Benutzer:Bernhard Beier/Dieser Benutzer ist atlantophil!

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Es kann und darf nicht die Aufgabe der Wikipedia sein, ihren LeserInnen eine bestimmte Lehrmeinung zur Ausdeutung von Platons Atlantisbericht als gesicherte Erkenntnis zu 'verkaufen'.

...denn er betrachtet Atlantisforschung - und insbesondere deren Geschichte - nicht nur als wissenschaftlich legitimes, sondern auch als höchst spannendes sowie dankbares Forschungsgebiet, das leider häufig unterschätzt und ohne nähere Sachkenntnis und zu Unrecht 'abgekanzelt' oder sogar lächerlich gemacht wird. All jenen, die - auch und gerade bei der Wikipedia - meinen, sich in Sachen Atlantisforschung vorschnell mit Aussagen wie "Quatsch", "Unsinn" oder auch mit der Zuschreibung "Pseudowissenschaft" hervortun zu müssen, möchte er ausdrücklich entgegenhalten: "Zu den Vorausetzungen seriöser Atlantologie-Kritik gehören zwingend sowohl die Kenntnis der (grenz-) wissenschaftlichen Grundlagen der Atlantisforschung als auch ein profundes Wissen in Bezug auf die 'Forschungslandschaft' und im Bereich der Atlantologie-Historik, also ein umfangreicher Wissenskanon, der nur im Verlauf umfassender, gründlicher und entsprechend zeitintensiver Studien erworben werden kann." [1] Fast niemand, der lautstark den Stab über der Atlantologie bricht, kann dies jedoch für sich in Anspuch nehmen - und diese Feststellung gilt ganz ausdrücklich auch für Berufswissenschaftler.

So bemerkte etwa der atlantophile Philosoph Ulrich Sonnemann über das gestörte Verhältnis zwischen universitärem Bezirk und Atlantisforschung: "Was mir an vielem auffällt, ist, was man im Englischen >jumping to conclusion< nennt: dass man schon bei der Formulierung des Themas auf phantastische Tendenzen schließt; dass man, wo man bestimmte Thesen wenig glaubhaft findet oder etwas an ihnen auszusetzen hat, sich nicht etwa kritisch auf sie einlässt, sondern das ganze Thema tabuisiert; dass man, mit anderen Worten, das den Wissenschaften entgegen gesetzte Verhalten an den Tag legt. [...] Es besteht auf Seiten des positiven Wissenschaftsbetriebs, der manchmal den Pionieren um astronomische Entfernungen hinterherhinkt, eine Beklommenheit mit einem Schielen auf den nächsten: was der dazu sagt und ob man noch ernst genommen wird, wenn man so etwas wie Atlantis thematisch aufnimmt. Diese ganze Haltung hat etwas Durchsichtiges und ein bisschen Lächerliches." [2]

Dr. Nikolai Zhirov, einer der wichtigsten Repräsentanten der modernen Atlantisforschung in der vormaligen UdSSR, erklärte 1970 zu den Hintergründen dieser Denk-Blockade: "Unserer Meinung nach gibt es zwei Gründe für die oben angesprochene negative Einstellung der Atlantis-Legende gegenüber. Bei näherer Betrachtung erscheint sie gleichermaßen als Manifestation von Konservativismus und Hyper-Kritizismus, oder als auf geringer Datenlage und den theoretischen Vorstellungen einer einzelnen Fachwissenschaft, oder sogar nur einer Schule von Forschern basierend. Sehr regelmäßig werden in Forschungen oder Schlußfolgerungen dieser Art Fakten, die widersprechen könnten, vorsätzlich oder unabsichtlich ignoriert." [3]

Insofern mag es durchaus richtig sein, wenn im Lemma 'Lokalisierungshypothesen zu Atlantis' derzeit (26.05.2013) fesstgestellt wird: "Die überwältigende Mehrheit [4] der zuständigen Fachwissenschaftler wie Philologen, Philosophen, Archäologen und Historiker hält Platons Atlantis für eine Erfindung, so dass eine wissenschaftliche Diskussion zur Existenzfrage praktisch nicht stattfindet." Es sollte allerdings für Wikipedianer/innen klar sein, welche Konsequenzen sich aus dieser Feststellung für den enzyklopädischen Umgang mit dem Thema Atlantis / Atlantisforschung ergeben:

