Bahnstrecke Mannheim-Rheinau–Ketsch

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Mannheim-Rheinau–Ketsch
Strecke der Bahnstrecke Mannheim-Rheinau–Ketsch
Streckennummer (DB):4022[1]
Kursbuchstrecke (DB):300c (1965)
Streckenlänge:6,8 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung:
Minimaler Radius:300 m
von Mannheim
−0,960 Mannheim-Rheinau[2]
nach Karlsruhe
1,860 Mannheim-Rheinau Luftschiffwerft
2,450 Brühl (Baden)
OEG-Strecke Schwetzingen–Ketsch
5,700 Ketsch

Die Bahnstrecke Mannheim-Rheinau–Ketsch war eine Nebenbahn in Baden-Württemberg, die 1966 stillgelegt wurde.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke zweigte vom Bahnhof Mannheim-Rheinau in südlicher Richtung von der Bahnstrecke Mannheim–Rastatt ab und band die südlichen Mannheimer Vororte Ketsch und Brühl sowie später auch die Schütte-Lanz-Luftschiffwerke an der Gemarkungsgrenze von Mannheim-Rheinau und Brühl an die Eisenbahn an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stichbahn war eingleisig, nicht elektrifiziert und wurde von den Badischen Staatseisenbahnen im nördlichen Teil bis Brühl zum 1. Oktober 1905 auf Grundlage eines badischen Gesetzes vom 30. Juni 1902 eröffnet. Auf der Grundlage eines Gesetzes vom 15. Juli 1910 folgte dann zum 1. Juli 1912 der Abschnitt bis Ketsch.[3]

Den Haltepunkt „Mannheim-Rheinau Luftschiffwerft“ gab es vor dem Ersten Weltkrieg noch nicht. Als die Luftschiff-Produktion 1922 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages eingestellt werden musste, verlor die Strecke zunehmend an Bedeutung. Der Haltepunkt „Mannheim-Rheinau Luftschiffwerft“ wurde vorübergehend aufgegeben.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auf der Strecke verkehrenden Personenzüge führten ausschließlich die 3. Klasse[4], nach der Klassenreform 1954 die (neue) 2. Klasse.

Im letzten Friedensfahrplan vor dem Ersten Weltkrieg verkehrten täglich 12 Zugpaare.[5] Das war auch 1944 noch der Fall. 1955 wurde die Strecke und der inzwischen reaktivierte Haltepunkt „Mannheim-Rheinau Luftschiffwerft“ noch von fünf Zugpaaren bedient, die Verkehrsbedienung fortschreitend auf Omnibusse verlagert. 1965 fuhren täglich noch zwei Zugpaare. Zum 25. September 1966 wurde die Strecke trotz Protesten der Firma Schütte-Lanz und der beiden Gemeinden stillgelegt[6], die Gleise folgend abgebaut.

Heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ersatz für die Bahnanbindung war die zwischen Mannheim Hbf und Ketsch verkehrende Bahnbuslinie 7001. Sie ist inzwischen Teil der VRN-Linie 710 und wird vom Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) betrieben.

An die einstige Bahnstrecke erinnern heute noch die „Bahnhofstraße“ in Brühl und die „Bahnhofsanlage“ in Ketsch[6] sowie das Gebäude der ehemaligen Bahnhofsgaststätte in Brühl. Die Bushaltestelle in Ketsch am ehemaligen Bahnhof trägt noch heute den Namen Ketsch, Bahnhof.

Im Frühjahr 2022 wurde bekannt, dass eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden sei mit dem Ziel, eine Reaktivierung der Strecke zu prüfen.[7]

Wissenswert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der regional bekannte Ausspruch „Ketsch, Brühl, Antwerpen“ geht auf den Verlauf der ehemaligen Nebenbahnstrecke zurück. Antwerpen ist hier eine Verballhornung von „An den Werften“ und bezeichnet den einstigen Haltepunkt bei der Luftschiffwerft.[6][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.
  • Kursbureau des Reichs-Postamts (Hg.) : Reichs-Kursbuch. Übersicht der Eisenbahn-, Post-, und Dampfschiff-Verbindungen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweiz sowie der bedeutenderen Verbindungen der übrigen Teile Europas und der Dampfschiff-Verbindungen mit außereuropäischen Ländern. Berlin 1914. Nachdruck 1974, Tabelle 245a.
  • Wolfgang Löckel: Mannheim, hier Mannheim. Schlaglichter aus der Geschichte des Schienenverkehrs in der Quadratestadt. Ludwigshafen 2008. ISBN 978-3-934845-40-4, S. 194, 206.
  • Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985. ISBN 3-8062-0413-6, S. 28.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mitten in einer der prosperierendsten deutschen Gegenden – und doch fast vergessen: Rheinau – Ketsch. In: verkehrsrelikte.de. Archiviert vom Original am 26. Mai 2012; abgerufen am 23. April 2013.
  • Kursbuchauszug von 1944

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bestand 421 K 1: Eisenbahndirektion/Bundesbahndirektion Karlsruhe: Planrollen – Strukturansicht. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, abgerufen am 1. September 2011.
  2. Kilometrierung nach der Streckenübersichtskarte der Bundesbahndirektion Stuttgart von 1947, abgedruckt bei Löckel, S. 206.
  3. Eröffnungsdaten nach Horst-Werner Dumjahn: Handbuch der deutschen Eisenbahnstrecken: Eröffnungsdaten 1835–1935, Streckenlängen, Konzessionen, Eigentumsverhältnisse. Dumjahn, Mainz 1984, ISBN 3-921426-29-4.
  4. Kursbureau des Reichs-Postamts (Hg.) : Reichs-Kursbuch, Tabelle 247c.
  5. Kursbureau des Reichs-Postamts (Hg.) : Reichs-Kursbuch, Tabelle 247c.
  6. a b c Schwetzinger Zeitung: Der letzte Pfiff fürs „Bähnle“
  7. Gleisstrecken reaktivieren. Schwetzinger Zeitung, 21. Mai 2022, abgerufen am 28. Mai 2022.
  8. Rhein-Neckar-Industriekultur: Luftschiffwerft Schütte-Lanz in Brühl