Bahnstrecke Bostan–Zhob

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Bostan–Zhob
Streckenlänge:292 km
Spurweite:762 mm (Schmalspur)
Breitspur von Quetta
0 Bostan 1600 m
Dreischienengleis
16 Khanai 1673 m
35 Zorghum
51 Toraghhargi 2046 m
64 Kanmehtarzai 2224 m
90 Muslimbagh (Hindubagh) 1796 m
Zaromba
117 Nasai
149 Qila Saifulla 1551 m
205 Shinkai 1474 m
234 Simzai 1474 m
253 Mina Bazar 1457 m
Badinzni
292 Zhob (Fort Sandeman) 1386 m

Quellen: [1]; Anmerkung[Anm. 1]

Die Bahnstrecke Bostan–Zhob – bekannt auch unter der Bezeichnung Zhob Valley Railway (ZVR)[2] – war eine 292 km lange[Anm. 2] schmalspurige Bahnstrecke in Pakistan, die unter britischer Kolonialherrschaft errichtet worden war und zuletzt von der Pakistanischen Eisenbahn betrieben wurde. Sie gilt als eine der längsten Bahnstrecken in der Spurweite von 762 mm[3] (2 ft 6‘‘).

Geografisch Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke war in Bostan (ca. 1600 m über dem Meeresspiegel) mit dem Breitspurnetz verbunden, von wo aus über Quetta eine Bahnverbindung in den Süden des Landes bestand. Die Trasse nutzte in ihrem östlichen Verlauf das Tal des Zhob. Um dorthin zu gelangen, musste die Strecke von Bostan aus aber zunächst eine Gebirgsschwelle überwinden. Dabei erreichte sie beim Bahnhof Kan Mehtarzai mit 2224 m über dem Meeresspiegel ihren höchsten Punkt. Sie war damit zugleich die höchstgelegene Bahnstrecke in Britisch-Indien und später in Pakistan.[2] Die Strecke endete in Zhob (bis 1976: Fort Sandeman[4]), wo die britische Kolonialmacht seit 1889 einen großen Militärstützpunkt unterhielt.[3] Zwischen den beiden Endbahnhöfen verlief die Strecke in sehr dünn besiedeltem Gebiet.[Anm. 3]

Abzweigend in Hindubagh (Muslimbagh) gab es eine Zweigstrecke nach Zaromba.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau der Bahn begann 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, durch die Baluchistan Chrome Mines Ltd., die bei Muslimbagh (bis in die 1960er Jahre: Hindubagh[4]) Chromerz förderte, das für die Rüstungsindustrie wichtig war. Die von Khanai aus vorangetriebene Strecke – bis dort reichte das Breitspur-Netz – erreichte Hindubagh 1917.[Anm. 4][3]

1921 wurden die Strecke und deren Betrieb von der North Western Railway[Anm. 5] übernommen. 1927 wurde der Abschnitt bis Qila Saifulla, 1929 der Abschnitt bis Fort Sandemann in Betrieb genommen. Eine ursprünglich geplante Verlängerung bis Bannu wurde nicht mehr gebaut.[3] 1939 wurde die Strecke von Khanai nach Bostan um 16 km mit einem Dreischienengleis verlängert und in der Folge auch der Betriebsmittelpunkt nach Bostan verlagert.[4]

Der Personenverkehr wurde 1985 eingestellt,[4] der Chromerztransport ein Jahr später. 2007/08 wurde die Strecke abgebaut, nachdem das Oberbaumaterial auf Abbruch versteigert worden war.[2] Zu diesem Zeitpunkt war aber schon viel davon gestohlen.[4]

2016 wurde vorgeschlagen, die Trasse im Zuge eines geplanten Verkehrskorridors zwischen China und Pakistan für eine Breitspur-Eisenbahn zu nutzen.[4]

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betriebsmittelpunkt war bis 1939 Khanai, anschließend Bostan. Eingesetzt wurden überwiegend Dampflokomotiven der Baureihe G (1’D1), die – zumindest in den letzten Betriebsjahren – ölgefeuert waren. Für den Transport des Chromerzes wurden Selbstentladewagen, die auf Drehgestellen liefen, eingesetzt.[4]

Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Züge betrug lediglich knapp 15 km/h. Zwischen den beiden Endbahnhöfen waren sie planmäßig etwa 18 bis 19 Stunden unterwegs, wobei in Hindubagh und Qila Saifullah etwa einstündige Aufenthalte vorgesehen waren.[2] Den Reisenden wurden auch Schlafwagen angeboten.[3] Ein durchgehender Zug verkehrte allerdings nur ein oder zwei Mal pro Woche. Weitere Fahrten wurden zwischen Bostan und Hindubagh angeboten.[2]

Die Bahn war für die Versorgung der Bewohner im Zhob-Tal wichtig. Für deren medizinische Versorgung gab es einen zweiachsigen Apotheken-Wagen.[3] Neben der Haupteinnahmequelle, der Abfuhr des Chromerzes, wurden auch die landwirtschaftlichen Produkte des Zhob-Tales mit der Bahn befördert. Das Personenverkehrsaufkommen dagegen blieb immer gering.[3]

Wegen der großen Höhe hatte die Bahn im Winter mit Schnee zu kämpfen, in dem auch schon mal ein Zug stecken blieb.[5]

Empfangsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Empfangsgebäude werden als besonders pittoresk beschrieben. Alle hatten einen angebauten achteckigen Pavillon, in dem sich der Fahrkartenschalter befand.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anthony Lambert: Bostan–Fort Sandeman (Jetzt: Zhob). In: Abgefahren. Zugreisen, die man nicht mehr machen kann. Transpress, Stuttgart 2019. ISBN 978-3-613-71592-9, S. 79–81.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Kilometerangaben entstammen der Fahrplantabelle und müssen nicht mit der Streckenkilometrierung übereinstimmen.
  2. Je nach Quelle weichen die Kilometerangaben zur Strecke und zu einzelnen Bahnhöfen leicht voneinander ab.
  3. Im Einzugsbereich der Bahn betrug nach der Volkszählung von 1901 die Einwohnerdichte drei Einwohner pro Quadratkilometer (Lambert, S. 79).
  4. Nach anderen Quellen erst: 1921 (Lambert, S. 79).
  5. In Nachfolge der North Western Railway war das die Western Railway und dann Pakistan Railway (Zhob Valley Railway).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lambert, S. 80; Zhob Valley Railway (Weblinks); Streckenfahrplan von 1959. In: Zhob Valley Railway.
  2. a b c d e f Zhob Valley Railway
  3. a b c d e f g Lambert, S. 79
  4. a b c d e f g Lambert, S. 81
  5. a b Zhob Valley Railway; Lambert, S. 79