Benutzer:C.Koltzenburg/Entwürfe4

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Spielen ist keineswegs nur Spass, wie oftmals - abwertend - gesagt wird, sondern meistens sogar ziemlicher Ernst, wenn zum eigenen Vorteil Grenzen gezogen werden sollen. Das legt uns Tanja Paulitz mit kritischem Blick in die Geschichte von Geschlechtergrenzen dar. Erforscht hat Paulitz, wie Reden und Handeln funktioniert, wenn es um die Herstellung von männlicher Macht geht; wie damit Ansprüche zur Geltung gebracht werden können, vor allem mit Vorschriften über Sichtweisen auf bestimmte Verhältnisse. Konkreter: Männer hätten mehr "mit Technik zu tun" als Frauen? Wie ist dieser Eindruck, der immer noch verbreitet ist, historisch hergestellt worden? Paulitz hat sich "den Ingenieur" vorgenommen und mal geschaut, wie das Verhältnis von Weiblichkeit und Technik vor der Folie von Männlichkeit seit 1850 im deutschen Sprachraum herbeikonstruiert worden ist - durch Grenzziehungen. So ist in Ingenieur-Fachzeitschriften der Zeit nahezu nie von Frauen die Rede gewesen, obwohl ein zentrales Ziel in der ersten Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts der Zugang zu Bildung war.

Paulitz fasst zusammen, dass im Reden über Technik zunächst "Mann" und "Fortschritt" zusammengehören sollten und daraufhin beim nächsten Gerede "der Mann" scheinbar natürlicherweise technikkompetent geworden war: "In ihren Schriften entwarfen die Technikwissenschaftler anfangs den 'Maschinenwissenschaftler' als neutralisierte Person wissenschaftlicher Objektivität mit Hilfe des Fortschrittsnarrativs. Später löste der 'Mann der Tat' das vorige Konzept ab. Mit Hilfe eines Ursprungsnarrativs wurde nun die technische Kompetenz naturalisiert und als besondere Gabe der Geschlechtsnatur des Mannes verstanden".

Der Titel eines Beitrags von 2012 heißt "'Hegemoniale Männlichkeiten' als narrative Distinktionspraxis im Wissenschaftsspiel", ihr jüngstes Buch "Mann und Maschine. Eine genealogische Wissenssoziologie des Ingenieurs und der modernen Technikwissenschaften, 1850-1930". Paulitz' Arbeiten wurden in den Jahren 2006/2007 mit einem großzügigen Forschungsstipendium des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert.