Benutzer:Alexander Leischner/Grabstein von Badegisel

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Der Grabstein des Badegisel fränkisch aus der Merowingerzeit ausgehendes 7. Jahrhundert aus Mainz

Auffindung und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gefunden 1907 bei Grabungen, Spolie verbaut im Fundament der ersten, spätrömischen Coemeterialkirche für den Heiligen Alban von Mainz auf dem ehemaligen benediktinischen Klostergelände heute Stift St. Alban vor Mainz.

40 X 40 cm Kalkstein

Inschrift und Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

+ IN HVNC TITVLVM RE
QVIISCIT BENE MEMO
RIVS BADEGISELVS
PRESBITER QVI VIXIT
IN PACI ANNVS
XXXXX FELICITER
„+ In diesem Grab ruht der Priester Badegisel guten Andenkens, er lebte (der) Jahre 50 in Frieden glücklich“

In grammatisch falscher Form begegnen hier die geläufigen Formulare in hoc titulo requiescit und bonae memoriae. Oft kommt ein presbyter in Grabinschriften vor. Der Name Badegisel ist literarisch mehrfach belegt; Namen auf -gisel sind bei den Franken des 6./7. Jahrhunderts häufig gewesen.

wichtiger Beleg für das Bestehen einer mönchsähnlichen Gemeinschaft an der vorkarolingischen Albanskirche, noch vor der Errichtung eines Benediktinerklosters im Jahre 805.



Kontext der fränkischen Einnahme Rheinhessens und der Pfalz nach 500 n. Chr. (Schlacht von Zülpich) zu stellen und des seit 451 verwaisten Mainzer Bischofssitzes, der ab Mitte des 6. Jahrhunderts neu besetzt wurde. Durch die Neubesetzung erlebte die Region einen Aufschwung der Missionierung und des kirchlichen Lebens.[1] Dies zeigte sich durch archäologische Belege in der Alltagskultur und insbesondere in der Bestattungskultur (Bertichilde-Grabstein). In der Mittelrhein-Region setzte sich in dieser Zeit zunehmend eine fränkische Lapidarschrift durch, die runischen Einfluss auf die Form einiger Buchstaben deutlich zeigt. Zudem belegen die Osthofener Inschrift und die der Bügelfibel von Freilaubersheim, dass die Runenschrift noch bekannt und geläufig war.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Waltraud Boppert, Monika Mattern: Römische und frühchristliche Grabsteine. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 127–138.
  • Waltraud Boppert: Die frühchristlichen Inschriften des Mittelrheingebietes. Philipp von Zabern, Mainz 1971, S. 24f.
  • Klaus Düwel: Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Ders. (Hrsg.): Runische Schriftkultur in kontinental-skandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 10). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 229–308.
  • Tino Licht: Grabstein des Priesters Badegisel – Römische Bestattung im Runengewand. In: Eva Ferro, Tino Licht and Kirsten Wallenwein (Hrsg.): Artefakte früher Mainzer Schriftkultur. (= Universitätsmuseum Heidelberg – Kataloge, Vol. 12). Universitätsmuseum Heidelberg, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-946531-57-9, S. 8–9.
  • Marie-Pierre Terrien: La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle. Corpus et synthèse. Paris 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby: online

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Martin: Kontinentalgermanische Runeninschriften und „alamannische Runenprovinz“ aus archäologischer Sicht. S. 294 f.
  2. Klaus Düwel: Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Klaus Düwel (Hrsg.): Runische Schriftkultur in kontinental-skandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. (= Reallexikon der Germanischen Alterumskunde — Ergänzungsbände Band 10). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, ISBN 978-3-11-014328-7, S. 229 – 308; hier 233. (kostenpflichtig bei de Gruyter Online)