Bürohausgesellschaft

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Die Bürohausgesellschaft, auch in der Schreibweise Bureauhausgesellschaft, war eine als Gesellschaft mit beschränkter Haftung organisierte Immobiliengesellschaft der Stadt Düsseldorf. In den Jahren 1921 bis 1935 diente sie ihr in öffentlich-privater Partnerschaft als privatrechtliches Instrument der Bau- und Stadtentwicklungspolitik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Leitung des Verwaltungsjuristen Carl Christian Schmid,[1] der unter der Ägide des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Emil Köttgen am 12. Januar 1920 das Amt eines Bürgermeisters angetreten hatte und als solcher für die Entwicklung städtischer Liegenschaften verantwortlich war, gründeten die Stadt Düsseldorf und die Rheinische Bahngesellschaft die Bürohausgesellschaft m. b. H. mit Sitz in Düsseldorf. An ihrem Stammkapital von 100.000 Mark hielt die Stadt Düsseldorf anfangs 99 Prozent, die Rheinische Bahngesellschaft 1 Prozent.[2][3] Im Juli 1921 begann die Gesellschaft ihre Tätigkeit, zu einem Zeitpunkt, „an dem die Unternehmungslust (im Baugewerbe) dem Nullpunkt nahe war“.[4] Zu ihrem Direktor und Vorstandsmitglied wurde 1921 der Regierungsbaumeister Robert Meyer berufen.[5][6]

Industriehaus Düsseldorf

Ihre namensgebende erste Aufgabe bestand zunächst darin, drei Bürohäuser an städtebaulich markanten Standorten der Stadt zu entwickeln: das Industriehaus Düsseldorf am Bahnhof Düsseldorf Wehrhahn, das Wilhelm-Marx-Haus am Hindenburgwall und das Stummhaus neben dem Stahlhof. Im Laufe der Zeit kamen weitere Projekte hinzu, etwa die Ausführung von Ausstellungsgebäuden der GeSoLei, ferner Maßnahmen des Wohnungsbaus an Kaiserswerther Straße, Golzheimer Platz und Cecilienallee für städtische Bedienstete mit gehobenen und mittlerem Einkommen,[7][8] wenig später in industrienahen Stadtteilen auch Wohnungsbau für Mieter mit geringerem Einkommen und für Kinderreiche.[9][10] Nach dem Vorbild von „Wolkenkratzern“ US-amerikanischer Downtowns wurden die Bürohäuser als Hochhäuser konzipiert,[11] es waren die ersten in Westdeutschland.[12] Die Bauten der Gesellschaft waren vom Expressionismus, insbesondere vom Backsteinexpressionismus, und vom Neuen Bauen inspiriert. Nach Ansicht des Kunsthistorikers Jürgen Wiener war die Bürohausgesellschaft „eine Institution, die das effektivste, weil unbürokratische Instrumentarium der städtischen Baupolitik, vermutlich sogar der technischen und sozialen Modernisierung der Stadt überhaupt darstellte.“[13]

Unter veränderten stadtentwicklungspolitischen Voraussetzungen, insbesondere unter dem seit 1933 verfolgten Ziel, die Liegenschaftsverwaltung zu zentralisieren, wurde die Gesellschaft auf der Grundlage des Umwandlungsgesetzes vom 5. Juli 1934 aufgelöst und ihr Vermögen auf das Grundstücksamt der Stadt übertragen. Das Grundstücksamt wurde per Anordnung vom 4. Januar 1936 mit der Verwaltung der städtischen Wohnungen zu einem Liegenschaftsamt vereinigt.[14]

Projekte (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm-Marx-Haus
Stummhaus

