Bahnhof Gladenbach

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Gladenbach
Daten
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise zuletzt 2
Abkürzung FGDB[1]
Eröffnung 12. Mai 1894
Auflassung November 2006
Lage
Stadt/Gemeinde Gladenbach
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 45′ 24″ N, 8° 34′ 58″ OKoordinaten: 50° 45′ 24″ N, 8° 34′ 58″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Gladenbach
Bahnhöfe in Hessen
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Der Bahnhof Gladenbach war der Bahnhof der Stadt Gladenbach im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Er wurde am 12. Mai 1894 eröffnet, als der Streckenabschnitt NiederwalgernWeidenhausen der Aar-Salzböde-Bahn in Betrieb genommen wurde. Die Strecke und damit auch der Bahnhof ist seit 2006 stillgelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

628 330-3 in Gladenbach (Mai 1995)

Der Bahnhof Gladenbach wurde am 12. Mai 1894 mit dem ersten Teilstück der Aar-Salzböde-Bahn Niederwalgern–Gladenbach–Herborn von Niederwalgern bis nach Weidenhausen in Betrieb genommen. Die Eröffnung des zweiten Abschnittes zwischen Weidenhausen und Hartenrod erfolgte sieben Jahre später am 15. Juli 1901, bis zum Streckenende in Herborn konnte ab dem 1. August 1902 gefahren werden.

Am 1. Januar 1992 wurde der Güterverkehr, am 27. Mai 1995 auch der Personenverkehr auf dem Abschnitt Niederwalgern–Hartenrod eingestellt. Im November 2006 wurde die gesamte Strecke stillgelegt und nach und nach abgebaut.

Im Jahr 2003 gab es die Diskussion, den Streckenabschnitt Niederwalgern–Hartenrod für den Personennahverkehr zu reaktivieren.[3] Im November 2006 begann die DB damit, die verbliebene Strecke nach und nach abzubauen. Seit 2018 läuft wieder eine Diskussion über eine Reaktivierung für den Streckenabschnitt Niederwalgern–Hartenrod (siehe Aar-Salzböde-Bahn#Mögliche Reaktivierung). Eine Vorstudie sieht vor den städtischen Busbahnhof zum Bahnhof zu verlegen, um einen Verknüpfungspunkt mit der Bahn zu schaffen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Gladenbach war Betriebsmittelpunkt der Aar-Salzböde-Bahn und lag rund 32 Streckenkilometer von Herborn und rund 11 Streckenkilometer von Niederwalgern entfernt.

Im Bereich der Stadt Gladenbach liegt der Bahnhof am südlichen Stadtrand am Ende der Bahnhofstraße. Etwa 300 m weiter westlich in Fahrtrichtung Herborn befand sich ein Gleisanschluss der WESO-Aurorahütte GmbH.

Bahnanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als größter Unterwegsbahnhof besaß der Bahnhof auch ein stattliches Empfangsgebäude mit auf der Westseite angebautem Güterschuppen. In dem diesem gegenüberliegenden Flügel des Gebäudes befand sich eine Bahnhofsgaststätte, die bis in das Jahr 1984 betrieben wurde. Danach gelang eine erneute Verpachtung nicht mehr.[4] Das heute leerstehende Gebäude wurde nach der Einstellung des Gesamtverkehrs im Jahr 1995 noch bis in das Jahr 1998 genutzt, seitdem steht es leer. Die Stadt Gladenbach erwarb das Gebäude und das Bahnhofsareal im Jahr 2012 für 285.000 Euro.[5] Im Jahr 2020 gibt es Überlegungen, in dem Gebäude mit dem umliegenden Grundstück eine Kinderbetreuung einzurichten.[6] Das Empfangsgebäude mit der Adresse Bahnhofstraße 77 steht unter Denkmalschutz.[7]

Lokschuppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Gladenbach besaß einen Lokschuppen mit zwei Schuppengleisen. Dieser war noch in den 1950er Jahren als Lokomotivbahnhof eine Außenstelle des Bahnbetriebswerks Dillenburg. Eingesetzt wurden von dort aus Lokomotiven der Baureihen 50, 55 sowie täglich bis zu sechs Lokomotiven der Baureihe 93, wobei vier bis fünf Lokomotiven dieser drei Baureihen dem Lokbahnhof Gladenbach zugeordnet waren.[8] Ab dem Fahrplanjahr 1956 kamen im Personenverkehr auch Schienenbusse des Bahnbetriebswerks Gießen zum Einsatz. Die Auflösung der Außenstelle des Bw Dillenburg erfolgte zum 8. November 1971.[9]

Seit vielen Jahren gehört der Lokschuppen einem privaten Unternehmen.

