Benutzer:César/Sanddüne

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Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur Leos Carax erarbeitete Anfang 1987 das Drehbuch für den Film, während er für die Vermarktung seiner vorangegangenen Regiearbeit Die Nacht ist jung (1986) um die Welt reiste. Die Geschichte entstand aus einem Traum heraus, in dem Carax das Bild eines an der Brüstung der Pariser Pont Neuf lehnenden Paares gesehen hatte. „Das Bild dieser Liebenden die einer wie der andere ins Wasser stürzen.“ Die Liebenden von Pont-Neuf war als letzter Teil einer Trilogie der 1980er Jahre geplant, die er mit Boy Meets Girl (1984) und Die Nacht ist jung begonnen hatte. Carax betitelte sie als „L’amour de la fille et du garçon“. Er siedelte die Geschichte in der Obdachlosenszene an, da ihn das „Gefühl der Hoffnungslosigkeit“ interessierte.[1] Ursprünglich hatte er Die Liebenden von Pont-Neuf als Super-8-Film entworfen[2] und auch von einem Schwarzweißfilm gesprochen.[3]

Für die Hauptrollen wählte Carax Denis Lavant und Juliette Binoche aus. Lavant, hatte als Carax’ filmisches Alter Ego Alex bereits in den vorangegangenen Spielfilmen Boy Meets Girl und Die Nacht ist jung hergehalten.[2] Binoche, mit der Carax zur Zeit der Dreharbeiten liiert war, hatte in Die Nacht ist jung die weibliche Hauptrolle bekleidet. Auch der technische Stab war dem Regisseur weitestgehend bekannt. Mit dem Kameramann Jean-Yves Escoffier, der Cutterin Nelly Quettier, dem Szenenbildner Michel Vandestien und dem Kostümbildner Robert Nardone hatte Carax bereits zusammen gearbeitet. Für die Nebenrolle des Obdachlosen Hans konnte der bekannte Theaterschauspieler und –regisseur Klaus Michael Grüber verpflichtet werden, der mit Die Liebenden von Pont-Neuf sein Debüt als Filmschauspieler gab. Es sollte seine einzige Filmrolle bleiben. Als Produzenten fungierten Philippe Diaz und Alain Dahan, die auch an der Produktion von Die Nacht ist jung beteiligt gewesen waren. Schon seinen vorangegangenen Spielfilm hatte Carax achtzehn Wochen verspätet fertig stellen können, woraufhin die veranschlagten Produktionskosten von 12 Millionen Franc auf 17 Millionen angestiegen waren.[1]

Ende 1987 stand die Finanzierung des Filmprojekts fest. Die Realisierung sollte 32 Mio. Franc kosten und damit Carax’ bisher teuerster Spielfilm werden (sein Spielfilmdebüt Boy Meets Girl hatte mit unter drei Mio. Franc fertig gestellt werden können). Die Dreharbeiten waren auf zwanzig Wochen angesetzt, darunter drei Wochen an der Pont Neuf selbst, die 1988 tatsächlich für Renovierungsarbeiten geschlossen werden sollte. Das Filmteam hatte Drehgenehmigungen von der Pariser Stadtregierung und der Polizeipräfektur erhalten. Sieben Wochen lang sollte an einem Filmset in Lansargues, zehn Kilometer außerhalb von Montpellier, gedreht werden, wo Szenenbildner Michel Vandestien ein kurzes Brückenstück für Aufnahmen im Halbdunkel und in der Nacht entstehen lassen sollte.[1]

Durch den Misserfolg ihrer Literaturverfilmung Die bengalische Nacht (1988) finanziell angeschlagen, gründete das Produzenten-Team Philippe Diaz und Alain Dahan einen Investmentfond, in den angetan vom Drehbuch die Gesellschaften Gaumont (12,3 Mio. Franc bei Fertigstellung des Films), A2 (4,9 Mio. Franc), der kanadische Koproduzent SEPT, zwei von Steuervorteilen profitierende Gesellschaften („SOFICA“), die Filiale eines Sprachtestzentrums (LTC; 2,5 Mio. Franc) sowie das französische Centre national du cinéma et de l’image animée (1,5 Mio. Franc) einzahlten.[1] Die Dreharbeiten selbst entwickelten sich jedoch zu einem Fiasko. Noch vor Ende des Drehs an der Pariser Pont Neuf zerschnitt sich Hauptdarsteller Denis Lavant die Sehne seines rechten Daumens. Daraufhin musste das Filmset in Montpellier perspektivisch maßstabsgetreu mit Umgebung rekonstruiert werden, um die Szenen bei Tag nachdrehen zu können. Nachdem sich das Budget erhöhte, stiegen die ursprünglichen Produzenten noch vor Fertigstellung der ersten Kulissen aus dem Projekt aus und die Dreharbeiten ruhten für mehrere Monate. Nachdem ein neuer Produzent gefunden und die Kulissen fast vollständig errichtet worden waren, wurden diese durch einen Sturm zerstört.[3]

Mitte März 1990, zwei Jahre nach Beginn der Dreharbeiten, waren erst 40 Minuten Film abgedreht und das Budget auf 80 Mio. Franc angestiegen. Die Dreharbeiten waren zweimal unterbrochen worden, zwei Produzenten waren abgesprungen. Das Filmset in der Nähe von Montpellier hatte 60 Mio. Franc veranschlagt. Zu diesem Zeitpunkt schätzte man, dass weitere 80 Mio. Franc Kapital gebraucht werden würden, um den Film für insgesamt 160 Mio. Franc zu Ende drehen zu können. Französische Medien wie Le Monde spekulierten, ob der Film je zu Ende gedreht werden könnte und es wurden Vergleiche zu finanziell ähnlich desaströsen Filmprojekten wie Erich von Stroheims Gier oder Michael Ciminos Heaven’s Gate gezogen.

--> Christian Flechner wird ins Boot geholt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d vgl. Heymann, Daniele: Les amants du pont d’or. In: Le Monde, 17. März 1990, Culture (aufgerufen via LexisNexis Wirtschaft)
  2. a b vgl. Die Liebenden von Pont-Neuf. In: Koebner, Thomas: Filmklassiker : Beschreibungen und Kommentare ; 1978–1992. Stuttgart : Reclam, 2006. – ISBN 978-3-15-030033-6. S. 532–536
  3. a b vgl. Jhering, Barbara von: Die Liebenden, endlich. In: Die Zeit, 22. November 1991, Nr. 48