Aurorakinasen

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Aurorakinasen sind Enzyme aus der Familie der Serin/Threonin-Proteinkinasen. Sie spielen beim Zellwachstum eine wichtige Rolle. In der Onkologie sind die Aurorakinasen potentielle Targets für die Entwicklung neuer Arzneistoffe zur Therapie von Krebserkrankungen. Die für die Enzyme codierenden Gene werden zu den Onkogenen gerechnet.

Funktion und Vorkommen beim Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im menschlichen Genom finden sich – wie bei allen Säugetieren – drei verschiedene Aurorakinasen. Alle drei Aurorakinasen sind an mehreren biologischen Zellprozessen beteiligt. Dazu gehören vor allem die Zellteilung (Zytokinese) und die Segregation der Chromosomen.[1]

Aurorakinase A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das für die Aurorakinase A (auch Aurora-2 genannt) codierende AURKA-Gen befindet sich beim Menschen auf Chromosom 20 Genlocus q13. Das Genprodukt besteht aus 403 Aminosäuren.[2] Aurora A ist unmittelbar in Bildung der Mikrotubuli und die Stabilisierung der Spindelpole während der Chromosomensegregation involviert. Folglich findet es sich innerhalb der Zellen am Zentrosom, wenn sich die Zelle in der Interphase des Zellzyklusses befindet und im Fall der Mitose an den Spindelpolen. Auf Chromosom 1 des Menschen befindet sich ein Pseudogen von AURAKA und auf Chromosom 10 ein nicht prozessiertes Pseudogen.[3][4][5]

Aurorakinase A ist in vielen humanen Mammakarzinomen überexprimiert.[1]

Aurorakinase B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aurorakinase B (auch Aurora-1 genannt) wird vom AURKB-Gen codiert. Es befindet sich beim Menschen auf Chromosom 17 Genlocus p13.1. Das Genprodukt besteht aus 371 Aminosäuren.[6] Es befindet sich in der Zelle bei den Mikrotubuli, speziell an den Kinetochor-Mikrotubuli.[7]

Aurorakinase C[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aurorakinase C ist ein so genanntes Chromosomal-Passenger-Protein, das vom AURKC-Gen codiert wird. Dieses Gen befindet sich beim Menschen auf Chromosom 19 Genlocus q13.43. Das Genprodukt besteht aus 275 Aminosäuren[8] und bildet mit Aurorakinase B sowie dem Inner Centromer Protein (INCEP) Komplexe. Aurorakinase C organisiert wahrscheinlich während der Mitose die Mikrotubuli.[9] Wie die beiden anderen Aurorakinasen auch ist AURA bei einer Reihe von Tumorerkrankungen überexprimiert.[10]

Andere Organismen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einfacheren Organismen wie beispielsweise Fröschen, Fruchtfliegen und Nematoden fehlt Aurorakinase C.[1]

Aurorakinasen als therapeutisches Target[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei humanen Aurorakinasen sind bei einer Vielzahl von Krebserkrankungen in den Tumorzellen überexprimiert. Sie sind deshalb für die Therapie maligner Tumoren ein aussichtsreiches Target. In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Aurorakinase-Inhibitoren entwickelt, die sich derzeit (Stand November 2009) noch in der klinischen Erprobung (Phase I und II) befinden. Bisher ist noch kein Aurorakinase-Inhibitor als Arzneimittel zugelassen.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aurorakinasen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c V. M. Bolanos-Garcia: Aurora kinases. In: Int J Biochem Cell Biol 37, 2005, S. 1572–1577, PMID 15896667.
  2. NCBI (Entrez Protein): aurora kinase A (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009.
  3. Entrez Gene des NCBI: AURKA aurora kinase A (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009
  4. Protein Data Bank: Aurora-2.Abgerufen am 9. April 2023
  5. M. A. Lampson u. a.: Correcting improper chromosome-spindle attachments during cell division. In: Nat Cell Biol 6, 2004, S. 232–237, PMID 14767480.
  6. NCBI (Entrez Protein): AURKB protein (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009
  7. Entrez Gene des NCBI: AURKB aurora kinase B (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009.
  8. NCBI (Entrez Protein): AURKC protein (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009.
  9. Entrez Gene des NCBI: AURKC aurora kinase C (Homo sapiens). Abgerufen am 10. November 2009.
  10. H. Katayama u. a.: The Aurora kinases: role in cell transformation and tumorigenesis. In: Cancer Metastasis Rev 22, 2004, S. 451–464. doi:10.1023/A:1023789416385 PMID 12884918.
  11. O. Gautschi u. a.: Aurora kinases as anticancer drug targets. In: Clin Cancer Res 14, 2008, S. 1639–1948, PMID 18347165.

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reviews[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fachartikel im Open Access[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]