Benutzer:AnPa28/Liste von Veranstaltungen im Haus der jungen Talente

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Junge Kursteilnehmer am Eingang des HdjT, 1989

Das Haus der jungen Talente (kurz HdjT) war das wichtigste Jugendkulturhaus in Ost-Berlin. Es befand sich von 1951/59 bis 1991 im Podewilschen Palais in Berlin-Mitte in der Klosterstraße nahe des U-Bahnhofs Klosterstraße.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus der Jugend, 1952, vor dem Umbau

Das barocke Palais von 1701/04 wurde seit 1874 vom Magistrat der Stadt Berlin genutzt. 1944/45 wurde es beschädigt und in den folgenden Jahren wieder instandgesetzt.

Seit 1951 wurde es als Haus der Jugend genutzt. Von 1952 bis 1954 erfolgten größere Umbauten. Seit 1959 hieß es Haus der jungen Talente. Dort gab es zahlreiche Kulturangebote für Kinder und Jugendliche. In den 1950er und 1960er Jahren waren die meisten Veranstaltungen in ihrer Ausrichtung stark an der offiziellen Ideologie orientiert.

Bar im Haus der jungen Talente, 1970

Seit den frühen 1970er Jahren öffnete sich das Haus der jungen Talente in seinen Angeboten. Da es dem Magistrat von Ost-Berlin unterstand und nicht der FDJ, war der politische Handlungsspielraum etwas größer und es gab nur verhältnismäßig wenig Einflussnahme durch Funktionäre.[1] Das HdjT wurde bald zum wichtigsten Zentrum für Folkmusik und Jazz in Berlin und für Avantgarde-Jazz/Free Jazz in der DDR. Dort spielten auch zahlreiche junge Rock- und Bluesbands, die ein etwas abweichendes Kultur- und Lebensverständnis hatten.

Das HdjT behielt seine Bedeutung bis 1990, auch wenn neuere Jugendkulturen wie Punk und Ska dort keine Berücksichtigung mehr fanden. 1991 wurde es geschlossen und allen über 40 Gruppen und Zirkeln gekündigt, da der Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und die zuständige Senatsverwaltung das bisherige Nutzungskonzept nicht weiterführen wollten.[2] Nach einem umfangreichen Umbau wurden dann dort einige elitäre Kulturbüros eingerichtet.

Gruppen und Zirkel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab über 40 Gruppen und Zirkel, die in 12 Probe- und Veranstaltungsräumen Angebote auf hohem Niveau anboten, darunter [3]

  • Kabarett Die Reizzwecken
  • Singeklub Pablo Neruda
  • Jungenchor Omnibus-Chor
  • das Kleine Theater
  • Theatergruppe vis-á-vis
  • Kropis Artisten
  • Artistengruppe Perchanos, 1970er Jahre
  • Turniertanzkreis Berlin (TkB), 1960er Jahre
  • Pantomimenstudio
  • Kindergruppe Musik und Bewegung Sadako, seit 1964
  • Gruppe Glissando, Hausband des HdjT in den 1970er Jahren
  • Iskra-Klub mit Möglichkeit zum Diskutieren von gesellschaftlichen Fragen ohne Restriktionen
  • Klub junger Philosophen
  • Computerzirkel, seit 1986, wurde vom MfS überwacht[4]
  • Funkamateure mit Funkstation

Außerdem gab es Zirkel für Malen/Zeichnen, Druckgrafik, Fotografie, Plastik, Textiles Kunsthandwerk, Keramik, Philatelie, Literatur, Film, Gitarre, Sprecherziehung, Gesellschafts- und Schülertanz. Es gab ein Atelier, eine regelmäßig wechselnde Galerie junge Künstler im Foyer und Foto- und Grafikausstellungen im Keller (OKK).

