Begabungsreserve

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Begabungsreserve ist ein Begriff der Sozialwissenschaft, bzw. Soziologie, und beschreibt möglicherweise existente Leistungspotenzen, die in einem einzelnen Menschen, einer Gruppe oder einer gesamten Gesellschaft vorhanden sind, aber aufgrund von hemmenden Faktoren unterentwickelt bleiben.[1]

Begriffsentstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wurde während der Debatte über die Bildungsreform in den 1960er Jahren verwendet (nach einer Duisburger Schulstudie von Josef Hitpaß) und bezog sich hier im Wesentlichen auf diejenigen Kinder und Jugendlichen, die wegen des damaligen Schul- und Bildungssystems nicht die höheren Ausbildungswege absolvieren konnten. Die bundesdeutsche Bildungsplanung versuchte im Anschluss an den Diskurs durch den Abbau von Bildungsbarrieren eben jene prognostizierten Begabungsreserven „zu erschließen“.

Aktuelle Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Diskussion um die Ergebnisse der PISA-Studie in Deutschland wurde der Begriff 2005 von Rainer Geißler wieder aufgegriffen. In seinem vielbeachteten Artikel Die Metamorphose der Arbeitertochter zum Migrantensohn. Zum Wandel der Chancenstruktur im Bildungssystem nach Schicht, Geschlecht, Ethnie und deren Verknüpfungen. beschreibt Geißler die Verschiebung der zu fördernden Subjekte von Arbeiterkindern und katholischen Bevölkerungsgruppen in den 1960er Jahren hin zu Migrantenkindern, insbesondere aus den früheren Anwerbeländern und Aussiedlerfamilien.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans W. Jürgens: Untersuchungen über Begabungsreserven. In: Soziale Welt. 17 Jg., 1966, 4, S. 316–328.
  • Geißler, Rainer: Die Metamorphose der Arbeitertochter zum Migrantensohn. Zum Wandel der Chancenstruktur im Bildungssystem nach Schicht, Geschlecht, Ethnie und deren Verknüpfungen. In: P. A. Berger, H. Kahlert (Hrsg.): Institutionalisierte Ungleichheiten. Wie das Bildungswesen Chancen blockiert. Weinheim und München 2005, S. 71–100.
  • Uwe Hochmuth; Michael Mangold (Hrsg.): Symposium über die Ökonomisierung im Bildungswesen. Tagungsband einer gemeinsamen Veranstaltung im November 2010 der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) und (ZKM) Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. Fink, München, Paderborn 2012.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 410). 4., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-41004-4, S. 79.