Bahnstrecke Bad Kreuznach–Winterburg

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Bad Kreuznach–Winterburg
Zug der Kleinbahn auf dem Holzmarkt in Bad Kreuznach 1906
Zug der Kleinbahn auf dem Holzmarkt in Bad Kreuznach 1906
Streckenlänge:20,5 km
Spurweite:750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 14 
Höchstgeschwindigkeit:25 km/h
Zweigleisigkeit:nein
0,0 Umladebahnhof
0,5 Bad Kreuznach Güterbahnhof bis 1908: Stadtbahnhof
1,1 Bad Kreuznach Eisenbahnbrücke
1,6 Bad Kreuznach Stadthaus
2,0
0,0
Bad Kreuznach Holzmarkt
0,7 Bad Kreuznach Weinbauschule ehemals: Neumorgen
0,9 Bad Kreuznach Kleinbahnhof
1,5 Bahnstrecke Bad Kreuznach–Wallhausen
1,9 Lohrer-Mühle
Gräfenbach
3,4 Rüdesheim (Kreis Kreuznach)
6,4 Weinsheim (Kreis Kreuznach)
9,3 Brauchsmühle (Waldböckelheim)
9,9 Sponheim
11,0 Burgsponheim
14,3 Bockenau
Bockenau-Steinbruch[1]
17,2
0,0
Daubacher Brücke
2,5 Tongruben bei Allenfeld
18,5 Winterburg

Die Bahnstrecke Bad Kreuznach–Winterburg war eine schmalspurige Bahnstrecke von Bad Kreuznach nach Winterburg, die von 1896 bis 1936 betrieben wurde.

Technische Parameter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke bildete zusammen mit der von ihr am Gleisdreieck Lohrer Mühle abzweigenden Bahnstrecke Bad Kreuznach–Wallhausen das Streckennetz der Kreuznacher Kleinbahnen. Die Spurweite betrug 750 mm[Anm. 1], die maximale Steigung 12 ‰.[2] In Bad Kreuznach lagen die Gleise, ähnlich denen der Kreuznacher Straßenbahn, mit denen sie sich kreuzten, im Straßenplanum. Außerhalb der Stadt führte die Strecke durch das Tal des Ellerbachs.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Baugenehmigung erteilte die Regierung Koblenz am 1.[3] oder 10.[4] Mai 1895, eröffnet wurde die Strecke am 3. August 1896.[5] Der Güterverkehr wurde am 7. September 1896 aufgenommen.[6] Am 4. Februar 1902 wurde eine nur im Güterverkehr betriebene, 2,5 km lange Anschlussstrecke vom Haltepunkt Daubacher Brücke zu den Tongruben bei Allenfeld eröffnet[7], die eine Steigung von 19 ‰ aufwies.[2] Diese Anschlussstrecke wurde bereits 1918, als die Ausbeute der Tongruben nachließ, aufgegeben und abgebaut.[8]

1909[9] und erneut 1921[10] wurde die Elektrifizierung der Strecke erwogen, jedoch nicht durchgeführt.[10] Die einsetzende Wirtschaftskrise der Inflationszeit traf die Bahn hart, und nur noch zwei Zugpaare pro Tag befuhren die Strecke. Eine weitere Bedrohung für den Bestand der Bahn war der Aufschwung des Straßenverkehrs. Im Sommer 1934, bis zur Einstellung des Betriebs, verkehrten immerhin täglich wieder fünf Zugpaare auf der Strecke.

