Augustiner-Chorherrenstift Salzwedel

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Heilig-Geist-Kirche Salzwedel, Chor der einstigen Spitalkirche

Das Stift zum Hl. Geist vor Salzwedel war ein Stift der Augustiner-Chorherren. Es lag in dem der Altstadt Salzwedel vorgelagerten Vorort Perwer im heutigen Sachsen-Anhalt und unterstand dem Bistum Verden. Der einzige erhaltene Bauteil ist der Chor der ehemaligen Klosterkirche, ein Bauwerk der Backsteingotik vor der Mitte des 15. Jahrhunderts.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stift geht auf eine Stiftung der Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg zurück. Diese gründeten 1247 auf Bitten ihrer Mutter Mechthild und ihrer Ehefrauen Sophia von Dänemark und Beatrix von Böhmen ein Hospital auf dem Perwer vor der Altstadt Salzwedels. In einer Bulle von 1260 bestätigte Papst Alexander IV. das Hospital und besetzte es mit den Augustiner-Chorherren. Das Hospital existierte wahrscheinlich bis ins 15. Jahrhundert, als es in ein Beginenhaus umgewandelt wurde.

1470 wurde im Stift die Windesheimer Reform eingeführt. Mit der Verpfändung der Stiftsgüter an Franz von Bartensleben im Jahr 1540 wurde das Stift zum Hl. Geist vor Salzwedel aufgehoben.[1]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche originelle gotische Zentralbau über kreisförmigem Grundriss mit 20 m Durchmesser aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts wurde im Spätmittelalter umgebaut. Einst erhob sich über dem engen Mittelteil ein darauf sitzender Turm; dieser war umgeben von einem weiten Umgang. Das Bauwerk wurde nach Verfall im Jahr 1792 abgebrochen; als einziger Rest davon ist der vor der Mitte des 15. Jahrhunderts südöstlich angefügte einschiffige Chor erhalten, ein dreijochiger Backsteinbau mit 510-Schluss. Das Bauwerk hat abgetreppte Strebepfeiler, die Fenster sind mit einfachen konischen Gewänden und dreiteiligem Lanzettstabwerk versehen. Die Nordwestseite wurde 1878 fassadenartig gestaltet, mit massivem Glockenträger auf dem Giebel. Reststücke der Umfassungsmauern des Zentralbaus wurden als Strebepfeiler einbezogen; im südlichen Strebepfeiler ist ein vermauertes Lanzettfenster des 13. Jahrhunderts erhalten. Im Innern sind Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen auf Kopfkonsolen aus Stuck eingezogen. Die Sockelzone des Polygons ist mit Stichbogennischen gestaltet.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausstattungsstücke der Kirche sind heute auf die Kirchen St. Georg, St. Lorenz und im Danneil-Museum sowie in der Kirche von Jeggeleben verteilt. Im Jahr 2012 erhielt das Bauwerk ein neues Geläut.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark. Geschichte – Architektur – Ausstattung. (Kirchen im ländlichen Raum, Bd. 9), Berlin 2021, S. 478–483.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 808.
  • Nathalie Kruppa, Joachim Stephan, Peter Knüvener: Salzwedel Augustiner-Chorherren. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. (Brandenburgische historische Studien, Bd. 14). Bd. 2, S. 1055–1066.
  • Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Havelberg 2012, S. 406 f.
  • Alfred Wendehorst, Stefan Benz: Verzeichnis der Stifte der Augustiner-Chorherren und -Chorfrauen. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 56 (1996), S. 84.

Archiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heiliggeistkirche, Salzwedel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nathalie Kruppa, Joachim Stephan, Peter Knüvener: Salzwedel Augustiner-Chorherren. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band 2. Berlin 2007, S. 1055–1066.
  2. Nach 70 Jahren Stille Glockenklang in Heilig Geist. Bericht der Volksstimme vom 28. August 2012

Koordinaten: 52° 50′ 46,3″ N, 11° 9′ 38,1″ O