Benutzer:Bennsenson/Anliegen

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Seit einiger Zeit beschäftige ich mich hier auf WP schwerpunktmäßig mit den Themen Nahostkonflikt, Israel und Israelfeindlichkeit; in diesem Zusammenhang leider auch mit unterschwelligem, teilweise unverhohlenem Antisemitismus. Eigentlich ist das alles andere als mein Lieblingsthema. Gerne würde ich wieder mehr Filmartikel erstellen und verbessern oder mich in anderen, ruhigeren Bereichen umtun. Doch aus verschiedenen Gründen halte ich ein Engagement auf diesem Gebiet - vor allem aktuell - für sehr wichtig.

Als die NPD dem einzigen, mehrheitlich jüdischen Staat der Welt im Jahr 2006 bei einer expliziten Anti-Israel-Demo vorwarf, die "internationale Völkermordzentrale" zu sein, reagierte der Verfassungsschutz und ließ den Initiator der Demonstration, den NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt, wegen Volksverhetzung festnehmen. Der Vorwurf, Israel begehe Völkermord, relativierte in den Augen der Behörden einerseits den Völkermord der deutschen, nationalsozialistischen Diktatur an den Juden und wurde andererseits als ein sachlich falscher, also diffamierender Vorwurf geahndet. Für seine relativierenden Äußerungen zum Holocaust wurde Udo Voigt mehrfach überparteilich, aber auch durch Gerichte verurteilt. Es wurde in diesem Zusammenhang festgestellt, dass eine der Säulen der rechtsextremen Ideologie der Antisemitismus ist, und dass Antisemitismus - auch deshalb - eine der größten Bedrohungen für unsere Gesellschaft und Kultur ist.

Die nationalsozialistische Ideologie ist mir zutiefst verhasst. Ich verachte ihre stumpfsinnigen und hassbringenden Parolen mit jeder Faser meines Körpers. Käme hier auf WP jemand auf die Idee, mir daraus eine Strick zu drehen? Wohl kaum. Und meines Erachtens auch zurecht.

Dies alles im Hinterkopf, stelle ich eine einfache Frage: Ist der Vergleich Israels mit dem NS-Regime im Allgemeinen und die Gleichsetzung der Politik Israels im Nahostkonflikt mit dem industriell betriebenen Massenmord der Nazis, dem Holocaust, im Speziellen, antisemitisch? Oder etwa nur dann, wenn dieser Vergleich von Rechtsextremen getätigt wird? Dies ist keine rhetorische Frage. Sie wird in den von mir oben genannten Themengebieten sehr emotional und kontrovers diskutiert. Das mag vielleicht so manchen überraschen. Und doch ist es so.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Israel ist Teil eines unseligen und festgefahrenen Konflikts, und die Rolle, die Israel darin spielt, kann und muss kritisch beleuchtet werden. Genauso kritisch beleuchtet werden muss jedoch das Wesen dieser Kritik. Kritik ist nur gerecht, wenn sie alle Faktoren und Voraussetzungen des Konflikts berücksichtigt. Wird sie einseitig, überzogen, ist sie Produkt von zweierlei Maß und lässt sie Israels Bedrohungen außen vor, oder kommt sie nicht ohne die angesprochenen oder ähnliche Vergleiche aus, dann wird sie nicht dadurch legitimiert, dass sie von Usern stammt, die den Rechtsextremismus ablehnen. Vielmehr sollten sich diese Leute fragen, auf welche argumentative Ebene sie sich begeben, wenn sie Israel explizit oder implizit NS-gleiche Machenschaften vorwerfen oder das Land auf ähnliche Weise diffamieren.

Vor allem aber fordere ich alle Benutzer der WP auf, egal aus welchem politischen Lager sie stammen, mit Vehemenz gegen inhärent antisemitische und/oder maßlose und einseitige Kritik an Israel vorzugehen. Denn WP ist eine Enzyklopädie, die aufklären will. Unverhältnismäßige Kritik hat hier keinen Platz, egal aus welchem politischen Lager sie kommt, egal um was es geht. Und genauso verhält es sich mit offenem oder sekundärem Antisemitismus. Judenhass ist, wie Adorno wusste, vor allem antiaufklärerische Macht. Es gibt kaum eine vernünftigere und für eine "offene" Enzyklopädie relevantere Tat, als diesen immer und überall zu bekämpfen, egal ob er aus dem Mund eines Nazis oder aus dem Mund eines politisch Andersorientierten kommt.--bennsenson 19:29, 16. Mär. 2009 (CET)

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hubertl schrieb dazu: Sicher, für Dich werden ja auch alle Rechten, Linken, wertkonservative und anerkannte Denker gleichermaßen zu Antisemiten, wenn sie sich die Freiheit herausnehmen, zB. die Politik Israels kritisch zu betrachten. Da hilft auch deine Pseudorelativierung nichts, welche du in diesem Text anführst. Die ist nicht besser als das berühmte: "Ich kann ja kein Antisemit sein, ich kenne sogar einen Juden!" [1]

Dieser psychologisch entlarvende Affekt, der in einem wirren Vergleich gipfelt, ist ein schönes Beispiel für das Feedback von Benutzern, die sich von meinem Anliegen offenbar besonders stark angesprochen und angegriffen fühlen; wahrscheinlich deshalb, weil sie die von mir beschriebenen Argumentationen und Vergleiche selbst schon verwendet haben. Die Motivation, mich als jemanden darzustellen, der Kritik an Israel pauschal ablehnt, dürfte klar sein: Die von mir vorgenommene Differenzierung zwischen sachlich-seriöser und deshalb auch legitimer Kritik und diffamierender wie irrationaler Vorwürfe ist denen, die auf letztere zurückgreifen, natürlich ein Dorn im Auge. Deshalb versuchen sie den Spieß einfach umzudrehen und tun so, als seien sie Opfer von Pauschalisierungen. Mit der offensichtlich falschen Behauptung, ich hätte alle Israelkritiker zu Antisemiten abgestempelt, wollen sie sich der individuell ausgerichteten Kritik an ihren Ansichten und Argumenten entziehen, flüchten sich in die von ihnen konstruierte Menge. Wie stehen diese Leute also zu den von mir dargestellten Problemen, etwa beim Holocaustvergleich? Hier wird es selten konkret. Lieber zünden sie solche oder ähnliche Nebelkerzen, die mich als Personen diskreditieren sollen, damit man sich mit diesen Fragen nicht sachlich auseinandersetzt. Auf dass es ihnen nicht gelingen möge.--bennsenson 14:46, 7. Jun. 2009 (CEST)