Barbarafeier

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Feierraum einer Barbarafeier

Die Barbarafeier,[1] auch Barbarafest genannt,[2] ist eine traditionelle Feier,[3] die die Bergleute am 4. Dezember zu Ehren ihrer Berufspatronin, der heiligen Barbara, begehen.[1] Die Feier ist ein alter Weihnachtsbrauch,[3] der in vielen Bergrevieren zudem das populärste Fest der Bergleute ist.[2]

Grundlagen und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bergleute verehren schon seit mehreren hundert Jahren die heilige Barbara als ihre Berufspatronin, da sie im Bergmannsglauben unter anderem auch eine große Rolle als Spenderin reichen Bergsegens gilt.[1] Die ersten Barbarafeste[ANM 1] wurden bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefeiert.[4] In den Bergrevieren Oberschlesiens waren die Bergleute bereits seit 1861 am Barbaratag zu einem Kirchgang verpflichtet, die eigentlichen Barbarafeiern wurden erst seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts durchgeführt.[2] In den westdeutschen Montangebieten wurde diese Tradition erst relativ spät, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eingeführt.[5] Vorreiter dieser Feierlichkeit in den Kohlebergbaurevieren war das Saarland, in dem in 1930 in der Ortschaft Altenkessel erstmals für diese Region eine Barbarafeier vom dort ansässigen katholischen Bergmannsverein durchgeführt wurde.[1] Im Ruhrrevier wurden erste Feierlichkeiten zu Ehren der heiligen Barbara erst viele Jahre später[ANM 2] durchgeführt.[5] So sind hier die ersten Barbarafeste für das Jahr 1950 datiert.[1] Heute werden Barbarafeiern auch in vielen Bergbauregionen, in denen es keinen aktiven Bergbau mehr gibt, alljährlich durchgeführt.[6] Neben den Bergleuten begehen auch die Artilleristen dieses traditionelle Fest.[7]

Ablauf der Feier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Barbarafeier wird je nach Bergbauregion unterschiedlich durchgeführt.[1] In einigen Regionen beginnen die Bergleute die Feier mit einem feierlichen Aufmarsch zur Kirche.[2] Traditionell tragen die Bergleute hierfür und für die weiteren Festlichkeiten ihre Bergmannstracht.[1] In der Kirche wird dann ein gemeinsamer Gottesdienst zu Ehren der heiligen Barbara abgehalten.[4] Der Gottesdienst wird mit dem gemeinsamen Barbaragebet beendet.[1] Anschließend wird dann in einem Raum, früher nutzte man dazu die Räume des Huthauses,[2] einige Stunden in fröhlicher Gemeinschaft gefeiert.[1] Zu Beginn dieser Feierlichkeit werden in einigen Bergbauregionen an die Teilnehmer der Feier Barbarazweige verteilt, die diese nach der Feier mit nach Hause nehmen, um sie dort in ein mit Wasser gefülltes Gefäß zu stellen.[3] Während der weiteren Feierlichkeiten wird ein bescheidenes Festessen mit Brot, Brötchen und Wurst gereicht. Dazu gibt es Bier und den Bergmannsschnaps.[2] Im Laufe der Jahre hat sich die Barbarafeier in einigen Bergbauregionen gewandelt von der traditionellen Feier zur modernen Feier.[3] Diese modernen Feiern ähneln oftmals einer Betriebsfeier mit Ansprachen und Ehrungen.[6] Anschließend gibt es Tanzmusik[ANM 3] und es wird getanzt.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Gerhard Heilfurth: St. Barbara als Berufspatronin des Bergbaues. Ein Streifzug durch ihren mitteleuropäischen Verehrungsbereich. In: Verband der Vereine für Volkskunde. Helmut Dölker, Bruno Schier (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde. 53. Jahrgang, Verlag W. Kornhammer, Stuttgart 1956 / 1957, S. 2, 15, 16, 29, 42, 54–56.
  2. a b c d e f g Stefan Pioskowik: Streifzüge durch Oberschlesien. Grupa INFOMAX Katowice, Katowice 2017, ISBN 978-83-89476-58-6, S. 68–74.
  3. a b c d Bernhard Fuchs: 25 Jahre Dolina. In: Gesellschaft für Landeskunde e. V. (Hrsg.): Regensburger Beiträge zur Heimatforschung. Band 7, DOLINA Schriften, Band 1, Verlag Th. Feuerer, Kollersried 2015, ISSN 2197-1218. S. 26, 70, 86.
  4. a b Roland Schurig: Barbara-Feier Tiefer Stollen 2005. Die Einführung des Barbarafestes der Bergleute in Wasseralfingen vor 250 Jahren. In: Geschichts- und Altertumsverein Aalen e. V. (Hrsg.): AalenerJahrbuch 2006-08. Themenschwerpunkt Aalen in der Zeit des Nationalsozialismus 1934–1939, S. 365–368.
  5. a b Jens Dirksen: Oh hilf, heilige Barbara. Eine überaus grausame Legende und eine Verehrung, die im Revier der Nachkriegszeit eingeführt wurde. In: WAZ vom Dienstag den 9. Oktober 2018.
  6. a b Brigitte Strohmeier: Das Grubenunglück von Lassing. Ein Beitrag zur Katastrophenforschung, Waxmann Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-8309-3817-0, S. 19.
  7. Kurt Walter Stengert, Otto-Eberhard Zander: Die im Schutze Sankt Barbaras kommen. Die Tradition der Barbarafeiern bei der deutschen Artillerie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, De Gruyter Verlag, Oldenbourg 2016, ISBN 978-3-86464-105-3, S. 38, 125, 145.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Für die Durchführung der ersten Barbarafeier bedurfte es größerer Anstrengungen. So musste für diese Feier ein Schreiben an die Landesregierung geschickt werden, in dem um die offizielle Einführung des Barbarafestes gebeten wurde. Zudem bat man, für die Bergleute einen Verdienstausfall zu zahlen, damit sie an der Feier teilnehmen konnten und nicht arbeiten mussten. (Quelle: Roland Schurig: Barbara-Feier Tiefer Stollen 2005.)
  2. Das lag vermutlich daran, dass die Traditionen des Ruhrbergbaus unter dem Einfluss der schlesischen Bergleute, die ihr bergmännisches Brauchtum mitbrachten, erst später geprägt wurden. (Quelle: Stefan Pioskowik: Streifzüge durch Oberschlesien.)
  3. Aus der Sicht der christlichen Kirchen wurde diese Form der Feier mit Tanzvergnügen in einigen Bergbauregionen nicht gerne gesehen. (Quelle: Stefan Pioskowik: Streifzüge durch Oberschlesien.)