27′ 25,6″ O