Konzerte (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im HdjT wurden zahlreiche Konzerte angeboten, meist im Großen Saal (450 Plätze), im Innenhof (1500 Plätze) oder im Keller (OKK, 150 Plätze), selten im Foyer oder in einem weiteren Veranstaltungsraum. Es gab in den 1980er Jahren fast täglich eine Veranstaltung, montags Jazz, dienstags Rock, mittwoch Folk, manchmal mit Folkstanz, donnerstags Literatur- und Disskussionsveranstaltungen, freitags Blues oder Liedermacher und am Wochenende weitere Konzerte.[5]

Während des Festvals des politischen Liedes im Februar von 1970 bis 1990 war das HdjT das Veranstaltungszentrum, dort fanden täglich zahlreiche Konzerte vom frühen Nachmittag bis nach Mitternacht statt, außerdem gab es Informations- und Gesprächsmöglichkeiten, und weitere Angebote. Weitere Höhepunkte waren die jährlichen Hausfeste, die Jazzfeste und die Folkfeste (1978–1982), ebenfalls mit vielen Veranstaltungen täglich. Bekannt war auch die Veranstaltungsreihe Eintopp von Bettina Wegner in den Jahren 1973 bis 1975.

Konzerte nach Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1972
1974
  • 24. Februar Renft
  • 24. November Renft
1975
1976
1979
1981
1982
  • 15. Januar Pankow, eines ihrer ersten Konzerte
1983
  • 29. November Scheselong
1984
  • Sommer Carla Bley (USA), bekannte Jazzmusikerin und -komponistin
  • 2.+3. November Pankow
1985
1986
1987
  • 7. Januar Electro Artist; Tentakel, Bison
  • 27. Januar Kixx
  • Februar Festival des politischen Liedes, mit Billy Bragg (GB), und anderen
  • 16. Oktober Feeling B, Die Anderen
  • 7. November The Chills
  • 24. November B.R.O.N.X.
1988
  • 4.+5. Februar Johnny and the Drivers (West-Berlin)
  • 23. Juli Johnny and the Drivers
  • 8. Oktober Modern Soul Band
1989
  • 10. Januar Sandow, Feeling B
  • Februar Festival des politischen Liedes, mit Billy Bragg (GB, 15.), Michelle Shocked (USA, 15.), Attila the Stockbroker (GB, 15.)
  • 16. Juni Automatic Dlamini, Die Anderen
  • 20. Juni Pixies
  • 8. Juli The Waltons, und andere
  • 29. August Die Art, Die Anderen
  • 16. September Big Savod, Noah, Inflagranti
  • 9. November Die Zöllner, Mr. Adapoe, Angelika Weiz
  • 2. Dezember Verlorene Lieder – verlorene Zeiten, mit Wolf Biermann, Bettina Wegner und weiteren Liedermachern, mit anschließender Diskussion
1990

Weitere Musiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konzerte gaben auch

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über das Haus der jungen Talente und Veranstaltungen gibt es einige Videos und Dokumentarfilme

  • Der Augenzeuge, 49/1979, mit kurzen Aufnahmen vom Keramikzirkel
  • Dixieland – Dixieland, 1981, Regie Peter Petersen, über Proben einer Dixielandband
  • Antje Budger. Über das Haus der jungen Talente, 1991, Interview

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: AnPa28/Liste von Veranstaltungen im Haus der jungen Talente – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jobst Bürkle: Junge Talente in telegraph 3/1999, mit einigen interessanten Hintergrundinformationen
  2. André Meier: Einfach keinen Ostler gefunden in taz vom 11. Februar 1991, S. 24, über Überlegungen einige Monate vor der Schließung
  3. Geschichte HdjT, mit einigen Angaben
  4. IM-Bericht über den Ost-Berliner Computerclub im Haus der jungen Talente Stasi-Mediathek (lies Transkript links)
  5. Jobst Bürkle, Junge Talente, in telegraph 3/1999 Text, mit einigen interessanten Hintergrundinformationen zur Geschichte des HdjT
  6. Jazz HdjT, mit einigen Jazzmusikern
  7. ZDB, DNB, in ZLB