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert Meyer: Wettbewerb für Entwürfe zu einem Bureauhaus in Düsseldorf. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 41 (1921), Nr. 81 (8. Oktober 1921), S. 498 ff. (Digitalisat).
  • Robert Meyer: Wettbewerb für Entwürfe zu einem Verwaltungsgebäude für den Stumm-Konzern. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 42 (1922), Nr. 5 (14. Januar 1922), S. 21 ff. (Digitalisat).
  • Bürohausgesellschaft m. b. H. Düsseldorf. In: Hans Arthur Lux: Düsseldorf. Deutsche Städtebaukunst – Wirken und Werke deutscher Selbstverwaltung. Deutsche Kunst- und Verlags-Anstalt (Wilhelm Wallmichrath), Düsseldorf 1925, S. 447 (Weidlich Reprints, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-8035-1080-5).
  • Theodor Huneke: Wohnungsbauten der Bürohausgesellschaft m. b. H. Düsseldorf. In: Baukunst am Niederrhein, 1 (1926), Heft 2, S. 5–11.
  • Nikolaus Knopp: Kleinwohnungen von der Bürohausgesellschaft m. b. H., Düsseldorf. In: Baukunst am Niederrhein, 1 (1926), Heft 2, S. 5, 10 ff.
  • Robert Meyer: Industriebauten Düsseldorfs. In: Jan Wellem, 2 (1927), S. 294 ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf. Triltsch, Düsseldorf 1976, S. 158
  2. Brigitte Ingeborg Schlüter: Verwaltungsbauten der rheinisch-westfälischen Stahlindustrie 1900–1930. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn 1991, S. 379
  3. Klemens Klemmer: Jacob Koerfer (1875–1930). Ein Architekt zwischen Tradition und Moderne. Scaneg, München 1987, S. 135
  4. Hans Arthur Lux: Düsseldorf. Düsseldorf 1925, S. 76. Zitiert nach: Holger Rescher: Backsteinarchitektur der 1920er Jahre in Düsseldorf. Dissertation, Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Bonn 2001, S. 69 (PDF)
  5. Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst. 1926, S. 200
  6. Mesch – Mezger, Webseite im Portal kmkbuecholdt.de, abgerufen am 13. September 2022
  7. Die Bürohausgesellschaft m. b. H. In: Verwaltungsbericht der Stadt Düsseldorf für den Zeitraum 1. April 1922 bis 31. März 1925. Düsseldorf 1926, S. 328 (Digitalisat)
  8. Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band: Nordrhein-Westfalen I. Rheinland. Deutscher Kunstverlag, 2005, S. 306
  9. Ben Lieberman: From Recovery to Catastrophe. Municipal Stabilization and Political Crisis in Weimar Germany. Berghahn Books, New York 1998, ISBN 1-57181-104-4, S. 42 (Google Books)
  10. Ulrich Krempel (Hrsg.): Am Anfang: Das Junge Rheinland. Zur Kunst- und Zeitgeschichte einer Region, 1918–1945. Städtische Kunsthalle Düsseldorf, Claassen, Düsseldorf 1985, ISBN 978-3-546-47771-0, S. 140
  11. Robert Meyer: Wettbewerb für Entwürfe zu einem Bureauhaus in Düsseldorf. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 41 (1921), Nr. 81 (8. Oktober 1921), S. 498 (Digitalisat)
  12. Kurt Schmidt: Zwischen planerischem Willen und Investorenwünschen. Hochhausentwicklung in Düsseldorf. In: Marianne Rodenstein (Hrsg.): Hochhäuser in Deutschland. Zukunft oder Ruin der Städte? Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-8348-1636-8, S. 139 (Google Books)
  13. Jürgen Wiener: Die Gesolei und die Düsseldorfer Architektur der 20er Jahre. Bachem, Köln 2001, S. 18
  14. Amt 58: Liegenschaftsverwaltung. In: Verwaltungs-Bericht der Stadt Düsseldorf für den Zeitraum vom 1. April 1933 bis 31. März 1936. Düsseldorf 1937, S. 345 (Digitalisat)
  15. Velhagen & Klasings Monatshefte, Band 41 (1927), Heft 1, S. 122
  16. Paul Ernst Wentz: Architekturführer Düsseldorf. Ein Führer zu 95 ausgewählten Bauten. Droste, Düsseldorf 1975, S. 5
  17. Theodor Huneke: Die Schnellenburg in Düsseldorf im alten und neuen Gewande. In: Baukunst am Niederrhein, 2 (1927), Heft 4, S. 5–15
  18. Vorhandene Bebauung III: Die Schnellenburg, Webseite im Portal schaffendesvolk1937.de, abgerufen am 14. September 2022