Bahnstrecke Cecina–Volterra

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Cecina–Volterra
Triebwagen Baureihe ALn663 bei Casino di Terra
Triebwagen Baureihe ALn663 bei Casino di Terra
Strecke der Bahnstrecke Cecina–Volterra
Streckenprofil: blau: Adhäsionsabschnitte, rot: Zahnstange
Streckenlänge:37,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung:Adhäsion 1912–1958: 30 
Zahnstange 1912–1958: 100 
Zahnstangensystem:1912–1958: Strub
von Rom
281,592 Cecina 12 m s.l.m.
nach Livorno
290,123 Riparbella
297,935 Casino di Terra
nach Monterufoli (1872–1928)
304,584 Ponte Ginori
311,076 Volterra-Saline-Pomarance 72 m s.l.m.
Beginn Zahnstange (1912–1958)
Ende Zahnstange
319,121 Volterra 468 m s.l.m.
Spitzkehre

Die Bahnstrecke Cecina–Volterra ist eine 1863 eröffnete eingleisige Eisenbahnstrecke von Cecina nach Volterra-Saline-Pomarance (früher: Saline di Volterra) der Ferrovie dello Stato Italiane (FS) in der italienischen Region Toskana. Von 1912 bis 1958 führte eine Verlängerung der Strecke mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb von Saline di Volterra zur Stadt Volterra.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zug auf dem Zahnstangenabschnitt unterhalb Volterra um 1920. Im Hinter­grund die Medici-Festung, weiter unten der Bahnhof mit einständiger Lok­remise (links), zwei gedeckten Güter­wagen und Güterschuppen (rechts, teilweise verdeckt)
Spitzkehre kurz vor Volterra

Der Bau der Bahnstrecke Cecina–Saline di Volterra begann 1860, kurz nachdem die Herrschaft des Großherzogtums Toskana zusammenbrach und eine provisorische toskanische Regierung die Macht übernahm. Als am 20. Oktober 1863 die Bahnstrecke Cecina–Saline di Volterra eingeweiht wurde, war die Toskana bereits ein Teil des Königreichs Italien. Die als Adhäsionsbahn betriebene Bahnstrecke war insbesondere für die verschiedenen lokalen Bergbau- und Industriebetriebe von Bedeutung. Von 1872 bis 1928 war der Braunkohletagebau von Monterufoli über ein 17 Kilometer langes Gleis mit der Station Casino di Terra verbunden.

Die auf einem Bergrücken gelegene Stadt Volterra wurde jedoch von der Bahnstrecke nicht direkt erschlossen. Dank dem Interesse des Prinzen Piero Ginori Conti wurde eine Verbindung der Stadt mit Saline di Volterra finanzierbar. Im Sommer 1909 begannen die Bauarbeiten des 8465 Meter langen Streckenabschnitts, wovon 3719 Meter mit einer konstanten Steigung von 100 ‰ mit Zahnstange System Strub ausgestattet wurden. Unmittelbar vor Volterra war eine Spitzkehre notwendig, um eine Kurve mit weniger als 100 Metern Radius zu verhindern. Die Kilometrierung der Strecke hatte ihren Ausgangspunkt im Bahnhof Roma Termini. Am 15. September 1912 konnte das Teilstück eröffnet werden.

Für die Zugförderung auf dem Zahnstangenabschnitt wurden von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur Lokomotiven vier dreiachsige Lokomotiven mit getrenntem Adhäsions- und Zahnradantrieb System Winterthur beschafft. Diese als Baureihe 980 bezeichneten Maschinen waren in der Lage, eine Nutzlast von 70 Tonnen auf 100 ‰ Steigung mit der Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h zu befördern. Die anfänglich aus normalen Wagen gebildeten Züge wurden in Saline di Volterra umbespannt und die aus Cecina kommende Adhäsionslokomotive wurde durch eine Zahnradbahnlokomotive der Baureihe 980 ersetzt. Ab 1921 wurden die Züge zwischen Saline und Volterra mit Wagen des Typs CDUz oder BCDUz gebildet, die mit Zahnradbremse ausgestattet waren, und die Fahrgäste hatten in Saline umzusteigen. Um ein Entrollen der Wagen zu vermeiden, wurden die Züge bei der Bergfahrt geschoben. Die Lokomotive war zwischen Saline und der Spitzkehre auf der Talseite des Zuges eingereiht. Wegen des Wendens in der Spitzkehre erreichten die Züge Volterra jedoch mit der Lokomotive an der Zugspitze.

