Benutzer:BMK/Kaffeebohne

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Grüner Kaffee (Arabica)
Anlage zum Trocknen von Kaffeebohnen
Geröstete Kaffeebohnen
Anbaugebiete: r = Robusta, m = gemischt, a = Arabica

Die Kaffeebohne (arab.: قهوة qahwa „Kaffee“ und arab.: بنّ bunn „Beere“) ist der Samen der Kaffeepflanze, mit der das Getränk Kaffee gebrüht wird. Botanisch gesehen ist sie keine Bohne. Das Wort „Kaffeebohne“ ist eine volksetymologische Lehnübersetzung.[1] Die Früchte sind rote, kirschenähnliche Steinfrüchte (Kaffeekirschen) mit meist zwei Steinkernen. Diese Steinkerne sind die eigentlichen „Kaffeebohnen“. Sie liegen mit ihren abgeflachten Seiten zueinander und weisen in der Mitte dieser Fläche eine Längsfurche, die sogenannte Naht, auf.[2] Eine Sonderform, bei der einer der zwei Kerne verkümmert und sich nur ein einzelner, rundlicher Kern entwickelt, nennt man „Perlbohne“.

Diese Steinkerne sind die Samen der Kaffeepflanzen und bestehen größtenteils aus Nährgewebe, das Coffein in Mengen von etwa 0,8 bis 2,5 % enthält.

Die Pflanzen gehören zur Gattung Coffea aus der Familie der Rubiaceae.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Kaffeepflanze wurde in den Bergen des Jemen gefunden.

1500 wurde sie über den Hafen von Mokha im Jemen in den Rest der Welt exportiert.

Der erste Anbau in Indien (Chikmagalur) fand um 1600 statt, in Europa (und damit der erste Anbau außerhalb Ostafrika/Arabien) um 1616, in Java 1699, in der Karibik (Kuba, Hispaniola-Haiti und die Dominikanische Republik, Jamaika, Puerto Rico) um 1715–1730, in Südamerika um 1730 und in der Vereinigten Ostindischen Kompanie um 1720.

1865 wurden die gerösteten Bohnen erstmals auf dem Einzelhandelsmarkt (Pittsburgh) verkauft.

In den 1950er Jahren wurde schließlich das für die Herstellung von Instantkaffee wichtige Sprühtrocknungsverfahren entwickelt.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südamerika ist für etwa 45 % des gesamten Kaffee-Exports in der Welt verantwortlich. Die Vereinigten Staaten importierten im Wirtschaftsjahr 2018/2019 mehr Kaffee als jede andere Nation (ca. 1,8 Mio. t).[3]

Im Jahr 2013 betrug der Pro-Kopf-Konsum von Kaffee in den Vereinigten Staaten 4,27 kg[4], der Wert des importierten Kaffees mehr als 8 Milliarden Dollar.[5]

Sorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt vierzig verschiedene Sorten. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings das Angebot hauptsächlich auf die beiden Sorten Arabica (Coffea arabica) und Robusta (Coffea canephora, Syn. robusta) reduziert.

  • Mit 60 Prozent des Welthandels ist Arabica die wichtigste Kaffeesorte. Sie wächst vor allem im Hochland zum Beispiel in Brasilien, Kenia und Kolumbien. Die Bohne ist grünlich bis blaugrün, oval geformt und etwa 9 mm lang.[2] Sie besitzt eine geschwungene Naht.
  • Robusta resp. Canephora ist schnellwüchsiger, ertragreicher und widerstandsfähiger als die Arabica-Sorte. Sie wächst in Gebieten bis 900 Metern Höhe wie zum Beispiel in Kolumbien, Vietnam oder Indonesien. Bohnen dieser Art sind bräunlich bis gelbgrün, rundlich und kleiner als die von Arabica.[2] Die Naht ist gerade. Robusta wird als Zusatz vor allem für die Zubereitung von Espresso benutzt, da sie die Bildung der Crema unterstützt und einen vollen Körper bringt sowie im Geschmacksprofil sehr säurereduziert ist.
  • Excelsa-Kaffeepflanzen (werden ausschließlich in Afrika am Tschadsee angepflanzt). Die Erntemengen sind entsprechend klein. Deren Bohnen sind im Lebensmittel-Einzelhandel eher nicht erhältlich, sondern nur im spezialisierten Fachhandel. Daraus aufgebrühte Kaffees gelten als Delikatesse.

Der teurere Arabica (auch als Java-Bohne bekannt) gibt einen etwas stärker säurebetonten Kaffee mit eher weniger Bitterstoffen, hellerer Crema, aber dafür mit mehr feineren (oft als „fruchtig“ beschriebenen) Geschmacksnuancen. Robusta dagegen hat oft etwas weniger Säure (aufgrund der weniger ausgefeilten Geschmacksabstufungen kann er gut etwas länger geröstet werden, was die Säure reduziert), ist tendenziell bitterer (bei guten Kaffees eine feine Bitternote wie bei dunkler Schokolade), gibt die dunklere Crema und verleiht dem Kaffee seinen „Körper“ (einen etwas breiteren Geschmack, eine Art Fundament). Letztlich ist es also vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks, welches Mischungsverhältnis man bevorzugt – z. B. 60:40 (eher Süditalien), 75:25, 90:10 oder 100:0 (eher Norditalien) –, wobei 100%ige Arabicas von Kennern oft als unausgewogen empfunden werden.

Güteklasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Beurteilung von Kaffeebohnen sind Herkunft, Größe und die Anzahl der Defekte in der Lieferung besonders wichtige Kriterien.[6]

Bei der Herkunft geht es hauptsächlich um die Anbauhöhe. In höheren Lagen reifen die Früchte langsamer und die Bohnen wachsen größer und härter.

Übliche Abkürzungen in Mittel- und Südamerika sind SHB (Strictly Hard Bean, oder auch SHG für Strictly High Grown) für Anbaugebiete in 1600 Meter über dem Meer und höher sowie HB (Hard Bean) für darunter liegende Regionen.

Kaffeebohnen werden bei der Produktion der Größe nach sortiert. Größere Bohnen erzielen auf dem Markt höhere Preise, da Händler davon ausgehen, dass sie längere Zeit zum Reifen hatten. Größenangaben sind in 1/64 Zoll angegeben. Im internationalen Handel geht die Einteilung von very large (Größe 20 ≈ 8 mm) über small (Größe 14 ≈ 5,5 mm) bis peaberry (kleiner).

Zur Prüfung der Qualität der Lieferung wird eine Stichprobe auf Mängel untersucht. Bei der Brasilien-Methode zählt man die Mängel in einer Probe von 300 g. Mängel werden dabei unterschiedlich gewichtet. So zählt eine faule Bohne als ein voller Defekt, während eine zerbrochene als 1/5 zählt. Wird dagegen ein großer Stein oder Zweig gefunden, werden gleich fünf volle Defekte notiert.[7]

Wirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 9,2 Mio. t Kaffeebohnen (grün) geerntet (ohne Angabe der Sorten).

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die zehn größten Produzenten von Kaffeebohnen weltweit, die insgesamt 83,6 % der Erntemenge produzierten.

Größte Kaffeebohnenproduzenten (2017)[8]
Rang Land Menge

(in t)

1 Brasilien Brasilien 2.680.515
2 Vietnam Vietnam 1.542.398
3 Kolumbien Kolumbien 754.376
4 Indonesien Indonesien 668.677
5 Honduras Honduras 475.042
6 Athiopien Äthiopien 471.247
7 Peru Peru 346.466
8 Indien Indien 312.000
9 Guatemala Guatemala 245.441
10 Uganda Uganda 209.325
Welt 9.212.168

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaffeebohnen mit Schokolade überzogen

Der Großteil der Weltproduktion findet geröstet und gemahlen Verwendung in der Herstellung des Getränks Kaffee.

Darüber hinaus werden die Bohnen noch zu vielen weiteren Zwecken genutzt. So können die gerösteten Bohnen auch im Ganzen verzehrt werden. Süßigkeitenhersteller bieten sie mit Schokolade überzogen an.

Die Bohnen zu essen gilt als gesund, da sie nährstoff- und vitaminreich sind. Allerdings ist bei übermäßigem Genuss Vorsicht geboten, da beim Kauen größere Partikel entstehen als beim Mahlen und sich das Koffein dadurch langsamer löst. Somit tritt eine Wirkung erst nach etwa einer halben Stunde ein und hält einige Stunden an.[9]

Auch im medizinischen Bereich wird Kaffee eingesetzt:

  • In letzter Zeit wird außerdem Extrakt aus grünen Kaffeebohnen als Wundermittel gegen Übergewicht und Falten beworben.[11] Ein Aufguss aus grünen Kaffeebohnen kann sehr einfach und kostengünstig selbst hergestellt werden.[12][13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Becker, Volker Höhfeld, Horst Kopp: Kaffee aus Arabien. Der Bedeutungswandel eines Weltwirtschaftsgutes und seine siedlungsgeographische Konsequenz an der Trockengrenze der Ökumene. (Reihe: Erdkundliches Wissen. Schriftenfolge für Forschung und Praxis. Heft 46). Wiesbaden 1979.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kaffeebohnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: BMK/Kaffeebohne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erdmute Heller: Arabesken und Talismane. C.H.Beck, 1992, ISBN 3-406-34066-0, S. 145.
  2. a b c Kaffee, Rohkaffee. In: Transport-Informations-Service. Abgerufen am 2. April 2015.
  3. Imports of coffee by selected importing countries – June 2019. (PDF) International Coffee Organization, Juni 2019, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  4. Food Supply – Crops Primary Equivalent, fao.org > Food supply quantity (kg/capita/year)
  5. http://www.ico.org/prices/new-consumption-table.pdf World coffee consumption}} International Coffee Organization, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  6. Rohkaffee. In: KaffeeWiki. Abgerufen am 27. April 2015.
  7. Classification of Green Coffee Beans: Brazil / New York Method. Coffee Research Institute, abgerufen am 26. April 2015.
  8. Crops > Coffee, green. In: Offizielle Produktionsstatistik der FAO für 2017. fao.org, abgerufen am 5. September 2019 (englisch).
  9. Kaffeebohnen essen – ist das verkehrt? 25. Juli 2014, abgerufen am 27. April 2015.
  10. Kaffeekohle – Ein Heilpulver nicht nur für den Darm. 22. April 2011, abgerufen am 27. April 2015.
  11. Grüner Kaffee. Abgerufen am 27. April 2015.
  12. Roastrebels: Trendgetränk grüner Kaffee - Wirkung und Zubereitung. Abgerufen am 29. März 2019.
  13. Lukas Macheiner, Anatol Schmidt. Matthias Schreiner, Helmut K. Mayer: Green coffee infusion as a source of caffeine and chlorogenic acid. In: Journal of Food Composition and Analysis. Band 84, 2019 (DOI).