Gleise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Gladenbach besaß in seinen Anfangsjahren fünf Gleise, im größten Ausbauzustand weisen die Pläne neun Gleise und 15 Weichen auf, von denen sechs von dem im Vorbau des Empfangsgebäudes untergebrachten Stellwerk Gf (Bauart AEG, Baujahr 1913) bedient wurden[10]. Die Gleise 1 bis 3 waren Bahnsteiggleise und besaßen Bahnsteige mit einer Länge von 74 m (Gleis 1 am Empfangsgebäude) bzw. jeweils 200 m (Gleise 2 und 3). Gleis 4 war ein beidseitig angebundenes Abstellgleis auf der südlichen Seite. Auf der nördlichen Seite lagen westlich des Empfangsgebäudes die Gleise 5 (Aufstellgleis) und 6 (Ladegleis mit 134 m Nutzlänge an der 122 m langen Ladestraße). Die Gleise 7 und 8 waren die Schuppengleise, Gleis 9 umfuhr den Lokschuppen nördlich, an ihm lagen der Kohlebansen und weitere Lagerplätze; seitdem in den 1970er-Jahren die Anbindung der Gleise 6 und 9 verändert wurde, diente es als Ausziehgleis, über das das Ladegleis 6 angefahren werden musste. In den letzten Betriebsjahren wurde die Zahl der befahrbaren Gleise auf drei reduziert, davon waren nur noch zwei Bahnsteiggleise, das dritte Gleis (das ehemalige Gleis 4) wurde verkürzt und diente als Abstellgleis für übernachtende Zuggarnituren.

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Bahnhof befand sich die Bushaltestelle Gladenbach Bahnhof, die jedoch nur selten angefahren wurde. Insbesondere einzelne Verbindungen der Bus-Kursbuchstrecke 5345 endeten und begannen hier, die Busse übernachteten im ehemaligen Lokschuppen. Eine Verknüpfung zwischen Bahn- und Busverkehr hat es am Gladenbacher Bahnhof zu keiner Zeit gegeben. (Die Haltestelle Gladenbach Busbahnhof liegt in der Stadtmitte, etwa 1,7 km vom Bahnhof entfernt.)

Bedienungsangebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Züge der Aar-Salzböde-Bahn verkehrten in keinem festen Takt. Sie fuhren von Herborn über Hartenrod und Gladenbach nach Niederwalgern, einzelne Züge weiter nach Marburg und zurück, teilweise ohne Zwischenhalte. Auf der Gegenseite war eine Reihe von Zügen nach Dillenburg durchgebunden, in einzelnen Epochen gab es ungewöhnliche Zugläufe, wie z. B. die Durchbindung eines Zugpaares über Herbon hinaus nach Sinn,[11] Wetzlar oder Gießen. Zum Ende des Bahnbetriebs war das Angebot stark eingeschränkt, an Samstagnmachmittagen ab 13.30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen wurde der Betrieb komplett durch Busse ersetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Urs Kramer: Nebenbahn Niederwalgern–Herborn: Schienenstrang durch das Bergland zwischen Lahn und Dill. Verlag Bleiweis, Schweinfurt 1994, ISBN 3-928786-29-6.
  • Markus Hemberger: Erinnerungen an die Aar-Salzböde-Bahn. Eigenverlag, Lohra, 2006

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ehemaliger Bahnhof Gladenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Abkürzung
  2. Bestandsaufnahme stillgelegte Schienenstrecken für den Personenverkehr in Hessen, Hessen mobil, Stand 30. Juni 2016, S. 34 (abgerufen am 13. Januar 2019)
  3. Kramer, Nebenbahn Niederwalgern–Herborn: Schienenstrang durch das Bergland zwischen Lahn und Dill. Schweinfurt, 1994, S. 44.
  4. Artikel über geplante Vermarktung des Bahnhofsareals Gladenbach, abgerufen am 11. Mai 2021.
  5. Artikel über geplante Verwendung des Bahnhofsgebäudes, abgerufen am 11. Mai 2021.
  6. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6
  7. Kramer, Nebenbahn Niederwalgern–Herborn: Schienenstrang durch das Bergland zwischen Lahn und Dill. Schweinfurt, 1994, S. 32.
  8. Kramer, Nebenbahn Niederwalgern–Herborn: Schienenstrang durch das Bergland zwischen Lahn und Dill. Schweinfurt, 1994, S. 40.
  9. Plan der „Signalanlagen Bf Gladenbach Befstw. „Gf“, Lageplan und Verschlußtafel“, Stand 24. Januar 1979
  10. z. B. im Jahresfahrplan 1943 das Zugpaar W3370/W3373