Der Verkehr entwickelte sich in den ersten Jahren sehr gut. Im Güterverkehr wurden vor allem Alabaster, Holz, Kohle und Kunstdünger transportiert, im Personenverkehr kamen Gefangenentransporte zu der als Staatsgefängnis dienenden Medici-Festung hinzu.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte das Aufkommen der Straßenkonkurrenz der Bahn zu schaffen. Zwischen Saline und Volterra betrug die Fahrzeit auf der Straße fünfzehn Minuten gegenüber einer Dreiviertelstunde mit der inzwischen veralteten Zahnradbahn. Zudem war das Umsteigen in Saline unattraktiv. Am 12. November 1958 wurde der Betrieb zwischen Saline und Volterra eingestellt, wodurch sich dann auch der Personenverkehrs auf dem verbliebenen Teilstück Cecina–Saline verringerte.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triebwagen ALn 663.1183 in Volterra-Saline-Pomarance

Die Bahnstrecke wird an Arbeitstagen von vier Regionalzugpaaren bedient, Güterverkehr findet nicht mehr statt. Die Stationen wurden in Haltestellen umgewandelt, die Zugsicherung erfolgt durch Fahren im Ein-Zug-Betrieb.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C Vierzylinder-Verbund-Zahnrad- und Adhäsions-Tenderlokomotive Gruppe 980 der kgl. Ital. St.-B. In: Die Lokomotive, 1913, S. 34–37 (ANNO – AustriaN Newspapers Online)
  • Neri Baldi, Stefano Maggi: Un futuro per Volterra. Eine Zukunft für Volterra. In: I Treni, Nr. 206, Verlag ETR, Juli/August 1999 (italienisch)
  • Francesco P. Bianchi: La questione ferroviaria di Volterra. Die Eisenbahnfrage von Volterra. In: Rassegna Volterrana, Jahrgang 56, Arti Grafiche Pacini Mariotti, 1980 (italienisch)
  • Adriano Betti Carboncini: La ferrovia di Volterra. Die Eisenbahn von Volterra. In: I Treni Oggi, Nr. 30, Verlag ETR, Mai/Juni 1983 (italienisch)
  • Adriano Betti Carboncini: La Maremmana. Storia della ferrovia Roma–Pisa dalle origini ai giorni nostri. La Maremmana. Geschichte der Eisenbahn Rom–Pisa von ihren Anfängen bis heute. Verlag Calosci, Cortona, 1998 (italienisch)
  • Pietro Lanino: La costruzione della linea in aderenza mista Saline–Volterra. Der Bau der Linie Saline–Volterra mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb. In: Rivista Tecnica delle Ferrovie Italiane. Technisches Magazin der Italienischen Eisenbahn. Jahrgang 1, Band 1, März 1912 (italienisch)
  • Albano Maccarini: La cremagliera di Volterra. Die Zahnradbahn von Volterra. In: AmicoTreno Jahrgang 5, Nr. 1, Leonardo Periodici, Januar 1996 (italienisch)
  • Stefano Maggi: Ferrovia Cecina–Volterra. Il trasporto pubblico in un territorio isolato.  Cecina-Volterra-Bahn. Öffentliche Verkehrsmittel in einem abgelegenen Gebiet. Edizioni Nerbini, Florenz 2011 (italienisch)
  • Roberto Riu: La ferrovia a cremagliera Saline–Volterra. Die Zahnradbahn Saline–Volterra. Pisa Economica Nr. 4, 1997 (italienisch)
  • Roberto Riu. La ferrovia a cremagliera Saline–Volterra. Die Zahnradbahn Saline–Volterra. In: Microstoria, Nr. 53, Nuova Toscana Editrice, 2007 (italienisch)
  • Linea Cecina–Volterra. Tronco Volterra (Saline)–Volterra (Città). Planimetria-profilo. Linie Cecina–Volterra. Abschnitt Volterra (Saline)–Volterra (Stadt). Planprofil. Ferrovie dello Stato, Direzione Generale – Servizio Lavori, September 1919 (italienisch)
  • Fascicolo linea 96. Broschüre Linie 143. Rete Ferroviaria Italiana (italienisch)
  • Ferrovia Saline di Volterra Pomarance – Volterra. Auf: Ferrovie abbandonate, abgerufen am 1. Januar 2018 (italienisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cecina–Volterra railway – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien