Bartolomeo Verona

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Bartolomeo Verona (* 1740 in Andorno; † 16. August 1813 in Berlin) war ein italienischer Dekorationsmaler und Bühnenarchitekt an der Königlichen Hofoper und am Berliner Nationaltheater sowie Architekt.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verona war ein Schüler des Turiner Malers Bernardino Gaglari, der von Friedrich II. 1771 nach Berlin geholt worden war. Verona, der vorher in Wien tätig war, kam in Begleitung Gaglaris nach Berlin. Nach Gaglaris Abreise 1773 wurde Verona dauerhaft engagiert. Er fertigte vorerst ausschließlich Dekorationen für die Oper an.[1] 1781 heiratet Verona die an der Berliner Hofoper engagierte Sopranistin Juliane Caroline Koch (* 1758 Hamburg,† Berlin 1783). Am Berliner "Königlichen Nationaltheater" (ab 1811 "Königliche Schauspiele") unter der Leitung von August Wilhelm Iffland war er für alle dort gefertigten Dekorationen verantwortlich. Laut seines mit Iffland geschlossenen Vertrages vom 8. Februar 1800 erhielt er jährlich die hohe Summe von 1600 Reichstalern.[2] Die Materialien wurden ihm kostenlos bereitgestellt. Im neuen, von Carl Gotthard Langhans erbauten und 1802 eröffneten, Nationaltheater auf dem Gendarmenmarkt hatte er eine riesige und komfortabel ausgestattete Malersaal-Werkstatt[3] zur Verfügung, die unter dem eigens dafür konzipierten großen Bohlendach eingerichtet worden war. In der in Berlin erscheinenden Vossischen Zeitung vom 10. März 1803, Nr. 127, findet sich eine der seltenen Beschreibungen mehrerer Bühnenbilder einer Aufführung. Es handelt sich um die Aufführung Die Geisterinsel, ein Singspiel von Johann Friedrich Reichardt nach Shakespeares Der Sturm[4]:

„Die Dekorationen sind in reicher blühender Phantasie empfangen und von Herrn Verona herrlich und wirksam ausgeführt. Die Grotte, der Sturm, die sanfte Gegend, darin die Rosengebüsche dem Boden so zauberisch entsteigen, das sternenhelle Blau des Nachthimmels, der Geistertanz im Hintergrunde, und das Paradies, was sich aus finstrer Nacht in einem Nu und in plötzlich hellem Tagesglanz erhebt, man sieht nicht wie? – alle diese Meisterdarstellungen tragen den Namen des unerschöpflichen unermüdeten Künstlers Verona mit Ehre und Glanz. Auch sprach das Publikum seine Freude laut aus, als die letzte Dekoration alle Sinne in freudige Bewegung setzte. – Nur Ariels Wolken sind schwer, und das tobende Meer ist von zu greller Farbe. Auch verließ hie und da die Mechanik der Maschinerie den Zauberkünstler. Allerdings muß man erstaunen, wie eine Bühne, welche täglich Vorstellungen zu leisten hat, eine Vorstellung mit solchem Reichthum und in dem Grade der Vollendung geben kann, woran es sicher keine Deutsche Bühne ihr gleich thut; allein, wenn an völliger Vollendung ein wenig fehlt, so muß man das Wenige geändert wünschen.“

Auf der Deutschen Theaterausstellung 1927 in Magdeburg gezeigtes Bühnenbild Veronas

Einige wenige Entwürfe zu Bühnenbildern haben sich erhalten und werden im Stadtmuseum Berlin (Theaterhistorische Sammlung) aufbewahrt.

Wenig erforscht sind Bartolomeo Veronas Tätigkeiten im Bauwesen außerhalb der Bühnenarchitektur. Im Anstellungsvertrag von 1800 wird Verona als "Königl. Architekt"[5] bezeichnet. In Nachrufen 1813 gibt es Hinweise auf Bauprojekte (u. a. Theaterplanungen) und ausdrücklich auch, dass er als "geschickter praktischer Architekt"[6] wirkte. Er schuf Ausmalungen, Raumausstattungen und Festarchitekturen in Berlin, Potsdam und Umgebung "(...) wo es zur Modesache gehörte von ihm Zimmer und Säle ausmalen zu lassen" sowie nicht näher bekannte Arbeiten in Osnabrück und Hannover.[7] Bautechnikgeschichtlich bedeutend ist sein erstes deutsches Projekt eines Bohlendaches, das er 1786 für den Umbau des Berliner Opernhauses vorlegte. Dieser spektakuläre Entwurf wurde nicht verwirklicht und hätte durch seine auffällige Rundung das Erscheinungsbild des klassischen Gebäudes erheblich verändert.[8]

Verona war von 1790 bis 1813 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Luis Schneider: Geschichte der Oper und des königlichen Opernhauses in Berlin, Berlin 1852
  2. Klaus Gerlach: Ifflands Berliner Bühne. Theatralische Kunstführung und Oekonomie, Berlin 2015
  3. Eckart Rüsch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7, S. 179 (Abb. 176, 177).
  4. Eine Experimentalpoetik. Texte zum Berliner Nationaltheater, Hannover 2007, S. 404
  5. Eckart Rüsch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7, S. 277.
  6. Eckart Rüsch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7, S. 277.
  7. Eckart Rüsch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7, S. 277.
  8. Eckart Rüsch: Baukonstruktion zwischen Innovation und Scheitern. Verona, Langhans, Gilly und die Bohlendächer um 1800. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-00-7, S. 21–22, 162–167, 179 (Abb. 177), 277.
  9. http://www.adk.de/de/akademie/mitglieder/mitglieder-datenbank.htm?we_objectID=29671