Am 31. Juli 1936 war der letzte Betriebstag der Kreuznacher Kleinbahnen, die am folgenden Tag stillgelegt wurden. Die offizielle Abschiedsfahrt der Kreuznacher Kleinbahnen fand auf dieser Strecke statt. Den Verkehr stellten von da ab vier Omnibusse und ein Lastkraftwagen der Deutschen Reichsbahn sicher.[11] Die Strecke wurde unmittelbar danach zurückgebaut.[12]

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fahrzeit von Bad Kreuznach nach Winterburg betrug etwa eine Stunde. Die Züge boten anfangs die 2. und 3. Klasse, einige Züge zusätzlich noch die 4. Klasse.[13]

Güterverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frachten mussten von der und auf die normalspurige Staatsbahn im Güterbahnhof von Bad Kreuznach umgeladen werden. Die Beförderung normalspuriger Güterwagen auf Rollböcken war möglich.[14] Güterabfertigungen hatten die Stationen Bad Kreuznach, Rüdesheim, Weinsheim, Sponheim, Bockenau und Winterburg.[6] Wegen der eingesetzten relativ leistungsschwachen Lokomotiven musste bei schweren Zügen in der Steigung vor Winterburg eine Schiebelokomotive eingesetzt werden.[15]

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Dezember 1899 entfernten sich Lokomotiv- und Zugführer auf dem Bahnhof Bockenau vorschriftswidrig von der Dampflokomotive, um in der Bahnhofswirtschaft ein Glas Wein zu trinken, das ihnen ein Fahrgast angeboten hatte. Währenddessen öffnete ein Unbekannter den Regulator der Maschine. Die Bahn setzte sich laut ratternd in Bewegung, die entsetzten Fahrgäste sprangen ab. Der Zug fuhr derweil in Richtung Bad Kreuznach, wobei das Gefälle hinter Bockenau 12 Promille betrug. Erst zwischen Weinsheim und Rüdesheim blieb der Geisterzug stehen, weil ihm glücklicherweise der Dampf ausgegangen war[16].

1906 geriet ein beladener Güterzug im Gefälle der Zweigstrecke von den Tongruben bei Allenfeld zum Haltepunkt Daubacher Brücke bei nassem Wetter außer Kontrolle und konnte nicht mehr gebremst werden. In einer Kurve entgleiste der Zug, die Lokomotive stürzte um. Lokomotivführer und ein Bremser konnten zuvor abspringen, der Heizer kam ums Leben.[17] In den Gefällestrecken ereigneten sich weitere Vorfälle mit entlaufenen Wagen, wobei meist nur Sachschaden entstand.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Brumm: Die Kreiznacher Kleenbahn 1896–1936. Ein ausführlicher Bericht über Planung Bau und Betrieb der Kreis Kreuznacher Kleinbahnen Bad Kreuznach – Winterburg Bad Kreuznach – Wallhausen [!]. Bad Kreuznach 1977.
  • Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen – Band 1: Rheinland-Pfalz/Saarland. EK Verlag, Freiburg 1989, ISBN 3-88255-651-X

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolff gibt zwar Meterspur an, Brumm erläutert aber explizit, warum diese verworfen wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl.: Brumm: Die Kreiznacher, S. 152.
  2. a b Brumm: Die Kreiznacher, S. 34.
  3. Brumm: Die Kreiznacher, S. 27.
  4. Brumm: Die Kreiznacher, S. 25.
  5. Brumm: Die Kreiznacher, S. 59.
  6. a b Brumm: Die Kreiznacher, S. 61.
  7. Brumm: Die Kreiznacher, S. 113 f.
  8. Brumm: Die Kreiznacher, S. 117.
  9. Brumm: Die Kreiznacher, S. 157.
  10. a b Brumm: Die Kreiznacher, S. 90.
  11. Wolff, S. 54.
  12. Brumm: Die Kreiznacher, S. 184.
  13. So: Brumm: Die Kreiznacher, S. 60; gem. den Angaben auf S. 81 f. gab es aber nur Wagen der 2. und 3. Klasse.
  14. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 18. Dezember 1915, Nr. 62. Bekanntmachung Nr. 819, S. 399.
  15. Brumm: Die Kreiznacher, S. 91.
  16. Hans Forster (Hrsg.): Kennzeichen KH, Stuttgart 1986, S. 62
  17. Brumm: Die Kreiznacher, S. 117.
  18. Brumm: Die Kreiznacher, S. 143, 145–147.