Armaturen- und Maschinenfabrik Polte

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Luftaufnahme des Werk II aus dem Jahr 1920

Die Gebäude der Magdeburger Armaturen- und Maschinenfabrik Polte, auch als Werk II oder Neues Werk bezeichnet, im Stadtteil Stadtfeld West sind im örtlichen Denkmalverzeichnis unter der Erfassungsnummer 094 17394 als Baudenkmal verzeichnet.[1] Es war eines von drei Werken der Polte-Werke in Magdeburg.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werksgelände umfasste die Adressen Liebknechtstraße 65, 75, 77, 97 sowie Westring 50, 56. Das Gelände verfügte über einen eigenen Bahnanschluss und ist heute Teil des Gewerbegebiets Schlachthof.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rüstungsproduktion der Polte-Werke mussten zu Beginn des Ersten Weltkriegs erheblich ausgebaut werden. Daher entschloss man sich, ein neues Fabrikgelände in der damaligen Magdeburger Wilhelmsstadt (heute Stadtfeld West) zu kaufen und aufzubauen. Das neue Werk in der heutigen Liebknechtstraße (ehemals Poltestraße nach dem Gründer der Polte-Werke, Eugen Polte) wurde als Werk II bezeichnet. In das neugebaute Bürogebäude des Gebäudekomplexes zog die Geschäftsleitung um.[2] Durch die Schließung des auf Munitionsherstellung spezialisierten Stammwerkes in der Nachkriegszeit und nach der Entlassung von 11.750 Beschäftigten war das Werk II das letzte verbliebene Werk der Polte-Werke.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude an der Ecke Liebknechtstraße/Westring, 2020
Torbogen an der Liebknechtstraße

An der Ecke von Liebknechtstraße und Westring befindet sich ein viergeschossiges, zweischenkliges Bürogebäude (Liebknechtstraße 65) mit einem fünfgeschossigen Eckteil, in dem sich auch der Haupteingang befand. Die Fassade des 1935 bis 1937 vom Architekten Curt von Brocke geschaffenen Klinkerbaus ist schlicht gehalten. Die Gliederung erfolgt durch die eng gesetzte Anordnung der Fenster in langen Reihen. Es folgt ein eingeschossiges Pförtnergebäude und ein viergeschossiges Fabrikgebäude (Liebknechtstraße 65) mit einem Torbogen und ein viergeschossiges Fabrikgebäude mit Ausbilderschule (Liebknechtstraße 75 und 77).

Im hinteren Werksbereich befanden sich ein Lager und eine Tischlerei, die 1924 bis 1926 nach Plänen des Architekten Bruno Buch aus Berlin entstanden. Es handelte sich dabei um zwei kubische Eisenbetongebäude mit roter Klinkerverblendung und flachen Walmdächern. Das Lagergebäude war siebengeschossig, sechs Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Die Tischlerei hingegen war dreigeschossig. Beide Gebäude waren durch eine zweigeschossige Verbindungsbrücke miteinander verbunden und verfügten über turmartige Aufbauten für die Aufzugsschächte. Die Gebäude waren vom 1923 entstandenen Erweiterungsbau der Strumpffabrik Moritz Samuel Esches in Chemnitz, heute als technisches Denkmal ausgewiesen, inspiriert.

Die Feuerwache befand sich westlich des Lagers und der Tischlerei. Das Gebäude wurde 1937 ebenfalls nach einem Entwurf des Architekten Curt von Brocke errichtet. Es war ein fünfgeschossiger Stahlbetonbau mit einem Keller und einem Steigerturm in der Nordwestecke des Gebäudes. Auch dieses Gebäude hatte eine rote Klinkerverblendung und ein Walmdach. Die vier Tore befanden sich an der Nordseite, sind aber heute nicht mehr verhalten.

Im östlichen Werksbereich in der Nähe des Westrings befand sich eine dreischiffige Presshalle (Liebknechtstraße 65). Das Gebäude entstand nach Plänen der Architekten Max Behrendt aus Magdeburg und Paul Ranft aus Leipzig als roter Ziegelbau mit Eisenfachwerk während des Fabrikneubaus 1915 und wurde 1928 fertiggestellt.

Zum Werk II gehörten auch zwei so genannte Beamtenwohnhäuser (Westring 50 und 56). Diese wurden 1916 nach Plänen von Max Behrendt und 1924 nis 1925 nach Plänen von Bruno Buch errichtet.

Die Gesamtanlage der ehem. Firma Polte gilt als ein sehr eindrucksvolles Ensemble der Industriearchitektur der 1920er Jahre.[4]

Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Liebknechtstraße eine Gedenkstätte für das KZ-Außenlager Polte-Magdeburg für die Opfer in den beiden KZ-Außenlagern der Magdeburger Polte-Werke errichtet.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 393 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Armaturen- und Maschinenfabrik Polte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. 03. 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt (Memento des Originals vom 11. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/padoka.landtag.sachsen-anhalt.de
  2. Vor 50 Jahren wurde Polte gegründet. Jubiläum der angesehenen Magdeburger Maschinenfabrik. Mit 23 Arbeitern wurde begonnen. In: Magdeburgische Zeitung vom 6./7. April 1925, 7. Beilage / Nr. 177 (176) (zitiert nach: Martin Nathusius; Die Magdeburger Linie. …, siehe Literaturverzeichnis (S. 103))
  3. Der spätere Geschäftsführer der Polte-Werke, Martin Nathusius, bezeichnete rückblickend die verbliebenen 250 Mitarbeiter als „Aufräumungskommando“. – Martin Nathusius: Die wirtschaftliche Struktur des Gaugebietes Magdeburg-Anhalt. (= Magdeburger Kultur- und Wirtschaftsleben. Nr. 8.) Magdeburg 1936, S. 16.
  4. Armaturen- und Maschinenfabrik Polte (Memento des Originals vom 9. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/denkmalverzeichnis.magdeburg.de, Denkmalverzeichnis Stadt Magdeburg, abgerufen am 9. Oktober 2018
  5. Gem. Reinhard Jacobs: Terror unterm Hakenkreuz – Orte des Erinnerns in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Studie im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung, Berlin 2001, S. 39. (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF; 394 kB)

Koordinaten: 52° 7′ 18,8″ N, 11° 36′ 11,7″ O