Bauernkrieg (1998)

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Dokumentarfilm
Titel Bauernkrieg
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Schweizerdeutsch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 84 Minuten
Stab
Regie Erich Langjahr
Drehbuch Erich Langjahr
Produktion Langjahr Film GmbH
Musik
Kamera Erich Langjahr
Schnitt Erich Langjahr
Besetzung
  • Familie Steffen-Rey, Perlen LU
  • Familie Nyffeler-Albiez, Gut-Hof in Turgi AG
  • Familie Schmidli-Bühlmann, Gürberhof in Emmen LU
  • Familie Abt-Wicki, Steghof in Rottenschwil AG
  • Hans und Bruno Furrer
  • Rainer Saner und Armin Wirth: Arbeitsgem. für Embryotransfer AET Mülligen AG
  • Franz-Joseph Schawalder: Besamungsstation (Künstliche Besamung) Bütschwil SG
  • Werner Käufeler und Peter Hug: TMF, Tiermehlfabrik (Tierkörperverwertung) Bazenheid SG
  • Teilnehmer an der 2. Schweizerischen Brown Swiss Elite – Auktion Sargans SG, am 104. Stierenmarkt Zug ZG, an der Bauerndemonstration auf dem Europaplatz in Luzern am 9. Januar 1992, an der Bauerndemonstration vor dem Bundesplatz in Bern am 23. Oktober 1996. Ansprachen in Luzern: Franz Jung (Politiker) (Altnationalrat, Eschenbach LU), Ueli Blatter (Nationalrat, Engelberg OW), Ferdinand Zumbühl (Innerschweizer Bauernlandammann, Wolfenschiessen NW) und den Enlebucher, Obwaldner und Schwyzer Trychlergruppen.
Chronologie

Bauernkrieg ist ein Kinodokumentarfilm aus dem Jahr 1998 des Schweizer Regisseurs Erich Langjahr. Es ist der zweite Film einer Bauern-Trilogie zu der auch «Sennen-Ballade» und «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» gehören.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Material zum Film entstand über mehrere Jahre. Die Bauerndemonstration vom 9. Januar 1992 auf dem Europaplatz in Luzern kommt im Film genauso vor wie die Bauernkundgebung vom 23. Oktober 1996 auf dem Bundesplatz in Bern, die zu Tumulten führte. Für die Porträts der Pächter, welche ihren Betrieb aufgeben mussten, nahm der Regisseur an verschiedenen Hofversteigerungen teil, die in der Schweiz Ganten genannt werden.[1][2]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Film «Bauernkrieg» setzt sich Erich Langjahr mit der bedrohten Existenz des Bauern zum Ende des 20. Jahrhunderts, im Zeitalter der Massenproduktion, auseinander. Der Film stellt das Überleben der Landwirtschaft in den Mittelpunkt, in einer Zeit des Übergangs von einer staatlich gelenkten Plan- zur Marktwirtschaft. Es ist die Zeit der explosiven Liberalisierung des weltweiten Handels mit Waren. Trotz des Protestes vieler Bauern wurden die neuen GATT-Verträge vom Schweizer Bundesrat unterzeichnet und vom Parlament genehmigt. Somit wurde die Schweiz 1995 Mitglied der Welthandelsorganisation WTO.

Um in dieser neuen Marktsituation überleben zu können, setzen die meisten Bauern auf den technischen Fortschritt und die Hochzucht. Doch viele Betriebe können da nicht mithalten, geben auf, und die Höfe werden versteigert. In vieler Hinsicht ist Bauernkrieg mit seinen apokalyptischen Visionen der volltechnisierten Agro-Industrie das Gegenstück zu dem „ursprünglichen“, fast idyllischen Bild der Sennen-Ballade. Die schockierenden Bilder aus einer Tiermehlfabrik lassen den unheimlichen Eindruck entstehen, die unwürdige Resteverwertung sei ein Schicksal, das Tier und Mensch zugleich betrifft.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film «Bauernkrieg» wurde vom Publikum kontrovers aufgenommen. An der Premiere am Dokumentarfilm-Festival Nyon 1998 nahm auch Bundesrätin Ruth Dreifuss teil. Dazu schrieb Rolf Breiner in der Zuger Presse: Drastisch führt Langjahr auch vor Augen, wie Innereien und Tierkadaver entsorgt und zu Tiermehl verarbeitet werden. Angesichts solch unappetitlicher Bilder schloss auch Bundesrätin Dreifuss die Augen – während Langjahr doch nichts anderes im Sinn hat, als uns die Augen zu öffnen...[3] und Nicole Hess stellte in der Neuen Zürcher Zeitung die Frage: „Wer isst nach Nyon noch Fleisch?“[4]

In der BauernZeitung rezensierte Thomas Binotto den Film ausführlich und schloss mit folgendem Abschnitt: «Bauernkrieg» ist so ein im besten Sinn verstörender und beängstigender Film, weil er bewusst macht, dass eine leistungs- und konsumorientierte Gesellschaft keine ökologische und solidarische sein kann. Aus diesem Grunde soll und muss er Diskussionen auslösen – nicht nur unter Bauern.[5]

«Bauernkrieg» wurde nicht nur in der Deutschschweiz, sondern auch im Tessin[6] und in der Romandie[7] in vielen Kinos gezeigt und teilweise heftig diskutiert. Auch im Ausland wurde der Film an zahlreichen Festivals vorgeführt, so unter anderem in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Schweden, Argentinien und in den USA.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adrian Hürlimann: Existenzen und Existenzfragen; Zuger Premiere von Erich Langjahrs „Bauernkrieg“ vom 16. Oktober. In: Zuger Presse. Nr. 120. Zug 14. Oktober 1998.
  2. Martin Schaub: Die Milch des Horrors. In: Die Wochenzeitung. Nr. 35, 27. August 1998.
  3. Rolf Breiner: Da schloss die Bundesrätin die Augen; Premiere von Erich Langjahrs „Bauernkrieg“ am Dokumentarfilm-Festival Nyon. In: Zuger Presse. Nr. 49. Zug 29. April 1998, S. 23.
  4. Nicole Hess: Totentanz in der Landwirtschaft; Bauernkrieg – ein Dokumentarfilm von Erich Langjahr. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 204. Zürich 4. September 1998.
  5. Thomas Binotto: Schrecklich faszinierend; „Bauernkrieg“ der zweite Film einer Bauern-Trilogie des Filmschaffenden Erich Langjahr. In: BauernZeitung. Bern 11. September 1998.
  6. Gianfranco Helbling: Addio mio contadino; Intervista a Erich Langjahr, regista del film „Bauernkrieg“. In: la Regione Ticino. Locarno 9. Februar 1999.
  7. Pascal Gavillet: Il y a de la véhémence dans „Guerre des paysans“. In: Tribune de Genève. Genf 29. Oktober 1999.
  8. Bundesamt für Kultur, Sektion Film (Hrsg.): Brief an Erich Langjahr. Bern 3. März 1999.
  9. a b sda: Gatt-Kritik belohnt; Preissegen für Erich Langjahr. In: Zuger Presse. Zug 4. November 1998.
  10. Micha Schiwow: Brief an Erich Langjahr. Hrsg.: Schweizerisches Filmzentrum. Zürich 25. November 1998.