  • Da es in Sachen 'Atlantis' seit Jahrzehnten keinen (schul-)wissenschaftlichen Diskurs gegeben hat und auch keine belastbaren universitären Studien oder Untersuchungen vorgelegt wurden, können EnzyklopädistInnen aktuell auch keinen gesicherten, wissenschaftlichen Erkenntnisstand in Sachen 'Atlantis' voraussetzen. Die oben erwähnte Mehrheitsmeinung unter Fachwissenschaftlern - respektive entsprechende Wortmeldungen, z.B. gegenüber der Presse - beruht nämlich in aller Regel nicht, wie im universitären Bezirk ansonsten üblich, auf gründlich und systematisch erarbeiteten sowie kollektiv diskutierten, überprüfbaren Forschungsergebnissen im Kontext eines step by step nachvollziehbaren Erkenntnisprozesses, sondern zumeist lediglich auf der Basis ungeprüfter Kolportage als 'maßgeblich' empfundener, zumeist schon vor Dekaden publizierter, Meinungen einiger Meinungsbildner, die sich in ihrer Auffassung gegenseitig bestätig(t)en. Hörensagen ist jedoch bekanntlich keine wissenschaftliche Methode! Diegenigen Publikationen, in denen FachwissenschaftlerInnen sich in jüngerer Vergangenheit offensiv gegen die Möglichkeit der vormaligen Existenz von 'Atlantis' als historisch-geographische Entität aussprachen und den Atlantisbericht als platonischen Mythos ausdeuteten, sind jedenfaklls aus enzyklopädischer Sicht ebenso als individuelle und private Meinungsäußerungen anzusehen wie solche (inzwischen immer zahlreicher werdenden!) Veröffentlichungen von FachwissenschafterInnen, die entgegengesetzte oder anderslautende (differenziertere) Positionen vertreten. Selbst 'Referenzlieratur' zur wissenschaftlichen Mainstram-Position, wie Pierre Vidal-Naquets Atlantis - Geschichte eines Traums (2006) hätte, da nachweislich fehlerhaft, [5] ein gründliches Peer Review nicht unbeschadet überstanden, geschweige denn eine, selbst bescheidenen wissenschaftlichen Ansprüchen völlig ungenügende, Publikation, wie das Bändchen Atlantis – Wissen, was stimmt (2010) seines deutschen Fachkollegen, des Althistorikers Andreas Hartmann. [6]
  • Aufgrund des Mangels an regulärer bzw. universitärer Forschung zum Thema 'Atlantis' - die heute sinvoller Weise im Rahmen inter- bzw. multidisziplinarer Studien und Projekte erfolgen müsste - kommt der nonkonformistischen, devianten, außenseiterischen oder alternativen (Atlantis-)Forschung auch in enzyklopädischer Hinsicht eine besondere thematische Relevanz zu, die entsprechend darzustellen ist. Dies gilt:
1.) für den Bereich der Referenz-Literatur, die im Bereich der Einzelbelege bei Lemmata in Sachen Atlantis Verwendung finden darf. Bekanntlich sollen Wikipedia-Artikel ja zuerst auf universitär-wissenschaftlicher Literatur basieren, SOFERN solche zu dem betreffenden Thema existiert. Da diese Literatur im vorliegenden Fall jedoch - siehe oben - allenfalls marginal vorhanden ist, und zudem eher wissenschaftsgeschichtlich verwertbar erscheint, muss hier zwangsläufig auf den Bereich der devianten, nonkonformistischen 'Außenseiterforschung', eben der Atlantisforschung rationaler Ausprägung (keinesfalls zu verwechseln mit Atlantis-Esoterik!), zurückgegriffen werden, auch wenn diese einem anderen Paradigma folgt (nämlich der Historizitäts-These) als die universitäre Forschung.
2.) Für die außenseiterische Atlantisforschung selber, die enzyklopädisch - sachlich-objektiv, und im Kontext ihrer Entwicklung (innerhalb ihres kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Bezugsrahmens) darzustellen ist. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass es sich bei einer nicht unerheblichen Anzahl von AtlantisforscherInnen inzwischen um ausgebildete (graduierte oder sogar promovierte) WissenschaftlerInnen handelt, denen kaum die Vorhaltung zu machen ist, sie hätten die Regeln des 'Wissenschaftsspiels nicht verstanden, und gingen bei ihren Forschungen 'unwissenschaftlich' vor. Auch die Zahl in die Atlantisforschung involvierter FachwissenschaftlerInnen aus relevanten Disziplinen weist nach Beobachtung des Verfassers eine steigende Tendenz auf, was er durchaus als Indikator für einen Wandel in der akademischen Behandlung des Atlantisberichts und als erstes Anzeichen eines möglichen Paradigmenwechsels betrachtet.


Atlantis, wie Athanasius Kircher (1602-1680) es sich vorstellte.

Es kann jedenfalls nicht die Aufgabe von WikipedianerInnen sein, den Leserinnen und Lesern der 'Freien Enzyklopädie' eine bestimmte, noch immer dominante, Lehrmeinung zu 'Atlantis' (nämlich die Fiktionalitäts-These) als einzig maßgebend zu 'verkaufen'. Sie haben auch keine Wert- oder Qualitätsurteile (mithin: ihren POV) über 'die' Atlantisforschung abzugeben, um z.B. deren angebliche (!) Minderwertigekeit im Vergleich mit der universitären Mainstream-Forschung zu konstatieren. Dazu verfügen sie (s.o.), von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, gar nicht über die notwendige fachliche Kompetenz! Stattdessen haben sie sich auf eine streng deskriptive Darstellung zu konzentrieren, also die betreffende Forschungslandschaft sowie die unterschiedlichen Modelle in ihren diversen Ausformungen und Facetten darzustellen, die in der Vergangenheit und heute zur Lösung des Atlantis-Problems angeboten werden.

In dieser Hinsicht hat sich, was die deutschsprachige Wikipedia betrifft, im Lauf der Zeit schon vieles positiv verändert, wie z.B. an der Entwicklung des bereits erwähnten Lemmas "Lokalisierungshypothesen zu Atlantis" erkennbar ist. Während noch vor einigen Jahren (daamals wurde das Thema augenscheinlich noch von einigen Wikipedianern kontrolliert, die dogmatisch eine 'Erfindung von Atlantis durch Platon' festgeschrieben sehen wollten) eine regelrechte Zensur dieses vermeintlichen "Mülleimer-Artikels" (ursprünglich quasi als Sammelsurium für alles gedacht, was die Dominanz der vormals im Hauptartikel 'Atlantis' zum Gesetz erobene Fiktionalitäts-These konterkariert hätte) stattfand, welcher dann weiter von 'Unwissenschaftlichem' gesäubert werden sollte ("Alle Theorie[n], die in der Fachwissenschaft noch nicht mal einen Verriss ausgelöst haben, sollten hier entsorgt werden." [7]), ist es heute immerhin möglich, darin sachlich und umfassend die gesamte Bandbreite rationaler (außenseiterisch schulwissenschaftlicher und grenzwissenschaftlicher) Hypothesenvielfalt im Bereich der Atlantisforschung zu darzustellen. (Der Bereich 'Atlantis in der Esoterik' wäre nach Ansicht des Verfassers noch separat und somit deutlich abgegrenzt in einem weiteren Lemma abzuhandeln.) Diesen, sowohl an der Forschungsrealität als auch den Bedürfnissen der LeserInnenschaft - und nicht an den subjektiven Meinungen einzelner WikipedianerInnen zu diesem Thema - orientierten, Standard gilt es zu erhalten (nötigenfalls auch engagiert gegen mögliche Versuche eines 'Rollbacks' zu verteidigen!), und - auf ihm aufbauend - weitere themenbezogene Lemmata zu entwickeln (z.B. 'Atlantisforschung'), sowie bestehende Artikel zu ergänzen (z.B. was Berufs-WissenschaftlerInnen betrifft, die sich auch in atlantologischer Hinsicht engagieren bzw. engagiert haben).

Abschließend noch eine Bemerkung in eigener Sache: Was seine persönlichen Ansichten in Sachen 'Atlantis' betrifft [8], wird dieser Benutzer sie (als POV) freilich nicht im Rahmen seiner Mitarbeit bei der Wikipedia besprechen, und auch keine Diskussionen zu atlantologischen Fragen führen (Theorienbildung), sondern sich auf die Verbesserung und den Ausbau von Artikeln konzentrieren, die sich mit dem Themenkomplex 'Atlantologie, Atlantologie-Historik & Atlantisforscher' befassen.


Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe: Atlantisforschung.de, Stichwort: Atlantologie-Kritik (abgerufen: 26.07.2012)
  2. Quelle: Ulrich Sonnemann, "Atlantis Trauma" (Gespräch mit Florian Rötzer), in: Ästhetik und Kommunikation H. 64 (Atlantis), XVII, 1986, S. 23-26; zit. nach: Siegfried G. Schoppe und Christian Schoppe, Atlantis und die Sintflut im Schwarzen Meer, unter: Atlantis und Wissenschaft - geht das? (abgerufen: 26.07.2012)
  3. Quelle: Nikolai Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Progress Publishers, Moskau, 1970, S. 13
  4. Anmerkung dieses Benutzers: Gesichtertes statistisches Material, das z.B. darüber Aufschluss geben würde, wie "überwältigend" diese Mehrheit tatsächlich ist (respektive: ob sie übehaupt noch "überwältigend" ist!) - oder welche Entwicklungen es in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Hinsicht gegeben hat - existiert leider nicht.
  5. Siehe dazu vom Verfasser bei Atlantisforschung.de die beiden Beiträge: "Nicolas Fréret - Gegner oder Befürworter der Annahme eines (prä)historischen Atlantis?" und "Marsilio Ficino ...und die Wahrheiten in Platons Atlantisbericht" (abgerufen: 27.05.2013)
  6. Siehe Andreas Hartmann, Atlantis. Wissen, was stimmt. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 2010, ISBN 978-3-451-06115-8 (Herder-Spektrum 6115)
  7. Quelle: Pjacobi, "Streichungsbedarf", Diskussion:Lokalisierungshypothesen zu Atlantis, 11. Dez. 2008
  8. Beier vertritt eine moderne Modifikation der Klassischen Atlantis-Theorie. 'Atlantis' betrachtet er vor allem als prähistorisch-panatlantischen Kulturkomplex, und er geht davon aus, dass in Platons Atlantisbericht verschiedene historische Vorbilder, Sagen, Mythen und Legenden miteinander verschmolzen wurden. Die eigentlichen Ursprünge der Atlantis-Saga liegen aus seiner Sicht im Spätpaläolithikum und Neolithikum, die jüngsten Komponenten stammen seiner Meinung nach aus der Zeit der Seevölkerkriege bzw. der spät-mykenischen Periode.